Tichys Einblick
US-Waffen für die Taliban

Westliches Steuergeld hat die afghanische Korruption angeheizt

Wie überall im Orient sind auch in Afghanistan die Regimes traditionell korrupt. Als die Taliban vor 2001 an der Macht waren, reduzierten sie unter dem Beifall der Bevölkerung die Korruption drastisch. Nach dem Einzug des Westens explodierte die Korruption exponentiell. Beides wollten weder Medien noch Politik wahrhaben.

Taliban-Kämpfer mit amerikanischen Humvee-Fahrzeugen in Kandahar.

IMAGO / Xinhua

Ähnlich wie in manchen vormodernen Staaten Europas waren Offiziersstellen in der afghanischen Armee und Polizei käuflich. Die Offiziere enthielten ihren Unteroffizieren und Rekruten darum einen Teil des Soldes vor, um die Kosten für ihre Investition wieder hereinzubekommen. Was der Westen nicht begreift: Korruption ist ein Pyramidenmodell. Wenn ich die Stelle eines Polizeiobersten, sagen wir für fünf Jahresgehälter vom General kaufe, muss ich das ja wieder hereinwirtschaften. Das geht nur, indem ich Abhängige auspresse. Dieses korrupte Geschäftsmodell hat der Westen, also auch Deutschland, durch die Vertreibung der Taliban vor 20 Jahren wieder salonfähig gemacht.

Stadt und Land

Auch wurde unterschätzt, dass die ländliche Bevölkerung Afghanistans nicht nur den westlichen Helfern mit Skepsis oder Ablehnung gegenüberstand, sondern dass die Ideologie der Taliban ihrem Weltbild weitaus mehr entsprach als westliche Werte. Nur in einer Kleinstschicht in der Hauptstadt, aber überhaupt nicht auf dem Land halten die Menschen irgendetwas von Aktivistinnen und NGO-Bediensteten, die steuerfinanziert bezahlt wurden und jetzt nach Deutschland gebracht werden (sollen).

Die Fehleinschätzungen in Afghanistan werden mit der Rettung dieser Ortskräfte wiederholt. Es ist dem deutschen Establishment vollkommen unbegreifbar, dass die Ortskräfte keine loyalen Feminist:innen sind, sondern einfach nur Leute, die sich auf Seiten des Geldes und des kriegerischen Erfolges geschlagen haben.

Der Westen finanzierte eine Kleptokratie

Die Korruption des „Bakschisch“ ist ein Teil der orientalischen Kultur. Sie war schon immer da, aber die Korruption wurde nun vom Westen in astronomische Dimensionen gehoben. Die Korruption von wichtigen Amtsträgern nahm bis dahin unbekannte Ausmaße an. Zig, wenn nicht hunderte Milliarden Euro westlichen Steuergelds flossen in die Taschen der vom Westen begünstigten Politiker, Machthaber und Clanchefs, die dafür auch einmal eine Mädchenschule in Kauf nahmen. 

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Das Ergebnis der amerikanischen und der deutschen Politik war, die Oberschicht durch westliches Steuergeld reich zu machen, während auf dem Lande nichts ankam. Dort sah man, wie die Sicherheit immer mehr ab, dafür die Korruption immer mehr zunahm, die Reichen immer fetter und sie selbst immer ärmer wurden. Kontrolle auf Seiten des Westens gab es offensichtlich keine. Naiv nahm man in Deutschland an, die Gelder würden unter dem Beifall der Bevölkerung in Mädchenschulen und Brunnen investiert. 
Die Medien und ihre Verantwortung

Die deutsche Bevölkerung erhielt ein völlig falsches Bild über die angeblichen Erfolge in Afghanistan. Wie in der DDR: Man sah, was man sehen wollte, weil es die Ideologie vorgab.

Auch jetzt hüten sich die deutschen Medien tunlichst davor, Bilder davon zu zeigen, dass die Taliban von der Bevölkerung begrüßt werden, dies könnte der deutschen Bevölkerung zu denken geben …

Die Medien haben eine entscheidende Mitverantwortung dafür, dass die deutsche Bevölkerung diesen zwei Jahrzehnte währenden Besatzungskrieg akzeptiert hat. Indem den Leuten 20 Jahre Potemkinsche Dörfer vorgeführt wurden. 

Auch jetzt noch will es die verletzte Eitelkeit in westlichen Redaktionen nicht wahrhaben, dass sich die Wirklichkeit nicht nach ihren ideologischen Vorgaben richtet. Das nach außen gekehrte Entsetzen zeigt nur das Scheitern der moralischen Überheblichkeit, mit welcher man in Anspruch nahm, andere Kulturen nach der eigenen Ideologie zu formen.

Das Interesse der moralisierenden Sozialindustrie

Genauso fernab der gesellschaftlichen Wirklichkeit wie die Medien und mit ähnlichem ideologischem Sendungsbewusstsein und viel öffentlichem Geld im Rücken agieren zahlreiche NGOs. Auch sie sind ein zentraler Teil des Korruptionsgeschehens. Diese vom Steuerzahler zumindest teilweise zwangsfinanzierten Organisationen, zu denen man auch die Kirchen und ihre Sozialimperien wie Caritas, Diakonie zählen muss, profitieren massiv davon, dass viele Asylsuchende nach Deutschland kommen, wofür Afghanistan ein zentrales Herkunftsland ist.

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Die Korruption setzt sich fort, indem nach Syrien jetzt auch Afghanistans Nachbarländer dafür bezahlt werden, auswanderungswillige Afghanen von der Weiterreise nach Deutschland abzuhalten. Die Bundesregierung hat hier schon insgesamt 600 Millionen Euro zugesagt. Es wird noch viel mehr werden. Dieser Geist der Korruption, scheinheilig im Geiste des Guten, wird aufrecht erhalten, um nicht die heilige Kuh der Asylgesetze schlachten zu müssen.

Der Elefant steht im Raum, aber von den dominierenden Medien wird ängstlich vermieden, eine Diskussion über den Kern des Übels, über die Asylgesetzgebung, zu beginnen. Die Asylgesetze wurden einstmals geschaffen, um politisch Verfolgte aus dem Ostblock aufzunehmen. Die Väter und Mütter des Grundgesetzes dachten niemals daran, allen Beladenen der Welt eine Vollversorgung zu gönnen. Als der Ostblock zerbrochen und abzusehen war, dass Deutschland das Zielland der Armen und Flüchtigen der Welt werden würde, rafften sich die Politiker unter Duldung der Medien noch einmal auf und installierten den Art 16a im Grundgesetz. Auch die Grünen stimmten damals zu. Heute tut man so, als ob dieser Paragraph einfach nicht existiert. 

Art 16a Grundgesetz

(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht

(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist.

usw.

Die USA haben die Taliban zum ZWEITEN Mal hochgerüstet.

Das erste Mal, als diese 1979 bis 1989 gegen die sowjetische Armee kämpften, lieferten die USA den Taliban alles, was sie zum Sieg gegen die Sowjetunion brauchten. Im Laufe der letzten 20 Jahre seit 2001 rüsteten die USA die neue afghanische Armee aus, als gäbe es kein morgen. Diese übergab nun ihre amerikanischen Hochleistungswaffen geschlossen und kampflos an die Taliban. Unmengen an Munition und fast 600.000 Handfeuerwaffen wurden zwischen 2004 und 2016 nach Afghanistan geliefert, fabrikneue Pistolen, 350.000 Sturmgewehre, Maschinengewehre, Granaten- und Raketenwerfer, 22.000 minensichere Humvees (Jeeps), Helikopter usw. usf. 

Die Taliban sind also nach dem Abzug der westlichen Truppen militärisch viel besser ausgerüstet, als sie es vor deren Einmarsch waren. Mopeds werden gegen hochgerüstete Fahrzeuge ausgetauscht, alte Kalaschnikows gegen moderne US-Schnellfeuergewehre. 

Viel zu hören ist darüber in den deutschen Medien nicht, nur dass die Amerikaner versuchten, ihre Hinterlassenschaften unbrauchbar zu machen. Aber die Amerikaner konnten bei ihrem Abzug ja nur das kaputt machen, was in ihrer Hand war. Alles, was sie vorher der afghanischen Armee übergeben hatten, landete bei den Taliban.

Die Ausstrahlung des Sieges der Taliban auf Asien

Der Sieg der Taliban motiviert auch radikale muslimische Kräfte in Malaysia, Südthailand, In Bangladesh und auf den Philippinen.

LINKER UND RECHTER KOLONIALISMUS (3)
Scholl-Latour hat recht behalten: Das Scheitern war unvermeidlich und absehbar
Die Jihadisten in Südostasien wissen nun wieder einmal, dass asymmetrische Kriege gegen die technologisch um Welten überlegene Sowjetunion und dann die USA zu gewinnen sind. Geduld zahlt sich aus. Das Beispiel der Taliban lehrt sie, dass Strategien der Gotteskrieger mit einem «sehr langen Zeithorizont» zum Erfolg führen können, solange die Bevölkerung dies unterstützt. Südostasiens muslimische Gotteskrieger werden sich den Widerstand der Taliban, die beide Supermächte besiegt haben, zum Vorbild nehmen, um auf den Sturz ihrer Regierungen hinzuarbeiten.

Frust über Mega-Korruption und Misswirtschaft lässt die Menschen leiden. Die hohen Geburtenraten sorgen für hohe Arbeitslosigkeit. Darüber hinaus widerstrebt den Menschen die Kolonialisierung durch die US-amerikanische Kultur. Was in Deutschland als selbstverständlich angesehen wird, stößt dort auf Widerstand.

Durch den zweiten Erfolg der Taliban bekommen Asiens Islamisten einen ideologischen Schub, wie sie ihn seit vielen Jahren nicht mehr erlebt haben.

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