Tichys Einblick
„Queerer“ Wein

Rheinland-Pfalz fördert Winzer – wenn sie die richtige sexuelle Orientierung haben

Das Land Rheinland-Pfalz will den heimischen Weinbau fördern. Geholfen wird nicht den notleidenden Winzern im Ahrtal – sondern Winzern, die sich als „schwul“ outen. Oder als „lesbisch, bisexuell, transident, intergeschlechtlich oder nichtbinär“. Kein Witz.

IMAGO / imagebroker

Jeder kennt das: Man ist als Gast eingeladen, hat aber kein Gastgeschenk besorgt. Also wird schnell etwas aus dem heimischen Weinschrank ausgesucht. Möglichst etwas, das nach etwas aussieht: „Das ist kein billiger“, versichert der Gast dann später dem Gastgeber, der ob des Geschenks Freude vortäuschen muss. Wer die rheinland-pfälzische Familienministerin Katharina Binz (Grüne) zu Besuch bekommt, weiß indes, dass das Gastgeschenk höchstens 10 Euro gekostet hat.

Aber bei dem 10-Euro-Tropfen geht es auch nicht um Weinkultur. Oder wenigstens um Genuss. Sondern um sexuelle Einstellung. Wobei Sex auch politisch ist. Zumindest wenn es nach Binz’ Ministerium geht: „Vielfältige Lebensweisen gehören heute selbstverständlich auch zur Weinwelt, sind aber aktuell noch wenig sichtbar“, erklärt das Haus. Und mit der Aktion „QueerWein Rheinland-Pfalz“ werde diese Lebensweise eben sichtbar gemacht. Der Trinker soll sich nicht mehr nur für Fragen interessieren wie: Rot oder weiß? Trocken oder lieblich? Sondern auch dafür, ob die Geschlechtsidentität der Winzer:in mit der geschlechtlichen Identität ihrer Geburt übereinstimmt? Oder ob sie sich über ihre geschlechtliche Identität nicht sicher ist?

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 Diese beim Weinkauf bisher vernachlässigten Fragen rückt das rheinland-pfälzische Familienministerium nun in den Mittelpunkt: Im Rahmen von „QueerWein Rheinland-Pfalz“ kauft das Land zweimal 250 Flaschen Wein. Sich um den Auftrag bewerben, können sich die Weingüter des Landes, deren Inhaber nicht heterosexuell sind. Oder deren Führungskräfte – etwa die Kellermeister:innen – nicht heterosexuell sind. Die Flaschen sollen später bei repräsentativen Zwecken verschenkt werden. Wobei diese großzügige Gabe nicht mehr als 10 Euro pro Flasche kosten darf.

Das Ministerium wolle die Gleichstellung voranbringen, begründet der Landesbeauftragte David Profit (Grüne) die Aktion: „Der QueerWein ist ein Beitrag für mehr Selbstverständlichkeit.“ Nur inwiefern wird die sexuelle Präferenz selbstverständlich, wenn sie bei 500 Überreichungen jedes Mal erwähnt wird? Die Nicht-Heterosexualität sei erst selbstverständlich, wenn sie sichtbar sei, antwortet das Ministerium auf TE-Nachfrage. Die Nicht-Heterosexualität nachweisen müssten die Bewerber indes nicht.

Derweil warten die Winzer im Ahrtal auf Hilfen. Dabei haben Menschen sogar für sie gespendet. Es geht um Millionenbeträge. Nur dürfen die momentan nicht ausgezahlt werden. Betriebe dürfen keine Spenden empfangen. Da machen die Behörden keine Ausnahmen. Auch nicht bei Betrieben, die nach einer Naturkatastrophe um ihre Existenz kämpfen.

Und was sagt die FDP zu alledem? Die ist in Rheinland-Pfalz für den Weinbau zuständig. Eigentlich. Die FDP darf die grüne Politik mit wohlklingenden Statements begleiten. Wie hier Staatssekretär Andy Becht: „Mit der Vielfalt seiner Rebsorten und Geschmacksrichtungen prägt Wein auch die Kultur und das Lebensgefühl des Landes. Beim Wein kommen Menschen zusammen, die ihn in Geselligkeit genießen. Er trägt zu der besonderen Willkommenskultur und Gastfreundlichkeit bei, die wir hier in Rheinland-Pfalz pflegen…“

Wer solche warmen Worte in der Hinterhand hat, braucht eigentlich kein Gastgeschenk. Nicht einmal für 10 Euro.

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