Tichys Einblick
Wo ein Plus ist, gibt es ein Minus

Die jungen „Katholen“ lassen Gott sterben: Gott ist jetzt Gott+

Die Katholische junge Gemeinde (KjG) will Gott zukünftig gegendert schreiben. Die Vorstellung von Gott als „altem, weißem Mann“ solle auf diese Weise überwunden werden.

Nietzsche: „Gott ist tot!“ – Gott: „Nietzsche ist tot!“ An diese beiden Sätze erinnert man sich spontan, wenn man vom neuesten Profilierungsgetue der „Katholischen jungen Gemeinde“ (KjG) liest. Die jungen Katholen wollen nämlich „Gott“ zukünftig gegendert schreiben, und zwar so: „Gott+“. Die Vorstellung von Gott als „altem, weißem Mann“ solle auf diese Weise überwunden werden. Fragt sich allerdings, wer schneller tot ist: Gott oder die KjG!

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Wer der KjG sowas eingeflüstert hat, wissen wir nicht. Jedenfalls gab es kein Reflektieren darüber: Ein + hinter einem Namen bedeutet üblicherweise ja, dass der/die/das Betreffende tot ist. Oder elektrophysikalisch ausgedrückt: Ein + bei einer Bezeichnung bedeutet, dass die betreffende Sache positiv geladen bzw. gepolt ist und nicht negativ. Gibt es dann auch „Gott-“ (Gott minus)? Ob nun gestorben oder minus: In beiden Fällen ist Gott weg vom Fenster. Wenigstens schriftlich! Wie man das Kreuzchen – etwa in Gebeten – ausspricht, darüber lassen sich die gendergläubigen Heißsporne nicht aus.

Auch der KjG-Dachverband „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) begrüßt den Vorschlag. Und klar doch, Zuspruch kommt von der Queer-Lobby. Deren Sprecher Jürgen Lenders (55) sagte zu BILD: „Jeder darf sich Gott vorstellen, wie er möchte. Ich habe Gott nie mit einem Geschlecht identifiziert. Wenn die Katholische Jugend Gemeinschaft (KjG) meint, damit ein Zeichen zu setzen, dann kann das ein guter Vorstoß sein, um das Bewusstsein zu verändern und für die Thematik Geschlechtlichkeit zu sensibilisieren.“ Zustimmung bekommen die KjG übrigens auch von der FDP. Aber was heißt das schon? Die „Freidenker“ und ihre Oberen sind zuletzt ja weder als freie Denker noch überhaupt als Denkende aufgetreten.

Evangelische Akademie macht auf „Gender“

Und weil es wie die Faust aufs Auge passt, verbreiten wir hier noch eine Einladung der Evangelischen Akademie Tutzing: Bitte bei Problemen mit der eigenen Genderidentität anmelden (Gebühr ca. 150 Euro), wer am 1. Mai um 9 Uhr etwa folgenden Vortrag einer Frau Prof. Dr. Renate Jost braucht: „“G*tt – m/w/d: Feministisch-theologische Blicke auf G*tt und Geschlecht im Buch Exodus und anderen biblischen Texten“. Oder auch einen Vortrag von Tessa Ganserer MdB zum Thema „Unser Geschlecht – unser Menschenrecht“. Tessa (vormals „Markus“) Ganserer bezeichnet sich als Trans-Frau, ist biologisch ein Mann und Vater zweier Söhne, war nach acht Jahren im Bayerischen Landtag im Herbst 2021 laut „EMMA“ über Frauenquote (sic!) in den Bundestag gekommen.

Wir setzen die Liste an Gender-Beispielen nicht fort, wiewohl wir es endlos könnten. Singulär ist all das längst nicht mehr. In der evangelischen Kirche fing es an mit der „Bibel in gerechter Sprache“: mit Apostelinnen und Aposteln, Jüngerinnen und Jüngern. Sogar eine „Jesa Christa“ stand auf der Tagesordnung. Dann sollte das „Vater unser“ gegendert werden: „Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel, dein Name werde geheiligt.“ Manche wollen Gott mit „Adonaj“, „die Lebendige“, „der Ewige“ übersetzen.

Bistum Hildesheim gendert

Zum 11. Juni 2021 ist das Bistum Hildesheim mit der 17-seitigen Handreichung „Geschlechtersensible Sprache“ ganz groß auf den Gender-Zug aufgesprungen. Siehe hier. Man beruft sich dabei auf „Wissenschaftliche Untersuchungen“, die in den letzten 30 Jahren angeblich gezeigt hätten, dass die Verwendung des generisch-maskulinen Plurals („die Mitarbeiter“) dazu führe, dass Frauen in den Vorstellungen nicht vorkämen. Wissenschaftlich? Jedenfalls geht es in Hildesheim, wo der dortige Bischof Heiner Wilmer im April 2019 schon auch mal Greta als Prophetin – „Hellwach wie Jesus“ – bezeichnete, flott ans Werk: Doppelnennungen solle man gebrauchen (Christinnen und Christen)! Substantivierte Partizipien solle man bilden (Studierende)! Redepult statt Rednerpult! (Wie wenn ein Pult reden könne!) „Du unser Gott“ statt „Gott der Herr“! Und man solle zwischen männlicher und weiblicher Form wechseln, zum Beispiel „Team aus Sozialarbeitern, Juristinnen, Erzieher, Seelsorgerinnen …“

“Pilgerinitiative Go for Gender Justice"
Wie die Evangelische Kirche zur Sekte wird
Schwachsinn! Denn mit einer solchen Teambeschreibung wird so getan, als seien die einen rein weiblich und die anderen rein männlich. Abteilungsleitung statt Abteilungsleiter (respektive Abteilungsleiterin). Oder Geschäftsführung statt Geschäftsführer (respektive Geschäftsführerin). Auch hier ist den Verfassern der semantische Irrsinn nicht aufgefallen: Denn Wörter mit dem Suffix „-ung“ sind Benennungen für kollektive Gebilde, nicht für eine Einzelperson. Einer der profiliertesten Kritiker der Gendersprache, Professor Walter Krämer, nach wie vor gläubiger Katholik, aber dem Bistum Hildesheim zugehörig, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS), ist wegen dieser bischöflichen Gender-Handreichung mit öffentlicher Begleiterklärung aus der Kirche ausgetreten.

Wer all das finanziert? Der Steuerzahler: als kirchenfreier Steuerzahler, weil KjG, BDKJ und diverse Akademien ja auch öffentliche Gelder bekommen. Als Kirchensteuerzahler löhnt man gleich doppelt.

Und was will der „Synodale Weg“?

Interessant: Das erweiterte Präsidium des „Synodalen Weges“ hat beschlossen, die Debatte über die Verwendung der Gender-Sprache erst dann zu führen, wenn ein Handlungstext des Synodalforums IV über trans- und intersexuelle Personen im Entwurf vorliege. Der Regensburger Bischof Voderholzer, einer der entschiedensten Gegner des Synodalen Weges, besteht dennoch darauf, dass die Gender-Sprache für die Gremien des Synodalen Weges ab sofort nicht in Frage kommen dürfe.

Voderholzer geht es dabei nicht nur um Stil und Lesbarkeit, sondern darum, dass „Sternchentexte“ „ein unmissverständliches Bekenntnis zur Genderideologie und damit ein Widerspruch zur biblisch begründeten Anthropologie“ seien. Nicht auszuschließen jedenfalls, dass es in ach so progressiven Kirchenkreisen demnächst auch eine aus den USA kommende Unsitte gibt: Gebete werden dort verschiedentlich nicht mit „AMEN“, sondern mit „AWOMEN“ beendet.

Verbunden mit einer Triggerwarnung, stellen wir die Frage, was wohl im Iran oder in Saudi-Arabien los wäre, wenn jemand Allah oder Mohammed gendern würde. Die Baukräne und die Schwerter hätten wohl einiges zu tun.