Tichys Einblick
Katrin Vernau

RBB: Das Geldrauswerfen geht unter der neuen Intendantin weiter

Die neue Intendantin des RBB, Katrin Vernau, hat ein großes Saubermachen beim RBB angekündigt und will innerhalb von zwei Jahren 41 Millionen Euro sparen. Im Namen der Transparenz veröffentlichte sie ihr Gehalt: 295.000 Euro. Doch nun stellt sich heraus: Zusätzlich erhält sie einen Mietkostenzuschuss von mindestens 1.000 Euro im Monat.

Katrin Vernau, Interimsintendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB)

IMAGO / epd

Chauffeure, private Reisen beim Sender abgerechnet, geöltes Parkett im Geschäftsführerbüro und der Vorwurf der Korruption: Es ist nicht lange her, dass die Intendantin des RBB, Patricia Schlesinger, fristlos gekündigt wurde. In den Folgewochen kamen immer neue Details der Beitragsverschwendung ans Licht: Bonuszahlungen, mehr als üppige Gehälter für die Führungsriege, Beraterverträge für Freunde und Günstlinge. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue und Vorteilsnahme. Schnell wurde Katrin Vernau als neue Intendantin berufen.

Kritik an Vernau: Sie ist eine aus dem System

Von Anfang an war die Kritik da: Katrin Vernau sei ein Produkt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Vor ihrer Berufung zur Intendantin war sie seit 2014 Verwaltungsdirektorin im WDR. Die Stelle des Interims-Intendanten des RBB, die sie jetzt innehat, wurde nicht öffentlich ausgeschrieben. Alle Bewerber mussten von einer RBB-Findungskommission nominiert werden – Vernau war die einzige nominierte Person. Im ersten Wahlgang scheiterte ihre Wahl an der benötigten Zweidrittelmehrheit im Rundfunkrat. Im zweiten Wahlgang wurde sie bestätigt.
Vernau verkündete, sie wolle im RBB aufräumen. Ihr eigenes Gehalt ist niedriger als das ihrer Vorgängerin: 295.000 Euro statt 338.058 Euro. Kein Dienstwagen und kein Chauffeur. Wohl aber wird ihr eine Bahncard 100 gestellt (Gegenwert 7.010 Euro, erste Klasse) sowie das Privileg, den Fahrzeugpool des RBB zu nutzen. Dazu kommt ein Mietzuschuss von 1.000 Euro im Monat, wie der RBB und andere Medien am Montag meldeten. Tatsächlich beträgt der mögliche Zuschuss sogar 1.500 Euro, BILD veröffentlichte entsprechende Auszüge ihres Arbeitsvertrags.

Ruhegehälter, Beraterhonorare, Abfindungen: Die Ausgaben der alten Intendanz wirken nach

Gleichzeitig sorgt ein neuer Bericht von NDR– und RBB-Journalisten für Aufsehen. 2021 wechselte der RBB-Chefredakteur Christoph Singelstein vorzeitig in den Ruhestand. Dessen Vertrag war erst 2018 verlängert worden mit einer Laufzeit bis 2023. In diesem Vertrag wurde auch eine Klausel aufgenommen, die Singelstein ab Wechsel in den Ruhestand ein monatliches Ruhegeld zugestand. 2021 ging Singelstein in den vorzeitigen Ruhestand: Doch Singelstein schloss sogleich mit dem RBB einen Beratervertrag ab. Dieser läuft bis März 2023: So lange, wie sein ursprünglicher Chefredakteursvertrag. Nun erhält Singelstein pro Monat 8.700 Euro Ruhegeld (58 Prozent seines letzten Gehalts einschließlich Boni) und 6.300 Euro Beraterhonorar. Macht 15.000 Euro im Monat – dasselbe Gehalt, das er als Chefredakteur verdiente.

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Erst vor wenigen Tagen bot der Schlesinger-Vertraute Jan Schulte-Kellinghaus an, den Sender zu verlassen. Schulte-Kellinghaus ist Programmchef des RBB. Er wurde 2017 von Schlesinger zum RBB geholt und ist neben Betriebsdirektor Christoph Augenstein einer von nur zwei Schlesinger-Führungskräften, die noch in der obersten Riege des Senders aktiv sind. Auch ihm steht ein Ruhegeld zu, wie Business Insider berichtet: gut 10.000 Euro im Monat. Schulte-Kellinghaus‘ Vertrag wurde erst im März dieses Jahres bis 2027 verlängert. Schulte-Kelinghaus Angebot kommt aber nicht ohne Gegenforderung. Er würde auch auf das Ruhegeld verzichten (geschätzter Wert 1,6 Millionen Euro), aber dafür verlangt er eine Auszahlung der Gehälter, die ihm entgehen würden: Eine Million Euro.
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