Tichys Einblick
Die Abzocker

Umverteilung von der Mittelschicht zur neuen Aristokratie

Man könnte die Inflation als Teil II der Umverteilung des Vermögens verstehen – von der vor allem deutschen Mittelschicht zu dem, was man EU-Elite nennen kann, einer neuen Aristokratie, die Macht ausübt, ohne dass sie ein demokratisches Mandat hat. Teil I ist die Nullzinspolitik.

Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, und EZB-Präsidentin Christine Lagarde, Brüssel 2019

IMAGO / Belga

Die Inflation galoppiert! Gas, Strom, Benzin werden immer teurer, auch die Lebensmittelpreise ziehen kräftig an. Jahrelang hat die Europäische Zentralbank (EZB) alles dafür getan, dass es zur Inflation kommt. Warum wohl? Jetzt ist sie da – gekommen, um zu bleiben und zu wachsen. Man könnte die Inflation auch als Teil II der Umverteilung des Vermögens verstehen von der vor allem deutschen Mittelschicht zu dem, was man EU-Elite nennen kann, einer neuen Aristokratie, die Macht ausübt, ohne dass sie ein demokratisches Mandat hat, noch es je benötigen wird.

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Im Teil I wurde durch die Nullzinspolitik sichergestellt, dass der deutsche Sparer, aber nicht nur er, sondern jeder, der in die Rentenkasse, die Pensionsfonds und natürlich in die Krankenkassen einzahlt, der eine Lebensversicherung hält, überhaupt jeder, der irgendeine Versicherung von Kasko bis Hausrat hat, geschröpft bis enteignet wird. Wenn Versicherungen nicht das notwendige Geld erwirtschaften können, müssen sie die Beiträge erhöhen oder die Prämien senken – oder beides. Da aber die EZB immer neues Geld in die Märkte pumpt, kommt es zur Inflation und natürlich zu einem Aktienboom, der insofern künstlich ist, weil er nicht die wirtschaftliche Entwicklung abbildet, denn der Boom wird nicht durch einen wirtschaftlichen Aufschwung, durch Wirtschaftswachstum, sondern von künstlich durch die EZB geschaffenem Geld getrieben.

Man könnte also etwas verkürzt sagen, dass nicht die Wirtschaft, sondern die EZB den Aktienmarkt beflügelt, indem sie eine Riesenblase aufpumpt. Die Finanzwirtschaft – und das ist eine zu einem großen Teil politisch verursachte Deformation des Kapitalismus – hat sich von der Realwirtschaft abgekoppelt, das steckt hinter dem so schönen, wie irrigen Wort von der Dienstleistungsgesellschaft. Zu einem Teil bedeutet Dienstleistungsgesellschaft vor allem, dass die Bürger zu Dienern der neuen EU-Aristokratie geworden sind, ohne dass sie auch nur das mindeste demokratische Einspruchsrecht besitzen.

Die Frage, wer an der Ausbeutung und Verarmung der Mittelschicht verdient, durch sie reich wird, hat Bild in einer Recherche an zwei Beispielen gezeigt, nämlich ausgerechnet diejenigen, die für die Nullzinspolitik, Staatsfinanzierung, gigantische Verschuldung und Inflation verantwortlich sind – und natürlich nicht bereit sind, diese einträgliche Politik zu verändern. Warum auch – für sie läuft es bestens. So stellt Bild fest: „Millionen Verbraucher ächzen unter dem Teuer-Schock: Die Preise schießen durch die Decke, Gehalt und Rente sind immer weniger wert. Doch die Top-Managerinnen der Eurobank EZB haben gut lachen: Sie kassieren an der Börse satte Gewinne!“

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Gemeint sind EZB-Chefin Christine Lagarde, die Architektin der Schuldenunion zum erheblichen Nachteil der Deutschen, was Angela Merkel abgesegnet hat und Olaf Scholz treu prolongiert, und die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Laut Bild hatte Schnabel „ihr Geld Ende 2020 in insgesamt 44 Aktien und Fonds angelegt, u. a. Aktien von Impfstoff-Gigant Biontech (Kursplus 2021: + 88 %), Apple (+ 35 %), Microsoft (+ 25 %). Jetzt hat Schnabel laut EZB-Bericht Kasse gemacht: Sie hat alles bis auf 11 Positionen verkauft!“

Professor Bernd Raffelhüschen (Uni Freiburg) schätzt ein: „Mit ihrer gefährlichen Nullzins-Politik lässt die EZB den Anstieg der Inflation zu. Die Verlierer sind Rentner, Arbeitnehmer und alle, die für ihre Spar-Anlagen jetzt nur noch mickrige Zinsen bekommen.“

Nach dem Platzen der Immobilienblase und der Pleite von „Lehman Brothers“ am 15. September 2008 und der folgenden Finanzkrise machte ein Wort die Runde, das da lautete: Ihr Geld ist nicht weg, es hat jetzt nur ein anderer. Nämlich die neue Aristokratie.

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