Tichys Einblick
Versagen von CDU/CSU

Wattebäuschchen einer Kuschel-Opposition

Opposition ist gerade schwierig, wenn man etwas angreifen müsste, was ja bloß in den Gleisen weiterfährt, die von einem selbst gelegt wurden. Nahtlose Fortsetzung von 16 Jahren Merkel, die auf ihrem Abschiedsparteitag 16 Minuten im Stehen umjubelt wurde. Ein entsprechend mehr als klägliches Bild bieten in diesen Wochen und Monaten CDU und CSU

IMAGO/Christian Spicker

Noch nie hat es im weltweiten Politik-Zirkus eine solch handzahme und dressierte „Opposition“ gegeben. Noch nie! Das haben Politik und Fußball, „Die Mannschaft“ und CDU/CSU zeitgleich gemeinsam: sie sind ein Totalausfall. Eine weltweite Lachnummer. Sie machen sich zum Gespött. Franz Josef Strauß, Alfred Dregger, Sepp Herberger oder Helmut Schön setzten auf Angriff und Sieg und hatten nur ein Ziel: gewinnen. Die Heutigen sind dankbar, überhaupt mitspielen zu dürfen – und sich an diesem Spiel unendlich zu bereichern. Täglich neue Beispiele von dem, was man früher schlichtweg Korruption nannte. Brüssel läßt gerade grüßen.

DER PODCAST AM MORGEN
Peter Hahne zu CDU/CSU: Verzichtet auf euer „C“ im Namen! – TE Wecker am 23. Oktober 2022
Klar, nach Habeckscher Lesart sind wir in Katar ja auch nicht ausgeschieden, wir haben nur nicht gewonnen. Jetzt kommt die Armbinde dieser Innenministerin und hessischen SPD-Spitzenkandidatin also ins Deutsche Museum. Es wäre Aufgabe der Opposition, schnellstmöglich die Regierung ins Museum zu befördern. Doch Fehlanzeige.

CDU und vor allem die CSU stehen am Spielfeldrand mit Wattebäuschchen. Bloß nicht auffallen mit Kritik. Journalist Ralf Schuler nennt sie treffend „Jubel-Perser“. Womit sich der alte weiße Journalist natürlich des Rassismus schuldig macht. Obwohl: Das intellektuelle Mittelmaß des heutigen Mainstreams denkt da wohl eher an Teppiche …. Zum Füßeabtreten.

Nun, den Vogel abgeschossen hat der große Habeck-Vorgänger Altmaier. Wir erinnern uns: er hatte zusammen mit seiner noch größeren Saar-Kollegin mit dem sinnigen Kürzel AKK direkt nach der verlorenen Wahl das Handtuch geworfen. Weder Verantwortung übernehmen noch Kärrnerarbeit der Opposition, die ja, wie gesagt, längst keine mehr ist.

Altmaier twitterte doch allen Ernstes als die Stimme der Alt-Merkelianer: „Guten Morgen Deutschland! Heute vor einem Jahr war Regierungswechsel: Unaufgeregt & demokratisch-normal. Darum beneiden uns Viele auf der Welt. Nicht alles läuft gut, das tut es nie – aber dieses Deutschland ist das beste, das wir jemals hatten!“

Es war nicht der 1. April, es war der Tag nach der Verhinderung des größten Staatsstreiches der Weltgeschichte, dem Festsetzen von 24 (minus V-Männern natürlich) teils senilen Opas, die zum Rahmenprogramm der ZDF-Sondersetzung passen: da wurde auf Teufel komm raus geworben für Lifta, den Treppenlift, für Pillen gegen Gedächtnisstörung, für Männer-Binden und Salben gegen Gelenkschmerzen.

Demokratisch normal war also laut Altmaier der Wechsel. Kein Wort zum größten Wahlfälscher-Skandal des Vereinten Deutschlands ausgerechnet in der Hauptstadt. Ja, da geht er recht: uns beneiden viele. Ein sich selbst zerstörendes Deutschland ist kostenloses Kabarett. Da braucht es keinen Schuss, höchstens das Luftgewehr von Prinz Heinrich, dem 198. Schon Goethe wußte: „Heinrich, mir grauts vor Dir!“

Oppositionsführer als Traumberuf?
Merz glaubt nicht mal selbst, dass er der bessere Kanzler wäre
Mir graut es eher vor einer solchen Opposition, dem größten Etikettenschwindel, seit es Framing gibt. „Das beste Deutschland, das wir jemals hatten“: wo Frauen sich nachts nicht mehr auf die Straße trauen, alte Menschen im Müll nach Verwertbarem suchen, Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit systematisch zerstört werden und der Normalbürger nicht mehr weiß, wie er über die Runden kommt … Ein Land ohne eigene Energie, Medikamente und genügend Lebensmittel.

Klar, Opposition ist gerade schwierig, wenn man etwas angreifen müßte, was ja bloß in den Gleisen weiterfährt, die von einem selbst gelegt wurden. Nahtlose Fortsetzung von 16 Jahren Merkel, die auf ihrem Abschiedsparteitag 16 Minuten im Stehen umjubelt wurde. Eine Frau, die jener Altmaier allen Ernstes eine „Titanin“ nennt und die Merz, fälschlicherweise etikettiert als Oppositionsführer, bei jeder sich bietenden Mini-Gelegenheit verteidigt.

Notfalls per Selbstlob. So twitterte er zum Jahrestag der Ampel: „Die SPD sagt: Opposition ist Mist. Wir sagen: Gute Opposition wirkt. Deshalb haben wir als Union der #Ampel in diesem ersten Jahr ihrer Arbeit immer wieder die Hand ausgestreckt. Weil Demokratie nur mit Kompromissen funktioniert.“

Logik a la Habeck: Man ist eben nicht insolvent …. Opposition heißt nicht „Schlag gegen falsche Politik“, sondern Hand ausstrecken. Auch ein Handschlag. Na toll.
Und nun der Höhepunkt oppositioneller Arbeit, man kann sich gar nicht so schnell umgewöhnen an das neue Framing. Die CDU ist so sprechschöpferisch wie ihr eigene politische Ideen fehlen: „In dem Augenblick, wo wir Kritik an der #Ampel üben, werden wir in die Nähe der AfD gerückt und mit Donald Trump verglichen. Das ist eine Vergiftung des politischen Klimas. Ich werde aus diesem Grund noch in dieser Woche das Gespräch mit SPD-Chef @larsklingbeil suchen.‘

Man sollte mal einen guten Forscher fragen, bevor man dieses Statement interpretiert: welche Ecke des Gehirns ist für solche Wendungen verantwortlich? Also: Bitte, bitte, liebe SPD, hilf uns, dass wir nicht in der Ecke der Schwefelpartei landen oder gar bei dem Leibhaftigen aus Amerika, wenn wir versuchen, euch ein klitzekleines Bißchen zu kritisieren. Aber eigentlich wollen wir euch ja gar nicht kritisieren. Deshalb, allerliebste Ampel, weil ihr uns dabei ja nicht helfen werdet – ihr wäret ja auch schön dumm – werden wir euch auch nicht kritisieren. Herr Hirnforscher, hilf!

Unter diesem CDU-Post auf Twitter liest man übrigens interessante Antworten und sieht treffende Fotomontagen zu diesem Mist.

Dann doch lieber Habeck oder Baerbock, die sind wenigstens lustig im Verschleiern ihrer Unfähigkeit.

Doch im Ernst: man fragt sich, von welch einer politischen Demenz ein Volk befallen ist, das in den Umfragen dieser „Opposition“ aus CDU und CSU noch bundesweit 28 Prozent zubilligt.

Debatte um Bürgergeld
Friedrich Merz und seine Opposition von Gnaden der SPD
Ich bin erstaunt, wenn ich bei Vorträgen allgemein bekannte Selbstverständlichkeiten auftische, die den Gebildeten unter den Mitbürgern doch eigentlich geläufig sein sollten. Zum Beispiel unlängst die Frage, wer eigentlich die Frauenquote an den Universitäten verfügt hat. Also dass eine von akademischer Bildung unbefleckte Aktivistin einem alten weisen Mann mit drei Nobelpreisen vorgezogen wird. Es war die Plagiatorin und Merkel-Intima Schavan. Staunen im Saal, als sei es eine Geheim-Info aus dem Hause Lambrecht.

CDU und CSU waren einst Hüter von Familie, Bildung, Verteidigungsstärke und Energiesicherheit. Sie waren Schutz und Schild von Landwirtschaft, Mittelstand, Handwerk und Familienbetrieben …. Alles futsch!

Klar, man will ja nicht blau werden, sondern schwarz bleiben. Und das geht nur in einer SPD/Grün/FDP/CDU/CSU-Koalition. Notfalls noch mit der Linkspartei, wie der große Kieler Staatsmann Günther einst meinte. Und wer dafür kein Verständnis hat, gehört eben zur Rentner-Gang von Prinz Heinrich, dem 198. Punkt.

Und weil uns die SPD nicht hilft, hat sie gefälligst der Adressat für Kritik zu sein, nicht wir. Und überhaupt: wenn man schon das Bismarck-Zimmer im Außenamt zum „Saal der Einheit“ macht, dann taufen wir die gute alte Opposition doch gleich in Kuschel-Koalition um. Denn, wie sagte CSU-Söder: Merkel ist mein großes Vorbild.