Tichys Einblick
NETZAUSBAU „ERNEUERBARE ENERGIEN“

Kohleausstieg und neue Leitungsnetze: Strom wird noch teurer

Die vier Stromnetzbetreiber in Deutschland machen eine neue Rechnung auf. Der Ausbau des Leitungsnetzes für „Erneuerbare Energien“ führt zu Kosten in zweistelligen Milliardenhöhen und belastet die Stromkunden drastisch.

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Dass der Kohleausstieg bis zum Jahr 2038 den Strom noch teurer machen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Strom wird zum Luxusgut.

Schon im Jahr 2011 war klar, dass Erneuerbare Energien die Kunden auf der Stromrechnung zwischen 2012 und 2030 mit zusätzlichen 175 Milliarden Euro belasten werden. Wie die F.A.Z. damals berichtete, „dürfte die seit 1990 praktizierte Förderung der Ökostromerzeugung die deutschen Verbraucher an die 225 Milliarden Euro kosten. Seit 2000 wurden knapp 50 Milliarden Euro Förderkosten auf den Strompreis umgelegt“.

In der damaligen Berechnung waren nicht einmal jene Kosten enthalten, die für den Ausbau des Stromnetzes anfallen würden, nämlich, dass der Ökostrom, der Offshore und Onshore erzeugt wird, in die Verbrauchszentren im gesamten Land transportiert und verteilt werden kann.

Nun droht für Stromkunden weiteres Ungemach: Und zwar deutlich höhere Kosten für den erforderlichen Netzausbau. Die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50Hertz, Tennet und Transnet-BW, teilten im „Entwurf des Netzentwicklungsplans 2030“ am Montag mit, die Beträge für den Netzausbau beliefen sich in den nächsten 12 Jahren auf mindestens 52 Milliarden Euro. Jedoch bezieht sich dies lediglich auf Leitungen Onshore (an Land). Für Offshore-Windparks (im Küstenvorfeld von Nord- und Ostsee) könnten noch einmal 18 bis 27 Milliarden Euro dazu kommen. Summa summarum also 70 bis 76 Milliarden Euro. Und es stellt sich die Frage, ob es dabei bleibt.

Grund für die enormen Kosten sind die Pläne der Bundesregierung, den Anteil der „Erneuerbaren“ von derzeit etwa 40 Prozent auf 65 Prozent bis zum Jahr 2030 zu steigern. Selbstverständlich werden die Kosten für den Netzausbau den Kunden auf der Stromrechnung aufgebrummt, und zwar unabhängig davon, ob sie Strom aus den „Erneuerbaren“ beziehen oder aus konventionellen Kraftwerken, die, sobald der letzte Kohleblock vom Netz geht – „energiegewendet“ hin oder her, die Grundlast muss gesichert bleiben – entweder von Gaskraftwerken, von Atomkraftwerken aus Frankreich oder Kohlekraftwerken aus Polen bezogen werden. Was der Kunde weder bestimmen noch prüfen kann. Es sei denn, er bezieht – freiwillig – per Vertrag ohnehin nur „Ökostrom“.

Auf der Stromrechnung betragen die Netzgebühren etwa 25 Prozent des Haushaltskundenpreises. Nicht unerheblich bei der Kostenzusammensetzung des Strompreises ist die EEG-Umlage. Diese Umlage finanziert den Ausbau der erneuerbaren Energien. Laut § 60 EEG müssen die Stromversorgungsunternehmen für jede an Letztverbraucher gelieferte Kilowattstunde Strom eine EEG-Umlage an die Übertragungsnetzbetreiber entrichten. Seit ihrer Einführung seit dem Jahr 2000 ist diese Umlage – wie nicht anders zu erwarten – kontinuierlich gestiegen.

Laut Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt machen die staatlich veranlassten Preisbestandteile ungefähr die Hälfte des Strompreises aus. 2017 hatten sie noch einen Anteil von rund 54 Prozent. Wie werden die „staatlich veranlassten Preisbestandteile“ in naher Zukunft aussehen? 60 Prozent oder 70 Prozent? Dazu kommt bekanntlich noch die Mehrwertsteuer.

Aber: am deutschen Energiewesen soll ja das weltweite Klimawesen genesen.