Tichys Einblick
Vorsorge für die Zeit nach Merkel

Monika Grütters versucht, sich ein eigenes Kultur-Ministerium herbeizureden

Abzocker-Abgeordnete in Notlagen sind schäbig, doch der mangelnde Anstand von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ist nicht weniger mies.

Monika Grütters

IMAGO / Christian Spicker

Die Demokratie hat ihre eigene Würde. Nicht nur aufgrund der großartigen Idee, die dahinter steht, sondern auch durch ihre Rituale. Zum Kernbereich gehört die Legitimation der Herrschaft durch freie und geheime Wahlen durch den Souverän zwischen unterschiedlichen politischen Parteien. Zuerst kommt ein mehr oder weniger spannender Wahlkampf, dann der Gang zu den Urnen und schließlich das Pokern um eine Regierungsbildung. Es beginnt mit dem Gezerre um eine Koalitionsvereinbarung. Jeder der Beteiligten will bei seinen Wählern gut dastehen und braucht dabei theatralische Höhepunkte. Das zieht das Ganze in die Länge. Schließlich steht der – viele Seiten umfassende – Koalitionsvertrag.

Nun, wo der Bär erlegt und ausgeweidet ist, geht es an das Verteilen des Fells. Die Macht im Kanzleramt ist gesetzt. Der Job als Deutschlands Spitzendiplomat und zugleich Vizekanzler geht in der Regel an den Zweitplatzierten. Je geringer der Einfluß eines Ministers auf das Gesamtgeschehen ist, umso länger geht es bei der Besetzung der Ressorts hin und her. Jeder an der Regierung Beteiligte hat das Recht, die ihm zugeteilten Pfründe nach eigenem Gusto zu besetzen, wobei die oberste Personalhoheit beim Bundeskanzler liegt. Schlussakt jeder Regierungsbildung ist der offizielle Beginn der neuen Legislaturperiode mit der Entgegennahme der Ernennungsurkunden durch das Staatsoberhaupt, dem jeweiligen Bundespräsidenten.

Wer an dieser Stelle empört die geschlechtsspezifische Kennzeichnung des Amtsinhabers vermisst, dem mag gesagt sein, dass das Grundgesetz lediglich die geschlechtsneutrale Amtsbezeichnung – und die ist maskulin – kennt. Es gibt also das Amt des Bundespräsidenten, des Präsidenten des Deutschen Bundestages, des Bundeskanzlers, des Bundesratspräsidenten, des Ministerpräsidenten der Länder, des Ministers der Finanzen, usw. Es ist davon auszugehen, dass sich schon in naher Zukunft die Genderfahnder*innen hinter diesen Missstand „klemmen“, und gegebenenfalls mit Lichterketten die Änderung herbeiführen.

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Nur Eine konnte beim besten Willen das Wasser nicht so lange halten. In der dunklen Vorahnung, dass mit dem Verschwinden von „Mutti“ auch ihre Götterdämmerung eingeläutet wird, wollte Kulturstaatsministerin Monika Grütters schon jetzt vollendete Tatsachen schaffen. Ganz in ihrer Phantasie gebar sie ein neues Ministeramt, den Bundesminister der Kultur, den die neue Regierung möglichst einzurichten habe. Sie brauchte gar nicht auszusprechen, wen sie auf dem Thron im „Haus der Kulturschaffenden“ sieht: sich selbst natürlich, mit goldenem Haar und der Krone der Musen auf dem Kopf. Nur eben dann mit der Hoheit über ganz Deutschland. Nur so, argumentiert Frau Grütters, könne man der wachsenden Bedeutung der Kultur gerecht werden. Banale Betrachtungen, wie die des Verfassungsranges der Kulturhoheit der Länder, verblassen vor solchen Gedanken altruistischer Weitsicht.

Damit der heimliche Wunsch als Vater ihres Gedankens auch ja in Erfüllung geht, bringt sie sich schon mal selbst in Spiel. Dabei wurde weder gewählt, und steht der Kanzlerkandidat, der mit hoher Wahrscheinlichkeit den Kanzler stellenden Partei, noch nicht einmal fest. Sowas nennt man unter Juristen Nötigung. Doch dürfte allein das unbegrenzte Selbstbewusstsein und die Eitelkeit Des- oder Derjenigen mit Anspruch auf das Amt ihren Vorstoß schnell zum Verglühen bringen. Aber, so mag Grütters gedacht haben, wer nicht wagt, der nicht gewinnt und manchmal siegt Frechheit eben doch!

Wobei sie eines wohl richtig kalkuliert: die Zuneigung der Grünen ist der nach Parteibuch Schwarzen aus Berlin so gut wie sicher. Steht sie doch mit der linken Kulturszene auf bestem Fuß, hat sie stets an dieser Flanke „Muttis“ linker Politik kraftvoll zum Durchbruch verholfen. Ein ganz besonderes Verdienst hat sich die Ministerin mit dem CDU-Parteibuch (und das gehört hier der Vollständigkeit halber nochmals hin) noch weiter links, freilich auch in Absprache mit „Mutti“, mit der skandalösen Säuberung an der Spitze der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen erworben. Sie hat sich in diesen Kreisen eine herausgehobene Stellung auf Lebenszeit verdient: durch eine gemeinsam mit dem Berliner SED- (heute in „Die Linke“ umbenannt) Kultursenator Lederer ausgeheckte miese Intrige zur Vernichtung der beruflichen Existenz des Historikers und jahrzehntelangen Leiters der Gedenkstätte, Dr. Hubertus Knabe, dessen Anliegen es war, die Verbrechen der kommunistischen Diktatur in der DDR nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Na dann, viel Glück Frau Grütters – der Rest bleibt einem im Halse stecken.

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