Tichys Einblick
Kommentar zum Ahrtal:

Zeigen Sie einen Rest von Anstand, Roger Lewentz, und treten Sie zurück

Es schadet dem Ansehen unserer Demokratie massiv, wenn ein derart offensichtlich überforderter Politiker wie Roger Lewentz (SPD) nicht zurücktritt. Er hat in der Ahr-Flut bewiesen, dass er dem Krisenmanagement nicht gewachsen ist.

IMAGO/Rainer Unkel, Collage: TE

Maischberger läuft an diesem Dienstag. Voraussichtlich wird TE am Mittwochmorgen darüber berichten. Es dauert mindestens bis 0.30 Uhr, bis der Text steht. Ist es komplizierter, gibt es Bedarf weiter zu recherchieren, kann es auch mal 2.30 Uhr werden. Trotzdem käme kein TE-Autor auf die Idee, schlafen zu gehen, ohne dem Frühdienst einen fertigen Text zu hinterlassen.

Flut im Ahrtal
Die Verantwortungslosigkeit der Malu Dreyer und ihres Gefolges
Ein Text. Das ist nichts im Vergleich zu dem, was Roger Lewentz an Verantwortung vor der Brust hatte: Hier ging es um etwas viel Wichtigeres als ein paar Klicks oder eine etwas bessere Sichtbarkeit bei Google. Hier ging es um Menschenleben. Um Fragen wie: Holen wir rechtzeitig wehrlose Behinderte aus einem Heim in Sinzig raus? Sind genügend Decken unterwegs oder erfrieren uns die Menschen? Wo bekommen wir Gerät her? Und landet es am richtigen Ort?

Mit all diesen Fragen im Kopf ist Roger Lewentz (SPD) schlafengegangen in der Nacht zum 15. Juli 2021. Gute Nacht, Herr Lewentz. Als Privatmann ist ihnen ausreichend erholsamer Schlaf gegönnt. Als Innenminister sind Sie aber nicht mehr tragbar.

Wer in einer solchen Nacht von der Brücke geht, kann danach nicht mehr Kapitän sein. Sie sind untragbar geworden. Treten Sie zurück, Herr Lewentz. Sofort.

Die Schönwetter-Regierung
Das Team Dreyer ist mit der Flut im Ahrtal komplett überfordert
Ihre Verteidigung, Ihnen habe kein klares Lagebild zur Verfügung gestanden, ist lächerlich. Peinlich. Und ärgerlich. Schon Tage vorher haben Wetterdienste gewarnt, dass da was auf die Region zukommt. Selbst Privatleute waren in der Lage, die Zeichen zu lesen. Dann setzt der Regen ein, kommen die ersten Meldungen, Sie besuchen das Lagezentrum – und entscheiden, sich zurückzuziehen. Schlafen gehen. Schon wegen einer solch groben Fehlentscheidung gehören Sie nicht mehr in dieses Amt. Dass in einer solchen Nacht Fehler passieren, ist unvermeidbar. Kein böses Wort über eine Einsatzkraft, die unter Druck und Stress sich falsch entscheidet. Aber Schlafengehen?

Und das ist nur, was wir als Öffentlichkeit sicher wissen. Immer mehr Mails tauchen auf. Immer mehr Lageberichte. Die Sie alle nicht gekannt haben wollen. Meine Unfähigkeit ist kein Grund zum Rücktritt, scheint Lewentz zu denken. Man muss ihm auch noch hieb- und stichfest nachweisen, dass er ein Lügner ist, bevor er den Dienstwagen räumt. Die Aufklärer brauchen viel Geduld, sie müssen die Folgen von Pannen ausbügeln, bei denen Unterlagen verschwinden. Die in der Regel Lewentz belasten. Zufälle.

Politik- und Staatsversagen
Es war Zeit zur Evakuierung vor der Katastrophe an der Ahr
Lewentz sagt, er wolle im Amt bleiben, um dem Wiederaufbau an der Ahr zu helfen. Das ist lächerlich. Peinlich. Und ärgerlich. Der Wiederaufbau unter Lewentz läuft so schlecht, dass sogar die Tagesschau darüber berichtet, dass den Menschen an der Ahr ein zweiter Frostwinter bevorsteht. Die Tagesschau. Nun wahrlich kein Medium, das rot-grünen Landesregierungen schlecht gesinnt wäre – auch wenn sie gelbe Anhängsel haben.

Apropos Rot-Grün. Kaum ein Land versorgt Sozialpädagogen, Politikwissenschaftler und ähnliche geisteswissenschaftliche Glaskugelleser derart mit Millionen an Steuergeldern zur „Demokratieförderung“ wie Rheinland-Pfalz.

Tausende Demokratiefeinde wären aber nicht in der Lage, dem Ruf der Demokratie den Schaden zu verpassen, den Sie anrichten, Herr Lewentz. Weil ein derart offensichtlich überforderter Minister den Machtapparat nicht aufgeben will, der ihn umschwirrt. Weil eine Landesmutter Malu Dreyer aus eiskaltem Machtkalkül an einem ihrer Chefgeneräle festhält. Er hält ihr politisch den Rücken frei. Das zählt für sie. Mit den Opfern von der Ahr kann Malu Dreyer offensichtlich auch ganz gut leben und schlafen.

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