Tichys Einblick
"Kulturzerstörungsstaatsministerin"

In der grünen Republik hat Kultur keinen Platz mehr

Das Kreuz auf dem Berliner Stadtschloss soll entfernt und der Bibelvers um die Kuppel des Schlosses verhängt werden. Nun soll im Namen Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Wort Preußen gelöscht werden. Das Kulturstaatsministerium unter Claudia Roth wird zum Beerdigungsunternehmen für Kultur und Geschichte unseres Landes.

Die Berliner Museumsinsel, die ebenfalls zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) gehört

IMAGO / imagebroker

Claudia Roth leistet Großes und Bleibendes als Kulturzerstörungsstaatsministerin. Zur Erinnerung: Zu den kulturpolitischen Meisterleistungen Claudia Roths zählt, dass sie einen Anteil an der Beschädigung des Ansehens der Documenta hat. Dass Wimmelbilder zweifelhaften künstlerischen Wertes mit auch für den Laien erkennbar antisemitischen Inhalts in der wichtigsten und bis dahin auch international renommierten deutschen Kunstausstellung nicht nur ausgestellt wurden, sondern trotz tiefgehender Kritik sogar eine Weile noch dort exponiert blieben, liegt auch an der Frau, die gern im Iran das Kopftuch trug.

Claudia Roth
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Roth verteidigte die Kuratoren identitätspolitisch: „Die Herkunft aus einem bestimmten Land sollte nicht vorab zu Verdächtigungen führen, möglicherweise antisemitisch zu sein.“ Erst hatte Claudia Roth den Skandal ignoriert, dann versuchte sie ihn sogar noch kleinzureden. Schließlich, als alle Messen gesungen waren und das sprichwörtliche Kind nicht nur im Brunnen lag, sondern dort auch noch ertrunken war, wollte sie plötzlich die Chefermittlerin geben. Trotz einer kurzen Assistenz in der Dramaturgie und trotz einiger Tätigkeiten irgendwie im Amateurtheater nahm ihr niemand die Rolle als Miss Marple der Documenta ab.

Der Kommentator der Jüdischen Allgemeinen, Philip Peymann Engel, fragte deshalb zurecht: „Für wie naiv hält Roth die jüdische Öffentlichkeit? Zuerst lässt sie es zu, dass Künstler mit erwiesenermaßen antisemitischem Weltbild die documenta kuratieren. Nun will sie überrascht von den antisemitischen Exzessen sein.“ Und kam zu dem Schluss: „Entweder war Roth nicht in der Lage, Einfluss auf die sich lange abzeichnende Entwicklung zu nehmen. Oder sie konnte beziehungsweise wollte nicht verstehen, dass Judenhass eine elementare Herausforderung für unsere Demokratie darstellt. Beides disqualifiziert sie in höchstem Maße als Kulturstaatsministerin.“

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Doch der Documenta-Skandal führte bei der Kulturzerstörungsstaatsministerin mitnichten zum selbstkritischen Nachdenken, ganz im Gegenteil: Nun soll das Kreuz auf dem Berliner Stadtschloss Roths kulturpolitischer Abrissbirne zum Opfer fallen, der Bibelvers um die Kuppel des Schlosses soll ebenfalls verhängt werden. Nicht genug damit, jetzt kämpft Roth auch noch dafür, dass aus dem Namen Stiftung Preußischer Kulturbesitz nach Art maoistischer Kulturrevolution der Begriff Preußen gelöscht wird. Roth, die es in den Fächern Theaterwissenschaft, Geschichte und Germanistik gerade einmal auf zwei Semester gebracht hat, also nicht einmal über die Propädeutik der Wissenschaft hinausgekommen ist, wenn überhaupt, dürfte außer dumpfen und falschen Vorurteilen mit dem Begriff und der Geschichte Preußens nicht anzufangen zu wissen.

Vor allem als Erklärung für Claudia Roth: Die am 25. Juli 1957 gegründete Stiftung Preußischer Kulturbesitz hatte zunächst die Aufgabe des Erhalts und der Pflege der Kulturgüter des aufgelösten Staates Preußen. Sie dokumentiert damit auch die großen kulturellen Leistungen Preußens, die inzwischen in einem neuen Geschichtsrevisionismus geleugnet werden sollen. Nach der Wiedervereinigung kamen die Ostberliner Sammlungen hinzu, sodass die Stiftung die vormals getrennten Kulturgüter zusammenführte, was ihr bravourös gelang. Zur Stiftung gehören:

  • Staatliche Museen zu Berlin mit 15 Sammlungen und sechs zentrale Einrichtungen an 19 Standorten
  • Staatsbibliothek zu Berlin an zwei Standorten
  • Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
  • Staatliches Institut für Musikforschung
  • Ibero-Amerikanisches Institut.

Mit der gleichen Ignoranz, mit der einst Annalena Baerbock den Sozialdemokraten für die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft dankte, wovon die Sozialdemokraten nichts wussten, mit der gleichen Ignoranz wie Katrin Göring-Eckardt behauptete: „Und Dresden, das ist vor allem die Frauenkirche. Die ist wieder aufgebaut worden, nachdem die Nazis sie zerstört haben“, und damit die ca. 25.000 Menschen, die im Bombenterror umkamen, verhöhnte, weiß Claudia Roth auch nichts über die große preußische Tradition der Aufklärung. Namen wie Immanuel Kant oder Gotthold Ephraim Lessing, wie Friedrich Nicolai oder Moses Mendelssohn, wie Anna Louisa Karsch, Carl Philipp Emmanuel Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, aber auch die der großartigen Berliner Salonieren wie Rahel Varnhagen von Ense und Henriette Herz, Amalie Beer, der Mutter des Komponisten Giacomo Meyerbeer, dürften ihr fremd sein. Diese ganze Tradition würde Claudia Roth mit dem Namen Preußen zugleich auslöschen.

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Gerade im aufgeklärten Preußen konnte sich die Haskala, die jüdische Aufklärung, entwickeln. Aber dass einer grünen Staatsministerin das Motto Friedrichs des Großen, „denn hier muss ein jeder nach Seiner Fasson Selig werden“, ein Gräuel ist, wie Lessings Vers, den Nathan im gleichnamigen Stück spricht – und dessen Vor-Bild Moses Mendelssohn war: „Es eifre jeder seiner unbestochnen/Von Vorurteilen freien Liebe nach!“, verwundert nicht. Noch ärger dürfte der Funktionärin einer Verbotspartei Friedrichs des Großen Überzeugung sein, die er im Antimachiavell äußerte: „Es gibt kein Gefühl, das so untrennbar mit unserem Wesen verbunden ist, wie das der Freiheit. Vom zivilisiertesten bis zum barbarischsten Menschen sind wir alle gleichermaßen von ihm durchdrungen; denn da wir ohne Ketten geboren werden, verlangen wir danach, ohne Zwang zu leben.“

Man könnte zuweilen bei den Grünen auf die Idee kommen, dass, so wie sie die simple Tatsache der biologischen Existenz von nur zwei Geschlechtern leugnen, sie gern irgendwie ins Werk setzen wollen, dass der neue grüne Mensch schon in den grünen Ketten der Ideologie geboren wird. Angelegt werden ihm diese grünen Ketten deshalb zumindest nach der Geburt durch das grüne Bildungssystem.

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Doch Wissenschaft, Kultur, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit ist das preußische Erbe, das Roth gern auslöschen würde und das umso stärker, wenn sie es denn kennte. Preußens Toleranz zeigt sich übrigens auch in der Randglosse Friedrichs, in der er anmerkt: „Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, die sie bekennen, ehrliche Leute sind, und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land bevölkern, so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen“ – und das, obwohl das Kreuz auch zu dieser Zeit schon auf der Kuppel des Stadtschlosses stand.

Roths Antwort auf all das lautet nur: „Was haben Andy Warhol und Joseph Beuys mit Preußen zu tun?“ Müssen also Sammlungen und Stiftungen einen Namen tragen, der alle Exponate, die ausgestellt werden, gerecht wird. Wie viele Namen würden fallen, das British Museum dürfte nicht mehr so heißen, auch nicht das Tschechische Nationalmuseum oder die Tschechische Nationalgalerie, denn was hat Albrecht Dürer mit Tschechien zu tun? Und so, wollte man dieser Vorstellung gerecht werden, müsste die Stiftung Preußischer Kulturbesitz plötzlich Stiftung Allerweltsbesitz heißen, so auch das British Museum Allerweltsmuseum und das Tschechische Nationalmuseum Allerweltsnationalmuseum.

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An Peinlichkeit nicht zu überbieten ist, dass der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, seiner Kulturzerstörungsstaatsministerin devot zur Seite springt und das tiefblickende Eingeständnis eigener Begrenztheit in die Worte kleidet: „Wenn ich SPK sage, muss ich fast immer erklären, welche Institution ich vertrete.“ Vielleicht versucht er es einmal mit Stiftung Preußischer Kulturbesitz und nicht mit der Abkürzung. Vielen müsste er dann nichts mehr erklären, wenn er nicht ausgerechnet mit grünen Funktionären wie Annalena Baerbock, Katrin Göring-Eckardt oder Claudia Roth zusammentrifft. Er stellt sich zudem als Präsident der Stiftung ein Armutszeugnis aus, wenn seine PR-Arbeit so schlecht ist, dass er immer noch Prussian Cultural Heritage Foundation erläutern muss.

Nein, Hermann Parzinger ist mit Sicherheit ein exzellenter Prähistoriker, er hat sich große Verdienste erworben bei der Erforschung der skythischen Kultur, den Ausgrabungen von Kurganen in der südrussischen Steppe, was aber die neuere Geschichte betrifft, was seine Aufgabe als Stiftungspräsident betrifft, irrlichtert Parzinger. Es wäre besser für alle, er würde sich wieder seinem wissenschaftlichen Fachgebiet widmen. Anderseits steht zu erwarten, dass der nächste Stiftungspräsident Anton Hofreiter wird, der irgendwie seit der Machtübernahme der Grünen unabgefunden durch die Landschaft irrt – und nichts so recht mit sich anzufangen weiß.

Vielleicht kann man Claudia Roth das alles nicht übelnehmen, weil man Claudia Roth Claudia Roth nicht verübeln kann. Es stellt sich nur die Frage nach dem Zustand eines Landes, das von Völkerrechtlern wie Annalena Baerbock, feministischen Theologinnen wie Katrin Göring-Eckardt, Theaterfachleuten wie Claudia Roth und über die Maßen erfolgreichen Kinderbuchautoren wie Robert Habeck regiert wird. Es ist ein Land, das glücklich in seiner späten Kindheit angekommen ist, das von Bildung nichts mehr wissen möchte, nichts mehr von seiner Geschichte und Kultur und nun nur nach dem nächsten bunten Event giert, ein Land, in dem inzwischen Hans im Glück herrscht.

Das Kulturstaatsministerium wird zum Beerdigungsunternehmen für die Kultur und Geschichte unseres Landes. Im Vergleich mit Claudia Roth muss man im Nachhinein Kurt Hager als Koryphäe ansehen.