Die stetige Zuwanderung von Afghanen nach Deutschland wird zur offiziellen Regierungspolitik. Und wer kommt, entscheiden „zivilgesellschaftliche Organisationen“. Ein entsprechendes Programm, das Innenministerin Nancy Faeser und Außenministerin Annalena Baerbock am Montag präsentierten, trägt laut der eigens eingerichteten Website den Namen „Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan“ (im Untertitel „Aufnahmeprogramm der Bundesregierung für Menschen aus Afghanistan“). Die Überschrift lässt also reichlich interpretatorischen Raum.
In der Überschrift der Pressemitteilung ist von „besonders gefährdeten Afghaninnen und Afghanen“ die Rede. Das unmittelbar nach der Machtübernahme der Taliban stets genannte Aufnahmekriterium „Ortskraft“, das auch bei großzügiger Auslegung eine gewisse Begrenzung des Berechtigtenkreises bedeutete, wird also abgelöst durch das Kriterium „besonders gefährdet“. Faeser sprach zwar von einer „Grundlage festgelegter Aufnahmekriterien“, aber welche diese sind, sagte sie nicht. Eine „Aufnahmeanordnung“ wird auf der Website angekündigt, liegt aber noch nicht vor.
Die teilnehmenden zivilgesellschaftlichen Organisationen werden durch eine vom BMI finanzierte Koordinierungsstelle bei diesem Verfahren unterstützt.“ Das Aufnahmeprogramm ist also auch ein verstetigtes Unterstützungsprogramm der Bundesregierung für diese „zivilgesellschaftlichen Organisationen“. Oder in den Worten von Bundesinnenministerin Faeser: „Bei der Umsetzung gehen wir in der engen Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen neue Wege und Kooperationsformen ein, die es so bisher nicht gegeben hat. Dafür stärken wir die Strukturen der zivilgesellschaftlichen Organisation insbesondere mit einer Koordinierungsstelle, um sie bei der Beteiligung am Programm zu unterstützen.“
Das Programm war im Koalitionsvertrag schon angekündigt worden. Verschiedene Hilfsorganisation hatten schon im Juli und dann nochmals im September in Briefen an die Bundesregierung Druck ausgeübt. Dazu gehören zum Beispiel die für ihre „Seenotrettungseinsätze“ und linksextreme Äußerungen bekannte „Mission Lifeline„. Sie hatten „fehlende staatliche Ressourcen“ beklagt und jene „Koordinierungsstelle“ gefordert, die sie jetzt erhalten.
Bisher hat die Bundesregierung laut eigener Angaben „für ca. 38.100 Afghaninnen und Afghanen eine Aufnahme zugesagt. In den vergangenen Monaten wurden im Schnitt für ca. 1.000 Personen im Monat Aufnahmen erklärt. Unter den Personen mit Aufnahmezusage befinden sich ca. 24.500 ehemalige Ortskräfte und ca. 13.600 weitere gefährdete Afghaninnen und Afghanen, jeweils einschließlich berechtigter Familienangehöriger. Davon sind mehr als zwei Drittel (ca. 26.000 Personen) bereits nach Deutschland eingereist.“