Tichys Einblick
Nach Habecks Eingeständnis

Die Bundesregierung führt das Land sehenden Auges in die Benzin-Knappheit

Kaum hatte die deutsche Regierung dem Öl-Embargo der EU zugestimmt, gestand Wirtschaftsminister Robert Habeck ein, dass dies in Ostdeutschland und im Großraum Berlin zur Benzinknappheit führen könnte.

Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister bei der Klausurtagung in Schloss Meseberg, 04.05.2022

IMAGO / Christian Spicker

Am 8. Juni 2020 freute sich der Oppositionspolitiker Robert Habeck noch mit Blick auf den Shutdown: „Wer hätte gedacht, dass wir die ganze Wirtschaft lahmlegen, weil wir Werte … vor ökonomische Kreisläufe stellen.“ Nun ist es so weit. In der Sendung RTL Direkt kündigte der frühere Oppositionspolitiker, der nun Bundeswirtschaftsminister ist, am Mittwochabend an, dass es in Ostdeutschland und im Großraum Berlin zu einer Benzinknappheit kommen könnte: „Es ist nicht auszuschließen, das muss ich leider sagen, dass es tatsächlich zu Knappheiten kommt“.

Annalena Baerbock verkündete bereist am 20.4. in Riga, dass Deutschland bis zum Sommer die Kohleimporte und bis zum Ende des Jahres die Erdölimporte aus Russland beenden wird. Baerbocks Ankündigung in Riga löste in Deutschland Erstaunen aus, denn nicht zu Unrecht erinnerte diese Ankündigung Baerbocks an die Substanz früherer Statements der heutigen Außenministerin aus ihrer Zeit als energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, als sie der staunenden Fachwelt das Problem der Speicherung von erneuerbaren Energien als gelöst vermeldete: „An Tagen wie diesen, wo es grau ist, da haben wir natürlich viel weniger erneuerbare Energien. Deswegen haben wir Speicher. Deswegen fungiert das Netz als Speicher. Und das ist alles ausgerechnet.“ 

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Nicht einmal eine Woche nach Baerbocks Statement in Riga jubelte Robert Habeck am 26.04., dass Deutschland ab sofort für einen Stopp russischer Öllieferungen gerüstet sei: „Heute kann ich sagen, dass ein Embargo handhabbar für Deutschland geworden ist.“ Ausgerechnet mit Polen meinte Habeck, das deutsche Problem der Erdölversorgung gelöst zu haben. So mancher dürfte nach der Ankündigung des deutschen Ministers auf einer Karte Polens nach großen Erdölvorkommen gesucht haben. 

Misstrauisch konnte man allenfalls werden, wenn man genauer hinhörte und die Schwammigkeit der Formulierungen wahrnahm. Die Zeit untertitelte ihren Bericht über die erfolgreiche Mission des Energieministers in Polen mit verbalen Fanfarenstößen: „Deutschland hat die Abhängigkeit von russischem Öl laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck so gut wie überwunden. Ein Embargo sei mittlerweile „handhabbar“.“ 

Die Mischung aus selbstgewissem Jubel und Selbstlob eigener Tüchtigkeit begleitet von sehr allgemeinen und unscharfen Formulierungen kannte man bereits von Habecks Rückkehr aus Katar, wo er bereits Deutschlands Erdgasversorgung gesichert haben wollte, nur dass der einen Tag später interviewte Energieminister von Katar von den festen Vereinbarungen nichts wusste. Typisch für die habeckaffinen deutschen Medien war, dass niemand ein Zweifel hegte, wie Habeck ausgerechnet mit Polen die deutsche Erdölbedrouille zu lösen gedachte. Nur Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) blieb skeptisch und warnte vor den weitreichenden Folgen eines Lieferstopps von Gas und Öl aus Russland. „Wenn gelegentlich von drei Millionen zusätzlichen Arbeitslosen geschrieben wird, falls kein Gas und Erdöl mehr aus Russland geliefert wird, so halte ich das für eine Untertreibung“. Die Energiepreise würden ohnehin „noch einmal drastisch steigen“.

Das alles hielt weder deutsche Medien, noch deutsche Intellektuelle, noch Politiker allen voran die der CDU davon ab, weiter einen schnellen und harten Ausstieg aus Erdgas- und Erdölimporten aus Russland zu fordern und die Regierung dazu zu drängen. 

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Kaum hatten Robert Habeck und die deutsche Regierung dem Öl-Embargo der EU zugestimmt, gestand er bei RTL Direkt kleinlaut ein, dass der von der EU geplante Importstopp für russisches Erdöl in Ostdeutschland und im Großraum Berlin zur Benzinknappheit führen könnte. Knappheit beim russischen Erdöl, dass durch die Erdölleitung Drushba in Schwedt ankommt und dort raffiniert wird, das auch das mitteldeutsche Chemiedreieck betrifft, bedeutet im Klartext, dass man in Ostdeutschland und in Berlin zu bestimmten Zeiten keinen Kraftstoff mehr bekommt. Und dass sich der Sprit im Osten rasant verteuert und nicht nur das. Nämlich dass auch die chemische Industrie im Osten die Arbeit einstellen muss.

Wenn Habeck versichert, dass an Lösungen gearbeitet wird, wechselt er vom Minister in das Fach des Komikers. Das Desaster, das nach Habecks eigenen Worten eintreten könnte, ist eine Katastrophe mit Ansage, in die nun die Regierung Scholz sehenden Auges geht, obwohl die Regierung im nationalen Interesse das sechste Sanktionspaket der EU ablehnen müsste. Lehnt sie es nicht ab, handelt sie vorsätzlich und im Bewusstsein der Folgen gegen die Interessen des deutschen Volkes. Es stellt sich immer mehr die Frage, ob Robert Habeck verantwortlicher Bundesminister oder nur wohlwollender Kommentator seiner eigenen desaströsen Politik ist, der an Lösungen glaubt, wo keine sind, weil doch dort aus Gründen der Ideologie Lösungen vorhanden sein müssten. 

Einer der vielen Mainstreammedien-Experten äußerte in der Tagesschau, dass ein Öl-und Gas-Embargo das „Herz der russischen Macht“ treffen würde, der Experte hat nur vergessen hinzuzufügen: aber erst lange nach Deutschlands Wirtschaftsinfarkt. 

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