Tichys Einblick
Antifa an Bord

EKD ignoriert Anfrage zu Antifa-Verbindung bei Sea-Watch

Die Evangelische Kirche in Deutschland verhalf der Organisation Sea-Watch zu einem Schiff. Auf dem weht nun die Antifa-Flagge. Die Nähe zumindest eines Aktivisten zum Linksextremismus hätte auch vorher schon bekannt sein können. Was der EKD-Ratsvorsitzende davon hält, erfährt man nicht.

imago Images/epd

Wie es dazu kam, dass die Evangelische Kirche in Deutschland und konkret ihr Ratsvorsitzender Bischof Heinrich Bedford-Strohm eine Organisation unterstützt, die sich mittlerweile offen zur so genannten Antifa bekennt, ist bekannt: Bedford-Strohm hatte sich im Frühjahr 2019 medienwirksam in Szene gesetzt, als er vor Sizilien einem der Schiffe der Nichtregierungsorganisation (NGO) Sea-Watch einen Besuch abstattete, und dies unter anderem mit einem öffentlichen Online-Tagebuch begleitet. 

Auch 2019 ertranken im Mittelmeer rund tausend Menschen, die versucht hatten ein Schiff von NGOs zu erreichen in der Hoffnung, diese Schiffe würden sie aus ihren oft maroden Schlauchbooten befreien und an Bord nehmen, um sie in die EU zu bringen. Wie viele andere bereits auf den lebensfeindlichen Routen hin zur libyschen Küste auf dem Landweg schon ihr Leben verloren, bleibt dabei unbekannt – Fachleute schätzen, dass es in etwa noch einmal so viele Todesopfer sind. 

Bedford-Strohms Seenotrettungsschiff
Sea-Watch-4 hisst Antifa-Flagge
Bedford-Strohms EKD hatte schließlich 2019 die Initiative zur Gründung des Vereins „United4Rescue“ ergriffen, dem sich mehr als 550 Organisationen und Institutionen  anschlossen, darunter einzelne Landeskirchen, aber auch nichtkonfessionelle Organisationen wie „Pro Asyl“, die „Seebrücke“ und die „Akademie Alte Musik Berlin“. Vorsitzender ist von Thies Gundlach, Leiter der Hauptabteilung Kirchliche Handlungsfelder und Bildung in der EKD und Lebensgefährte der Grünen-Bundestagsabgeordneten Katrin Göring-Eckardt, die wiederum offizielle „Botschafterin“ von Sea-Watch ist, wie unter anderem auch ihre Parteifreunde Anton Hofreiter und Claudia Roth. Mit 1,5 Millionen Spendengeld hat der Verein für Sea-Watch das ehemalige Forschungsschiff „F.S. Poseidon“ im Januar 2020 ersteigert und im Februar in Kiel als Sea-Watch-4 umgetauft.

Der Bild-Redakteur Ralf Schuler kommentierte vor wenigen Tagen eine Twitter-Meldung der Sea-Watch folgendermaßen: „Die @EKD hat sich an der @seawatchcrew beteiligt und finanziert mit Spendengeldern also auch Antifa-Aktivisten. Die Kirchenmitglieder sollten das wissen.“

Was war hier konkret passiert? Die NGO Sea-Watch hatte nach mehreren intensiven TE-Anfragen rund um eine Antifa-Beflaggung der Sea-Watch-4 den Schritt nach vorne vollzogen und sich öffentlich zur Antifa, zur „Antifaschistischen Aktion“, bekannt. Gegenüber dem Magazin Idea sagte ein Sea-Watch-Sprecher, die Organisation sei „selbstverständlich“ von einem antifaschistischen Grundverständnis getragen – „was auch sonst?“ Die Selbstverständlichkeit dieser Antwort kontrastiert Idea mit einer Expertise des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages, die Antifa als „Oberbegriff für verschiedene, im Regelfall eher locker strukturierte, ephemere autonome Strömungen der linken bis linksextremen Szene“ definiert.

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TE hatte im Vorfeld dieses bemerkenswerten Outings von Sea-Watch mehrere Anfragen auch an die EKD gestellt. Zwei Mal vor und mehrere Male nach dem Bekenntnis der so genannten Seenotretter zur Antifa.

Von der Mare Liberum vor Lesbos beispielsweise stammt ein Foto mit einem Crew-Mitglied im Antifa-T-Shirt. Dabei handelt es sich um den Mare Liberum Kapitän Dariush Beigui (zeitweilig auch Kapitän der ebenfalls vor Libyen aktiv gewesenen Iuventa der NGO „Jugend rettet“ der gerade in Italien der Prozess gemacht wird), der im Oktober 2018 von Arno Frank für die Taz interviewt wurde. Der stellte den Mare Liberum Kapitän mit Sätzen in Raimund-Harmstorf-der-Seewolf-Prosavor: „Hin und wieder geht Darish nach draußen und blickt mit dem Feldstecher ins Dunkel. In dieser Nacht ist wenig los.“ 

„Kapitän zur Seenotrettung im Mittelmeer“ titelte die Taz, wo es auch hätte heißen können: „Antifa ahoi.“ Oder hat Dariush Beigui nur für das Foto das Shirt eines anderen übergezogen? Wohl eher nicht. Der Kapitän selbst war beispielsweise auch im Antifa-Cafe Pinneberg im Geschwister-Scholl-Haus Gast der Linksradikalen. 

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Auch Jetzt, das Jugendmagazin der Süddeutschen hat den Kapitän exklusiv interviewt im Zusammenhang mit den jahrelangen Ermittlungen der italienischen Gerichte gehen mehrere Crew-Mitglieder mehrerer NGOs. Unter den Angeklagten dieser umnfangreichen Prozesse wegen Schlepperhilfe und anderer Delikte ist auch Dariush Beigui. Gegenüber Jetzt sagt er: „Ich persönlich war seitdem nicht mehr auf dem zentralen Mittelmeer. Dafür aber auf der Mare Liberum in der Ägäis, wo wir Menschenrechtsverletzungen dokumentiert haben.“ 

War Bedford-Strohm, Gundlach und der EKD die Antifa-Verbindung dieser von ihrem Verein unterstützten Organisation bekannt? Und wie stehen Bedford-Strohm und die EKD dazu, das auf dem Schiff, das sie finanzierten, nun die Flagge von Gruppen weht, die der Verfassungsschutz zumindest teilweise als extremistisch einordnet? TE fragte mehrfach nach, bekam aber nach dem bemerkenswerten Vorstoß und Outing der Sea-Watch als Antifa-Einheit zur See keine Antwort der EKD-Pressestelle. Nicht einmal eine der üblichen Eingangsbestätigungen. 

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