Tichys Einblick
Maßlos

Die Sache mit dem importierten Antisemitismus

Die chinesische Führung sieht im Westen nur Chaos, schreibt Pankaj Mishra. Haben sich die Inklusions-Anhänger eigentlich schon mal gefragt, warum allenthalben eine Machterweiterung der Exekutive zu beobachten ist?

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Von Hamed Abdel-Samad über Ahmad Mansour bis hin zu Bassam Tibi – sie alle
weisen seit Jahren darauf hin, dass wir in großem Umfang antisemitisch sozialisierte Zeitgenossen ins Land lassen. Wir, die von allen Völkern den Juden am meisten Leid zugefügt haben. Es ist wie ein zynischer Treppenwitz der Geschichte.

Neulich der gürtelschwingende Syrer in Berlin, jetzt ein junger Mann mit palästinensischen Wurzeln in Bonn, der einem israelischen Professor die Kippa vom Kopf reisst, ihn beleidigt und schubst. Dabei hat der gerade beendete NSU-Prozess doch gezeigt, dass es nach wie vor deutschstämmige Antisemiten gibt. Der Neonazi mit der geringsten Strafe hat sogar ein entsprechendes Tattoo auf dem Leib prangen. Das Heikle ist: Wenn wir nicht etwas genauer aussuchen, wen wir – abgesehen von Kriegsflüchtlingen und nachweislich Verfolgten – aus anderen Regionen dieses Planeten in unserer Mitte aufnehmen, wird die Zahl der Nationalisten unter uns steigen. Alteingesessene Antisemiten + zugewanderte Antisemiten + neue Ausländerfeinde. Das sind zwei zusätzliche, selbst gemachte Probleme, die man verhindern sollte, um genügend Kraft für das erste zu haben.

Kein Dementi ist auch eine Bestätigung
Macht der NGO-Schlepperei ein Ende!
Theresa May hat über ihren neuen Plan für den Brexit gesagt, nicht Brüssel, sondern London werde entscheiden, wer im Land leben und arbeiten dürfe. Das ist ein Zugeständnis an die englischstämmigen Globalisierungsverlierer, deren Gruppe gewachsen ist. Ich habe den Vorsitzenden des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, den deutschen Sozialdemokraten Bernd Lange, gefragt, ob man es nicht ein wenig verstehen müsse, dass, so lange es Nationalstaaten gibt, diese mitreden wollen, wenn Menschen zu ihnen kommen. Er meint, innerhalb EU-Europas gehe das nicht, wegen der vereinbarten Freizügigkeit.

Die chinesische Führung sieht im Westen nur Chaos, schreibt Pankaj Mishra. Haben
sich die Inklusions-Anhänger eigentlich schon mal gefragt, warum allenthalben eine Machterweiterung der Exekutive zu beobachten ist? Und warum der Multilateralismus derart in Bedrängnis gerät? Nur unsere Raute will alles beim Alten belassen und fällt durch „Nichtlinienkompetenz“ (Gerhard Schröder) auf. Die Kanzlerin mit Büro im neuen Mekka der kosmopolitischen Individualisten. Einer ihrer Vorgänger, Ludwig Erhard, wollte Mitte der 60er Jahre Schritte unternehmen hin zu einer „formierten Gesellschaft“. Traurig, aber wahr: Das ist heute nötiger als damals!


Martin Busch arbeitet seit über 20 Jahren als Redakteur und Moderator für die Hörfunkprogramme von Radio Bremen. Nach seinem Soziologie-, Politik- und Linguistik-Studium an der Universität Hamburg (Schwerpunkt Markensoziologie) promovierte er im Fach Kommunikationswissenschaften. Er ist Autor der Streitschrift “Deutschland, Deutschland ohne alles – warum Europas größte Wirtschaftsmacht ein sozialer Pflegefall ist“.