Tichys Einblick
Der Marktausblick

Erstmals Mehrwertsteuer in den Ölstaaten

Furioser Jahresauftakt in Amerika, Großer Sparfleiß in Deutschland.

© Fayez Nureldine/AFP/Getty Images

Eine besonders erfreuliche Anzahl: Zum ersten Mal beträgt das Geldvermögen der Deutschen mehr als sechs Billionen Euro. Allein im vergangenen Jahr kamen 300 Milliarden Euro dazu. Das haben Volkswirte der DZ Bank errechnet.

Ein Drittel Zuwachs aus Kursgewinnen

Das Geldvermögen setzt sich aus Einlagen bei Banken, Forderungen gegenüber Versicherungen, Aktien, Fondsanteilen sowie Renten- und Geldmarktpapieren zusammen. Obwohl ein Zuwachs von 300 Milliarden Euro binnen Jahresfrist beachtlich ist, monieren die Ökonomen des genossenschaftlichen Spitzeninstituts, dass die Bundesbürger insgesamt zu vorsichtig seien. Nur knapp ein Drittel des Vermögenszuwachses lässt sich auf den Boom der Aktienmärkte zurückführen. Der übrige Zuwachs ist größtenteils eine Folge der Sparsamkeit der Deutschen. 2017 legten die Haushalte hierzulande gut 214 Milliarden Euro zur Seite. Damit wurde fast jeder zehnte Euro, den die Bundesbürger verdient haben, gespart. Dass die Bevölkerung spart, ist an sich ein gutes Zeichen, doch im Zinstief ist auch entscheidend, wie gespart wird. So liegt derzeit ein Drittel der 6,1 Billionen Euro, wenn nicht als Bargeld im Portemonnaie, auf Giro-, Tages- oder Festgeldkonten. Bis Ende 2018 soll das Geldvermögen auf 6.333 Milliarden Euro angewachsen sein, schätzt die DZ Bank. Tages- und Festgeld­zinsen werden dazu wohl auch künftig nicht beitragen.

Über weite Strecken der anhaltenden Niedrigzins­phase konnten sich Sparer immerhin damit trösten, dass die reale Verzinsung etwa bei guten Tagesgeldangeboten dank der äußerst niedrigen Teuerungsraten wenigstens noch positiv war. 2017 allerdings kehrte die Inflation zurück: Um 1,7 Prozent stiegen die Verbraucherpreise, wie das Statistische Bundesamt vor wenigen Tagen bekannt gab. 2016 waren es lediglich 0,5 und 2015 sogar nur 0,3 Prozent. Damit verlieren nun Kontoeinlagen von Monat zu Monat Kaufkraft.

Höchstmarken für US-Werte

Kein Halten gab es auch am Freitag an der Wall Street. Die großen Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 erklommen erneut Höchstmarken. Und das trotz einer kleinen Delle am sonst so robusten Arbeitsmarkt. Im Dezember hatte die Wirtschaft deutlich weniger Stellen geschaffen als erwartet. Das ließ die Börsianer jedoch gänzlich unbeeindruckt. Der Dow Jones Index setzte sich mit einem Gewinn von 0,88 Prozent auf 25.295 Punkte weiter von der am Tag zuvor übersprungenen 25.000er Marke ab.

Es war für den Dow der dritte Börsentag in Folge mit Rekordhoch. Immer neue Höchstkurse der großen Indizes seien mittlerweile wohl „Business as usual“, schrieb David Madden vom Broker CMC Markets. Der Analyst fügte hinzu: „Die großen US-Aktienindizes machen einen überhitzten Eindruck, aber noch scheint die Kauflust nicht nachzulassen“. In der ersten Handelswoche des neuen Jahres brachte es der Dow auf ein Plus von 2,33 Prozent.

Konjunkturellen Rückenwind erhielten die Kurse von den Aufträgen der US-Industrie, die im November überraschend stark gestiegen waren. Der marktbreite S&P 500 legte um 0,70 Prozent auf 2.743 Zähler zu, hier war es sogar das vierte Rekordhoch in Folge. Der Technologie-Index NASDAQ 100 rückte um 1,04 Prozent auf 6.653 Punkte vor, auf Wochensicht ist das ein Anstieg um vier Prozent.

Bei den Einzelwerten gab es nur wenig Bewegung. Eine der wenigen Ausnahmen waren Boeing, die erstmals in ihrer Börsengeschichte die Marke von 300 Dollar hinter sich ließen. Die Aktie setzte sich mit plus 4,10 Prozent auf 308,84 Dollar klar an die Spitze des Dow Jones Index. Laut dem „Wall Street Journal“ verhandelt Boeing gegenwärtig mit dem brasilianischen Flugzeugbauer Embraer und Vertretern der Regierung Brasiliens, um deren Bedenken gegen eine Übernahme des heimischen Konzerns durch die Amerikaner auszuräumen.

Beobachtern zufolge könnte Boeing mit dem Deal im Segment Mittelstrecken-Jets dem Kontrahenten Airbus besser Paroli bieten. Die Europäer hatten im Oktober die Mehrheit an einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Flugzeugbauer Bombardier übernommen, das auf die Fertigung dieser Maschinen spezialisiert ist.

Daneben bewegten Analystenkommentare die Kurse. Goldman Sachs hob Xilinx von „Neutral“ auf „Buy“, was der Aktie des Chip-Designers ein Plus von gut fünf Prozent einbrachte. Die Barclays Bank erhöhte das Kursziel für Nike von 71 auf 75 US-Dollar und riet zum Übergewichten der Papiere im Portfolio.

Starke Erste Woche

Die Frankfurter Börse wollte da nicht nachstehen. Der Dax setzte seine jüngste Erholungsrally deshalb am Freitag fort. Zum Handelsende notierte er 1,15 Prozent im Plus bei 13.319,64 Punkten, womit er für die erste Börsenwoche 2018 einen satten Gewinn von über drei Prozent verbuchte. Bis zum Rekordhoch von 13.525 Punkten aus dem November fehlen ihm nur noch gut anderthalb Prozent. Der Fehlstart, mit dem der deutsche Leitindex am Dienstag mit dem tiefsten Stand seit September das Jahr begonnen hatte, war so schnell vergessen.

Der MDAX nahm vor dem Wochenende ebenfalls wieder Kurs auf seine bisherige Bestmarke: Letztlich rückte der Index der mittelgroßen Unternehmen um 1,01 Prozent auf 27.018 Punkte vor. Der Technologiewerte-Index TecDAX zog um 0,77 Prozent auf 2.642 Punkte an.

Vor der Alleinherrschaft
Saudi-Arabien: Was Muhamad bin Salman vorhaben könnte

Weil der lange Zeit niedrige Ölpreis große Löcher in die Staatshaushalte gerissen hat, haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Saudi-­Arabien zum 1. Januar erstmals eine Mehrwertsteuer eingeführt. Kuwait, Bahrein, Katar und Oman wollen dieses oder nächstes Jahr nachziehen. Seit Montag werden in den VAE und Saudi-Arabien fünf Prozent auf nahezu alle Güter und Dienstleistungen erhoben. Ausgenommen sind Schul- und Studiengebühren, Arztbesuche und Transportkosten wie Flugtickets. Unternehmen, die weniger als 100.000 Dollar Jahresumsatz erwirtschaften, sind ebenfalls befreit. So rangieren die beiden Golfstaaten am unteren Ende der Skala in der Region, der Umsatzsteuersatz in Ägypten und im Libanon liegt bei 14 respektive elf Prozent. Ökonomen schätzen die zusätzlichen Staatseinnahmen auf bis zu 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Unternehmen müssen indes die Kosten etwa für neue Buchhaltungssoftware oder ihre Mitarbeiterschulung schultern. Steuern sind aber nicht neu in der Region. So müssen Auslandsbanken in den VAE schon seit Jahrzehnten 20 Prozent Gewinnsteuern abführen. Versteckte Steuern wie die Automaut Salik in ­Dubai oder der Tourismus-Dirham, eine bei einem Hotelaufenthalt fällige Abgabe, werden seit 2007 respektive 2014 erhoben.