Tichys Einblick
Weihnachten 2021

Wenn der Wirt den Ton angibt …

Gegen Ausgrenzung zu Weihnachten wehrt sich Peter Hahne besonders. "In Gottes Namen: Ich möchte praktizieren, was ich singe: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit…..!“ Tragen wir das Licht auf die Straßen und in die Herzen!"

IMAGO / Eibner

Endlich! Endlich sagt es mal jemand! Riesige Balkenüberschrift in der Berliner Morgenpost: „Dir ist bewußt, dass du sterben kannst.“ Doch es ist kein Bischof, der Gesundheitsfanatiker und Impfbeschwörer auf den Teppich der Realität holt. Es ist kein Theologe, der die Lebensprioritäten mit dem „Todespsalm“ 90 gerade rückt: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen…“

Nein, während Kirchen Todesangst schüren, die Lebensrettung in einem Pieks sehen und ihre Dome zu Impfzentren pervertieren (gotteslästerliches Motto der EKD: „Impfe deinen Nächsten wie dich selbst“), sagt dies ausgerechnet der Kämpfer gegen die Gipfelkreuze, der „im tibetischen Sinne an die Wiedergeburt glaubt“: Reinhold Messner. Er beschreibt mit diesem Satz das Risiko beim … Bergsteigen. Ein Risiko, das wie selbstverständlich zum Leben gehört. Christen haben das wohl vergessen.

Bei der ZDF-Gala „Ein Herz für Kinder“ sitze ich am Spendentelefon neben Schwester Raphaela von den Missionsbenediktinerinnen in Tansania. Die Ärztin sagt mir fassungslos:  „Was ist aus dem christlich-jüdischen Europa geworden, dass man jetzt panische Angst vor dem Sterben hat?“ Der Taxifahrer, der mich zurück nach Hause bringt, meint: „Ich bin Muslim, lese dennoch voller Zustimmung ihre Bücher. Sagen Sie mir bitte, warum ausgerechnet Sie Christen plötzlich solche Angst vor dem Tod haben? Wie passt das zu Ihrem Glauben?“

Ja, das ist die traurige Realität ausgerechnet im Advent: Wir besingen (soweit das überhaupt noch in kirchlicher Todespanik erlaubt ist) das Leben, das durch Jesus Christus in Bethlehem auf die Welt kam: „Hört’s, das Leben ist erschienen und ein ewiges Versühnen …“ Doch Christen schwelgen in Todespanik und sind zu unversöhnlichen Ausgrenzern geworden: „Gottesdienst nur für Geimpfte und Genesene.“ Und das ausgerechnet zu Weihnachten!

Die Bild-Zeitung brachte zum 1. Advent als Titelbild die Krippe. Darüber wie ein Heiligenschein der Postmoderne die Worte: „Geimpft, genesen, getestet.“ Genau der Ort, der offen war für die unterste Schublade der Gesellschaft, die Hirten, und die Creme der Wissenschaft, die drei Weisen, ist nun Sperrzone. Man klammert sich an das Leben, als müsse es ewig so weitergehen. Und zwar auf Erden, nicht im Himmel.

Der Tod ist nun auch bei Christen verdrängt. Das war bisher Exklusiv-Merkmal für „Heiden.“ Was für ein Bankrott der Botschaft von Bethlehem! Denn die lautet, aufgezeichnet von dem Arzt (sic!) Lukas: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird: denn euch ist heute der Heiland geboren!“

Die große Vision des Propheten Jesaja ist in der Corona-chaotischen Säkularisations-Pandemie wie weggeblasen: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ Mit dieser Hoffnung haben sich Juden und Christen in Kriegen und Katastrophen, in Krankheit und Not getröstet. Daran haben sie sich in den Todeszellen der Konzentrationslager und am Heiligen Abend in der Hölle von Stalingrad geklammert. Licht und Leben! Leben über den Tod hinaus.

Nicht nur die böse EU wollte Weihnachten aus Rassismus-Gründen abschaffen. Nein, die Christen selbst zerstören kleingläubig das große Glaubensfest. Die Grundsubstanz unseres Glaubens wird für das Linsengericht einer Impfung verhökert. Statt Zeichen zu setzen: ALLE sind geladen, die mühselig und beladen sind. Das Haus Gottes ist für ALLE geöffnet. Komisch, gerade die Ausgrenzer schwärmen doch sonst immer in den höchsten Tönen von einer „Kirche für alle“ und einer „Kirche von unten.“ Jetzt lassen sie sich spießbürgerlich-rückwärtsgewandt von den Herrschenden willfährig instrumentalisieren.

Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie, heißt es doch so schön. Selbst in Bombennächten, Pest und Cholera galt das als ehernes Gesetz. Darauf macht ausgerechnet BILD aufmerksam, wo Kirchen und deren Hofmedien mehr staats- als gottgläubig schweigen. Kommentator Ralf Schuler setzt das Wort „Seelsorger“ bewusst in Anführungsstriche. Wahre Sorge um die Seele ist nicht vom Impfstatus abhängig. Und: Wetten, dass ohne Kirchensteuern die Gotteshäuser sperrangelweit offen wären?! Allein der Kollekte wegen.

Doch jetzt ist ausgerechnet an Weihnachten Familie passé und die Liebe dem ausgrenzenden Hass gewichen. Es ist auch das Fest der Kinder, die wir gerade gnadenlos einsperren und hinter Masken psychisch und physisch verelenden lassen. Nicht der Engel von Bethlehem, der herzlose Wirt gibt 2021 den Ton an: „Es ist kein Platz in der Herberge, ab in den Stall!“

Gegen dieses Weihnachten wehre ich mich. In Gottes Namen: Ich möchte praktizieren, was ich singe: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit…..!“ Tragen wir das Licht auf die Straßen und in die Herzen!


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