Tichys Einblick
Übergeschnappt: Das Gesetz sind wir

Klima-Extremisten wollen Schüler rekrutieren

Die nächste Eskalationsstufe: Die selbsternannte „Letzte Generation“ will in die Schulen eindringen und dort Aktivisten rekrutieren, zum Beispiel mit Vorträgen über „zivilen Widerstand“. Die Kultusminister müssen jetzt Flagge zeigen gegen Agitprop.

Symbolbild: Utensilien der Letzten Generation

IMAGO / ZUMA Wire
Sie treiben es immer bunter und scheren sich nicht um Recht und Gesetz. Seit Jahren inszenieren sie an Freitagen massenhaft Schulschwänzerei und rufen damit zur Missachtung der Schulpflichtgesetze auf. Gemeint ist die mittlerweile politisch und medial schier geadelte Bewegung „Fridays for Future“ (FFF). In Davos beim Weltwirtschaftsforums (WEF) dürfen ihre Exponenten mitmachen, von Staats- und Regierungschefs werden sie empfangen, in Talkshows sind sie Dauergast. Ihre Ikone „Greta“ bekommt in Helsinki den Ehrendoktor der Theologie.

Die fortschreitend radikalisierten „Klima“-Genossen blockieren als „Klimakleber“ seit nunmehr Monaten Straßen inklusive Rettungsfahrzeuge. Zigtausende kommen zu spät zur Arbeit, Lieferzeiten verlängern sich, Kranke gelangen zu spät zum Arzt oder in die Krankenhäuser. Der volkswirtschaftliche Schaden dürfte in dreistellige Millionenhöhe gehen. „Klimaterroristen“ darf man die „Kleber“, die von bedauernswerten Polizisten geduldig von der Straße gelöst werden müssen, laut Jury für das Unwort des Jahres nicht nennen, und der Verfassungsschutz will diese Extremisten auch nicht beobachten, weil er das Ganze nicht als extremistisch ansieht.

Es reicht, „Klima“ (oder in anderen Bereichen „Asyl“) zu sagen, und der sogenannte Rechtsstaat lässt sich einmal mehr auf der Nase herumtanzen.

Nun kommt die nächste Eskalationsstufe. Die selbsternannte „Letzte Generation“ will in die Schulen eindringen und dort Aktivisten rekrutieren, zum Beispiel mit Vorträgen über „zivilen Widerstand“. Vergangenen Dienstag, 4. April, gab es ein virtuelles Treffen. Beteiligt waren Studenten, Lehrer (!), eine Theologin und ein Landwirt. Es gibt sogar schon einen 13-seitigen Leitfaden, wie Auftritte an Schulen ablaufen sollen. Danach wollen sich die Aktivisten von Lehrern, Direktoren und Bündnissen wie „Teachers for Future“ (!) in Schulen einladen lassen. Auch eine 41-Folien-Powerpoint-Präsentation (Titel „Ziviler Widerstand gestern und heute“) gibt es schon. Darunter Bilder, wie Klima-„Aktivisten“ von der Polizei weggetragen werden.

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Erste Auftritte in Schulen habe es bereits gegeben. Vor allem Schüler der Oberstufe hat man sich vorgenommen. Diese sind ja teilweise schon volljährig und digital oft bestens vernetzt. Aber nicht nur das: „Wir hatten auch Anfragen von Grundschulen, auch das ist eine Möglichkeit“, heißt es. So will man über die Kinder auch die Einstellung der Eltern beeinflussen. Allerdings fragt man sich bei den für solche Aktionen offenbar offenen Schulen, ob diese angesichts der eklatanten und von Corona noch potenzierten Lerndefizite nichts Besseres zu tun hätten, als Schüler dort von Agitatoren zu Straftaten aufrufen zu lassen. Was ist das? Das ist lupenreine Agitprop: Propaganda mit Agitation, wie man es aus totalitären Staaten kennt. Wie dort, unter Missbrauch von Minderjährigen und Schutzbefohlenen.

Wer hält dagegen? Hier sind an erster Stelle die Schulleiter gefordert. Sie haben das Hausrecht, und sie haben kein Recht, ideologisch motivierte Agenten in die Schulen kommen zu lassen. Hoffentlich handeln alle Schulleiter so und meinen nicht, sie müssten irgendeinen „grünen“ Courage-Preis, den es wohl bald geben dürfte, für ihre Schule ergattern. Die 16 deutschen Schulminister müssen hier Flagge zeigen, den Schulleitern den Rücken stärken, mehr noch: den Schulen solche Aktionen untersagen. Und hoffentlich verurteilen alle (!) Lehrerverbände die Agitprop-Pläne.

Dass Justizminister Marco Buschmann (FDP) nichts davon hält, wenn Schulen Klimaschutzaktivisten der Gruppe Letzte Generation Vorträge in Klassenräumen gestatten, ist schon mal was. Der sonst so betont liberale Justizminister redet immerhin Klartext und benennt die Aktionen der Klimakleber Straftaten, mit denen sie Skepsis an der repräsentativen Demokratie verbreiten. Wörtlich: Solches Gedankengut könne kritisch im Unterricht besprochen und eingeordnet werden. „Aber niemandem, der solches Gedankengut vertritt, darf in einer Schule der rote Teppich ausgerollt werden“, so Buschmann.

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Kritik kommt auch aus der CDU. „Unsere Schulen dürfen nicht als Plattform für eine radikale Gruppe, deren Mitglieder auch vor Straftaten nicht zurückschrecken, missbraucht werden“, sagte Thorsten Frei (49, CDU). Die Mitglieder der Letzten Generation hätten sich schon lange aus dem demokratischen Diskurs verabschiedet, deshalb könne die Gruppe kein Partner für Schulen sein.

Hoffen wir darauf, dass solche klaren Ansagen in Politik und Medien Konsens sind. Und hoffen wir darauf, dass sich die Elternschaft in ihrer überwältigenden Mehrheit gegen den ideologischen Missbrauch ihrer Kinder wehren. Von „überwältigender Mehrheit“ schreiben wir, weil wir im Zusammenhangmit mit „FFF“ zur Kenntnis nehmen mussten, dass so manche Eltern „Klima“-Aktionen ihrer Kinder selbst in der Unterrichtszeit stolz als wache („woke“) Zivilcourage ihres Nachwuchses ansahen.