Tichys Einblick
Deutschland nehme doch alle auf

Corona in Südostasien: Wie Thailand auf die Pandemie reagiert

Reisende, die gerade noch aus Thailand zurückkehren konnten, berichten von konsequenten Maßnahmen im Umgang mit Corona-Risikopersonen. Und von einem Ereignis, das zeigt, wie man dort Deutschland einschätzt.

imago images / ZUMA Wire

Deutschland riegelt als ziemlich letztes Land seine Grenzen wegen des grassierenden Corona-Virus ab. Doch unser Land hat in der Welt durch die Regierungspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Willkommenskultur für Asyleinwanderer und viel zu späten Corona-Konsequenzen inzwischen den Ruf – „Deutschland nimmt doch alle auf“.

Reisende, die gerade noch aus Südostasien dieser Tage zurückkehren konnten, berichten von unglaublichen Maßnahmen anderer Staaten im Umgang mit Corona-Risikopersonen – und zwar gegenüber Deutschland.

In ihrem rigorosen Abwehrkampf gegen das Corona-Virus nutzen beispielsweise thailändische Behörden die laschen deutschen Einreisebestimmungen für ihre Interessen aus, versichern deutsche Reisende TE-Online glaubhaft. Sie schildern der Redaktion einen Fall, der zeigt, welchen fragwürdigen Ruf die Bundesrepublik inzwischen im Ausland genießt.

Am 14. März 2020, so die deutschen Fluggäste, die anonym bleiben wollen, wurde eine etwa 70-jährige Italienerin an der Einreise nach Thailand gehindert und zwangsweise auf dem Flughafen Bangkok Suvarnabhumi in den Airbus A350-400 des Mittagsflugs von Thai Airways International nach Frankfurt (TG 922, Abflug 12.45 Ortszeit) gesetzt.

Warum? Die inzwischen ziemlich erschöpfte und frustrierte alte Dame mit italienischem Pass war nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren nicht mehr in Italien. Sie lebt seit rund 40 Jahren in Bangkok, wo sie ein Haus besitzt. Für eine Beerdigung war sie nach Frankreich geflogen, bei ihrer Rückkehr nach Bangkok verweigerte ihr die Kontrollaufsicht die Wiedereinreise. Die thailändischen Behörden setzten sie aber weder in einen Flug nach Italien – denn dort sind die Flughäfen geschlossen – noch in einen Flug nach Frankreich, von wo sie gekommen war, sondern in einen Flieger Richtung Deutschland, um sich ihres Problems zu entledigen. Deutschland nehme doch im Zweifel alle auf, wäre die Haltung der Behörden in Bangkok, berichten die deutschen Passagiere.

Keine Hamsterkäufe und überall Desinfektionsmittel

In Japan breitet sich das Virus deutlich langsamer aus als in Europa
Im Gegensatz zu Deutschland, wo Hamsterkäufe um sich greifen, seien in Ländern wie Vietnam, Kambodscha und Thailand die Leute gelassen und vorsichtig zugleich, erzählen deutsche Rückkehrer. Es gibt zumindest offiziell insgesamt wenige Corona-Fälle, da das Virus trotz hoher Luftfeuchtigkeit bei den hohen Temperaturen nur wenige Minuten überleben kann. Trotzdem tragen viele Menschen Schutzmasken in größeren Städten vor allem in Thailand – auch wegen der Luftverschmutzung.

Seit dem Ausbruch des Corona-Virus in China stehen jedoch überall Flaschen mit Desinfektionsmitteln für die alle zur Verfügung: An Grenzübergängen, in Hotels (Rezeption, Fahrstühle), vor Einkaufszentren, Supermärkten, öffentlichen Gebäuden, in öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahnsteige, Bahnhöfe), in Flughäfen und vielen anderen Orten.

Kein Vergleich zu Deutschland, wo Bundes- und Landesregierungen keine ausreichende Versorgung mit Desinfektionsmitteln als effektivste Anti-Corona-Vorsorge organisieren können. Sie sehen bei Hamsterkäufen und Diebstählen von Desinfektionsmitteln in Krankenhäusern und Einrichtungen einfach nur zu.

In Südostasien hingegen ist vieles gut organisiert. Personal weist oft darauf hin, die Desinfektionsmittel auch zu benutzen. Zur Grenzkontrolle gehören zudem Messungen der Körpertemperatur, berichten die deutschen Rückkehrer, während den Passagieren beispielsweise auf dem Frankfurter Flughafen nach der Ankunft weder die Körpertemperatur gemessen wird, noch irgendwo Desinfektionsmittel angeboten werden – nicht einmal auf den Toiletten. Temperaturen würden oft auch in Hotels oder Shopping-Malls in Thailand gemessen. Im wirtschaftlich weiter als Vietnam und besonders als Kambodscha entwickelten Thailand seien solche Maßnahmen flächendeckender zu finden als in den anderen beiden Ländern. Alle drei Länder hätten eine Liste von Ländern aufgestellt, deren Staatsbürger überhaupt nicht mehr einreisen dürfen. Für Thailand seien das derzeit etwa ein Dutzend Länder, darunter zum Beispiel China, Iran, Südkorea oder Italien.

Anders als bei der Kanzlerin: Gesundes Misstrauen gegen China

Weiter berichten die deutschen Reisenden: Insgesamt sei das Misstrauen in Vietnam, Kambodscha oder Thailand gegen das immer großmannssüchtiger auftretende China sehr groß, die Regierungen versuchen anders als die deutsche ganz bewusst Distanz zu wahren, um sich gegen stärkere Einflussnahme Chinas zu wehren und die Eigenständigkeit zu wahren. Kambodscha beispielsweise habe schon sehr früh chinesischen Touristen die Einreise verweigert, obwohl die Einnahmen im Kulturzentrum Siem Reap – dort stehen die Tempelanlagen von Angkor Wat – stark gesunken sind, weil in den vergangenen Jahren die Chinesen die mit Abstand größte Gruppe von Besuchern stellten.

Im Gegensatz zum „weltoffenen“ Deutschland würden Bürger bestimmter Staaten auch ohne konkreten Corona-Verdacht und ohne Corona-Tests an der Grenze abgewiesen, zwangsweise an der Einreise gehindert und am Grenzkontrollpunkt ausgewiesen. Das dürfte durch die viel zu späte Reaktion der Bundesregierung auf den Corona-Virus bald auch für Reisende aus Deutschland nach Südost-Asien gelten.

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