Tichys Einblick
AWO-Affäre

Polizeiliche Durchsuchungen bei AWO-Mitarbeitern

Bei Durchsuchungen im Zusammenhang mit der AWO-Affäre beschlagnahmten die Ermittler Vermögenswerte in Millionenhöhe.

imago images / Noah Wedel
In der Affäre um die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Hessen haben Staatsanwaltschaft und Polizei neue Belege für Selbstbereicherung von Mitarbeitern sichergestellt. Nach eigener Auskunft haben die Ermittler in den Privatwohnungen von fünf Beschuldigten in Wiesbaden, Walluf (Rheingau-Taunus) und Schöneck (Main-Kinzig) Vermögenswerte in Höhe von 2,2 Millionen Euro beschlagnahmt, wie der Hessische Rundfunk berichtet.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Dabei handelt es sich nach Auskunft der Staatsanwaltschaft um hochwertige Kommunikations- und Unterhaltungselektronik, die die Ermittler bei ihren Durchsuchungen im August gesehen hatten. Diese Geräte sind offenbar mit Geld der AWO finanziert worden. Den fünf Beschuldigten wird Untreue vorgeworfen. Seit spätestens 2015 sollen sie umfangreiche Zahlungen unrechtmäßig erlangt haben. Dabei geht es um Dienstwagenpauschalen, Bonuszahlungen, steuerfreie Aufwandsentschädigungen, Ehrenamtspauschalen und fingierte Gehaltsabrechnungen. Außerdem sollen sie Bargeld für angebliche Darlehen, Gehälter und Dienstreisen sowie für private Bewirtungen und Feste aus der Hauptkasse der AWO erhalten haben.

An den Durchsuchungen beteiligt waren 20 Polizeibeamte, drei Staatsanwälte und drei Gerichtsvollzieher, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt und die Polizei am Dienstag laut HR mitteilten.

Schon 2019 war ein ganzer Komplex von überhöhten Gehältern und Luxus-Dienstwagen bei der Frankfurter AWO festgestellt worden, außerdem sind offenbar ungerechtfertigte Spenden an den mit Frankfurt personell verflochtenen Kreisverband Wiesbaden, Bargeld für angebliche Darlehen, Gehälter und Dienstreisen sowie für private Bewirtungen und Feste offenbar aus der Hauptkasse der AWO geflossen. In den Skandal verstrickt ist auch die Ehefrau des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann.Schon in mehreren Beiträgen hatte TE auch auf solche teuren Weihnachtsgeschenke hingewiesen.

Die Arbeiterwohlfahrt ist eine in der Tradition der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung wurzelnder Wohlfahrtsverband zur Unterstützung sozial schlecht gestellter Menschen. Sie ist vor allem in der Versorgung und Betreuung von Behinderten und Senioren aktiv, betreibt aber beispielsweise auch Kindergärten, offene Ganztagsschulen, psychiatrische und forensische Kliniken, Einrichtungen für Ferienfreizeit und Beratungsstellen für Einwanderer. Mit rund 230.000 hauptamtlichen Mitarbeitern ist die AWO einer der großen Arbeitgeber in Deutschland. Schon mehrfach hatte es Skandale um Wohltaten von AWO-Mitarbeitern für sich selbst oder Angehörige gegeben. 2018 wurde zum Beispiel bekannt, dass es auch auf Mallorca einen AWO-Kindergarten gibt.

Am Montag hatten laut HR auch Mitarbeiter der AWO Hessen-Süd vor dem Büro des ehemaligen Generalbevollmächtigten gegen die Raffgier von AWO-Führungskräften und die finanziell negativen Folgen für die Mitarbeiter protestiert.


Lesen Sie auch:

Anzeige