Tichys Einblick
Gefangen in der Blase

INSA: AfD in Wählergunst erstmals vor SPD

Die AfD gewinnt in der Wählergunst weiter hinzu und liegt mittlerweile vor der SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz. Im "Meinungstrend", den das Umfrageinstitut INSA wöchentlich erhebt, käme die AfD demnach auf 20,5 Prozent der Stimmen. Das sind 0,5 Punkte mehr als in der Vorwoche und der höchste bisher von INSA gemessene Stand.

IMAGO / Rene Traut

Hilflos gefangen in der selbst entfachten Nervosität, so könnte man das Resultat des neuesten Meinungstrends, den INSA für Bild ermittelt hat, überschreiben. Seit Jahren machen die Grünen, aber auch die CDU und die SPD mit Angst, Panik und Hysterien, mit dem Armageddon-Argument Politik, damit, dass, wenn der zum Untertan deklassierte Bürger nicht jede Idee der Grünen und SPD als Befehl verinnerlicht, die Welt untergehen wird, und zwar subito.

Nach dieser Umfrage würde die AfD als zweitstärkste Partei noch einmal um 0,5 % Prozentpunkte zulegen und käme auf 20,5 % hinter der CDU/CSU, die 26,5 % und vor der SPD die nur noch 19,5 % der Wählerstimmen auf sich vereinigen könnten. Die Grünen würden weiterhin 13,5 % der Wähler überzeugen, die FDP verlöre einen Punkt und käme auf 6.5. %, die Linkspartei hielte tapfer ihre 4 %. Ohne die CSU trennen CDU und AfD nicht mehr allzu viel. Auch im Westen steigen die Werte der AfD, zuletzt in Wüsts Meldestellen-Wunderland NRW um 6 % Prozentpunkte auf 15 %. Die AfD-Umfragewerte sind nicht nur ein Phänomen des „rückständigen“ Ostens, sondern sie werden zu einer gesamtdeutschen Tatsache.

Zu den Werten der AfD sagte INSA-Chef Binkert, dass sich 52 % der Bundesbürger über die Stärke der AfD ärgern, 30 % sich drüber freuen, und es 11 % schlichtweg egal sei.

Was die Entwicklung der Umfragewerte skizziert, ist ein Land, das mit sich ringt, das immer weniger die Politik ignorieren kann, wie es die Deutschen eigentlich gern täten, weil die Politik zunehmend das Land und den Wohlstand des Normalbürgers zerstört. Viele, die sich über die Stärke der AfD ärgern, ärgern sich aber eigentlich über die Schwäche der etablierten Parteien, die sich im Selbstbeschäftigungsmodus befinden. Die Grünen, weniger eine politische Partei, denn das Wesen des Politischen ist ihnen fremd, mehr ein Weltanschauungsverein, zeigen sich außerstande zur kritischen, auch selbstkritischen Reflexion. Sie wollen stur – eingeschworen auf den eigenen Glauben – ihre Vorstellungen durchsetzen, koste es, was es wolle. Was haben sie auch mehr als ihren Glauben, ihre Ideen und Ideechen? Die Funktionäre dieser Partei haben sich in einer erschreckenden Art selbstermächtigt, die nun, da den Grünen der Wind der Realität eisig in Gesicht bläst, keinerlei Skrupel mehr zu kennen scheinen. Auf den Tweet des Brandenburger CDU-Chefs Jan Redmann: „#Sonneberg macht deutlich: Das Konzept „Schulterschlusses gegen AfD“ ist an seine Grenzen gekommen. Wir müssen stattdessen die relevanten Debatten zwischen den demokratischen Parteien führen, sonst verarmt die politische Kultur. Davon profitieren nur die Extremisten.“, antwortet der Grüne Dieter Janecek nur mit der Absage an relevante Debatten: „Zu den „relevanten“ Debatten gehören allerdings nicht Psychosen gekränkter Männer um „Genderzwang“ und „Veganerzwang“. Vielleicht erklären Sie das mal ihrem Kollegen Söder?“ Die Grünen wollen keine Debatten, sie wollen nur den Einheitsblock, die Meinungsdiktatur. Ob die CDU nun endlich begriffen hat, dass es mit den Grünen keine relevante Debatten geben wird? Nicht über die Wirtschaftsleistung, nicht über de Energiesicherheit, nicht über bezahlbare Energie, nicht über Wohlstand und auch nicht über Kultur. Wenn die CDU überleben will, muss sie wieder Volkspartei werden.

Besonders desaströs ist es, dass die größte Opposition auf ihre Rolle als Opposition verzichtet – und irgendwas mit „konstruktiv“ sein will. Sobald die CDU es unterläßt, die Grünen noch grün zu überholen, sobald sie ein liberales oder konservatives Statement abzugeben wagt, kuscht die CDU noch schneller, als die Schelte, die von den Grünen inzwischen in ihrer moralischen Selbstüberhebung gern über die Medien an das Ohr der CDU dringt – und nimmt das Statement zurück.

Die CDU gibt das Bild einer durch und durch eingeschüchterten Partei ab. Es sind viele unter den 52 %, die sich noch über die Stärke der AfD ärgern, die die CDU vor dem Absturz bewahren. Viele hoffen, bangen, wünschen sich eine CDU, die wieder schwarz und nicht grün ist. Aber auch immer wieder enttäuschtes Hoffen endet irgendwann einmal. Das bürgerliche Publikum verliert die Geduld mit der CDU, das erfolgt langsam, aber mit der Wucht eines Tankers, der den Kurs ändern muss. Die Stärke der AfD beruht auch auf dieser Enttäuschung. Einer der effektivsten Wahlhelfer für die AfD dürfte Hendrik Wüst werden, wenn ihn die Union zum Kanzlerkandidaten kürt.

Die maßlosen Beschimpfungen von Politikern der Grünen, der SPD, aber auch der CDU, die man sich in Sonneberg anhören muss, stoßen immer größere Kreise des bürgerlichen Publikums ab. Die Inhumanität, die Brutalität, die Menschverachtung und auch der Hass, der in so mancher Äußerung von Politikern mitschwingt oder offen zum Ausbruch kommt, entblößt nur den Mangel an Kultur und Bildung dieser Politiker, es zeigt nur – und da sind wir beim Hauptproblem – nämlich, dass viele Bundespolitiker und Hauptstadtjournalisten es sich im Raumschiff Berlin bequem gemacht haben und sie nur noch in ihrer Blase kommunizieren, in ihren Phrasen schwelgen. Ein Parlamentarier der SPD gibt im Bundestag sogar zum besten, dass auf Deutschland ein Run von Fachärzten erfolgen, und auch die Busse werden wieder fahren, wenn die AfD aus allen deutschen Parlamenten rausfliegt. Man kann die AfD für vieles verantwortlich machen, aber für den Busverkehr und für die Facharztsituation kann sie nun wirklich nichts.

Viele fragen sich, ob diesen Politikern die Plumpheit und die Arroganz ihrer Äußerungen noch auffällt? Diese Politiker mögen sich in ihren Ansichten bestätigen, doch die letzte Zeit bringt immer mehr ihre Ratlosigkeit, ihre Gegenwartsverzagtheit und bei manchen auch freundlich formuliert das Desinteresse für diejenigen, die sie bezahlen, die eigentlich ihre Dienstherren sind, für den Souverän, von dem „alle Staatsgewaltaus“ ausgehen soll geht vom Volke aus“, zum Ausdruck.

Nur noch 39 % der Wählerstimmen fallen auf die Ampel. Deutlich ist vor allem eins, die große Mehrheit will eine andere, will eine Regierung, die sich in der Wirklichkeit und nicht nur in der Utopie auskennt – und die vor allem zum Wohle des deutschen Volkes tätig wird und nicht zu seinem Schaden. Da helfen alle Phrasen und alle Dämonisierungen nichts! Die Frage lautet nicht, wer ist die AfD, die Frage lautet, wessen Interessen dient diese Regierung? Die Frage lautet auch, ist es überhaupt eine Regierung oder sind es viele Regierungen?

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