Tichys Einblick
Wie beim Schulz-Hype

Die Grünen zum Sieg schreiben

Bei ARD und ZDF haben die Grünen inzwischen Merkel-Status erreicht. Kritische Fragen werden nicht gestellt, im Gegenteil, dem Interviewten wird geholfen, seine Botschaft bestmöglich hinüber zu bringen. Begleitberichte sorgen für die entsprechende Einstimmung.

Sind die Grünen der Sommerlochfüller der Medien oder steckt mehr dahinter, dass sie momentan nicht nur omnipräsent sind, sondern geradezu zur großen Hoffnung, zum Retter der Mitte, zur neuen Volkspartei verklärt werden. Es ist auffällig, dass die Beiträge über die Grünen in den Print- und elektronischen Medien sich in den letzten Wochen erhöht haben. Robert Habeck, der wohl demnächst die Grüne Tugendrose der Medien erhält, wenn sie denn gestiftet wird, wechselt sich ab mit Katrin Göring-Eckardt, die bedingt durch die Hitze Klima-Voodoo zu betreiben scheint. Angesichts der Temperaturen lässt sich sogar ein klein wenig verstehen, weshalb die Klimaexpertin Göring-Eckardt zum Regenzauber übergangen ist.

Zum neuen Regenzauber gehören diverse Klimaabkommen und jede Menge Einschränkungen via Verbote und möglicherweise neue Steuern und Abgaben. Der SPIEGEL hatte schon einmal allen Ernstes vorgeschlagen, die Deutschen sollten auf das Kinderkriegen verzichten, da Kinder auf die Welt zu bringen in der klimawandelbdrohten Welt egoistisch sei. Kinder seien nun einmal schlecht für die Klimabilanz, wie das Hamburger Magazin sogar vorrechnete. Zudem könnte über eine Abgabe für jeden Sonnentag nachgedacht werden, da Europa insbesondere am Klimawandel schuld ist.

Flüchten Klimaflüchtlinge vor Klimaleugnern?

Weil Europa aber Schuld am Klimawandel ist, wie es aus den grünen Orakeln schallt, forderte Göring-Eckardt in der Welt am Sonntag, dass auch Klimaflüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden müssen – natürlich bei Erstattung sämtlicher Sozialleistungen, schließlich sind wir ja an jeder Trockenheit, an jedem Wirbelsturm, an jeder Flut schuld. Die Sintflut in der Bibel ist wahrscheinlich nur falsch datiert, ein von der AfD geschickt ins Alte Testament gebrachter Fake. Aber nicht nur Katrin Göring-Eckardt durfte ihre bahnbrechenden Erkenntnisse auf der Basis von zwei, drei Semestern Theologie den Lesern der WELT mitteilen, auch die Sprecherin der Grünen Jugend, die laut Wikipedia Studentin der Rechtswissenschaft ist, bekam von den Öffentlich-Rechtlichen Medien die Möglichkeit, ihre Forderung nach Aufnahme von Klimaflüchtlingen in den Nachrichten zu vertreten. Zur Hinführung wurde dem Zuschauer der passende Bericht über die Malediven, die irgendwann überspült werden, gezeigt, woran wir Deutsche ja schuld sind. Perfekte Propaganda? Oder Demagogie? Man kann auch mit der Wahrheit lügen.

Übrigens so ganz taufrisch ist das alles nicht, denn auf dem Bundesparteitag der Grünen im September 2017, auf dem sich Göring-Eckardt als Kämpferin für die Vögel, die Bienen und die Schmetterlinge in Szene setzte, beschrieb Hans Joachim Schellnhuber, der Mann der im direkten Sinn wohl am besten vom Klimawandel lebt: „Mit dem Klimawandel wird Folgendes passieren. Es werden hunderte von Millionen Menschen im Raum verschoben werden müssen. Wegen Meeresspiegelanstieg, wegen Gletscherschwund, wegen Ausbreitung von Dürregebieten. Was tun mit den Menschen, deren Heimat versinken wird?“ Deshalb präsentierte er die Idee, einen Klimapass einzuführen, der jedem, der wegen des Klimawandels heimatlos werden würde, das Recht gibt, in eins der Länder einreisen zu dürfen, die schuld daran seien. Lässt man die grundsätzliche Frage weg, ob Schellnhubers Interpretation des Klimawandels Wissenschaft, moderner Aberglauben oder Geschäftstüchtigkeit oder eine Mischung aus allem ist, steht bereits heute fest, dass weder die USA, noch China, noch Russland, noch Indien diesen Pass ausstellen werden – und auch in Europa dürfte sich die Bereitschaft sehr in Grenzen halten, „hunderte von Millionen Menschen“ aufzunehmen. Bliebe am Ende nur Deutschland.

Das ficht Karin Göring-Eckhardt nicht an, denn sie fordert: „Wir brauchen eine Debatte über weitere Fluchtgründe z.B. für die Menschen, deren Lebensgrundlagen durch die Klimakrisen komplett zerstört werden.“ Die Fraktionsvorsitzende der Grünen will offensichtlich immer neue und immer mehr „Fluchtgründe“ festschreiben, um so immer neue Ansprüche zu legalisieren. Dass Deutschland bereits jetzt die Grenzen der Aufnahme und Integration erreicht hat, kümmert die Grünen-Politikerin nicht, noch scheint sie auch nur den Hauch einer Verantwortung für die Bürger dieses Staates, für die  Familien, für die Kinder zu empfinden. Wer vor diesem Hintergrund die Kinderarmut in Deutschland anspricht, wie die Grünen-Politikerin das Thema beiläufig touchiert, heuchelt und verhöhnt die Familien, die sich keinen Urlaub leisten können, die Kinder, die in Armut leben, die Rentner, die Flaschen sammeln, um ihre Rente aufzubessern. Natürlich kann man darauf keine Rücksicht nehmen, wenn es um die Schaffung von immer neuen Ansprüchen von nicht deutschen Bürgern an die deutschen sozialen Kassen geht, denn wir sind schuldig, schuldig, schuldig, dreimal schuldig wie die Sprecherin der grünen Jugend urteilt:
„Ein solcher Klimapass wäre nicht nur eine Frage von Solidarität, sondern auch von Verantwortung – immerhin sind es unter anderem die Länder der Europäischen Union, die durch eine verantwortungslose Energie-, Wirtschafts- und Agrarpolitik zur menschengemachten Klimakatastrophe beigetragen haben.“

Nach dem Schulz-Hype der Habeck-Hype

Und exakt dafür, um Sozialabbau, Sozialkonkurrenz, den Zerfall der Infrastruktur, Bildungsabbau und Energieunsicherheit werben die Grünen mit geradezu devoter Unterstützung der Medien. Bei ARD und ZDF haben die Grünen inzwischen Merkel-Status erreicht. Kritische Fragen werden nicht gestellt, im Gegenteil, dem Interviewten wird geholfen, seine Botschaft bestmöglich hinüber zu bringen. Begleitberichte sorgen für die entsprechende Einstimmung. Die Öffentlich-Rechtlichen haben sich dazu entschlossen, vollkommen ungeniert und unverhohlen Medium der Grünen zu sein. Im Vergleich dazu mochte einem die Aktuelle Kamera der DDR geradezu als kritisch erscheinen.

Der SPIEGEL-Kolumnist Christian Stöcker beantwortet in einem sich selbst bloßstellenden Artikel den Grund für die pausenlose Grünen-Panegyrik: »Wenn „ihre“ Themen häufiger vorkamen, etwa Wirtschaft, Einwanderung und Kriminalität, gewannen im Anschluss die Bürgerlichen und Rechten an Zustimmung. Wenn „linke“ Themen wie Arbeitslosigkeit oder Umweltschutz medial im Vordergrund standen, profitierten davon die Parteien des linken Flügels.«

Geht es also um nackte und dreiste Wahlkampfhilfe, darum, die Grünen hochzuschreiben? Nach dem beispiellosen Mediendebakel mit Martin Schulz scheint die SPD bei den in ihrer Mehrzahl rot-grünen Journalisten erstmal unten durch zu sein, der CDU mangelt es inzwischen an Verlässlichkeit, seit dem die Kanzlerin schwächelt. Bleiben den aktivistischen Journalisten nur noch die Grünen. Uns es mag sein, dass in den Redaktionsstuben gerade der Traum geboren wurde, die Grünen als Schutzmacht gegen alle konservativen und liberalen Kräfte, gegen die Wünsche und Interessen der Bürger großzuschreiben, zu einem deutschen En Marche mit Robert Habeck als Kieler Ausgabe von Emanuel Macron.

Medien, die von Grün-Schwarz überall träumen

Die Präsenz der Grünen in den Medien wird sich mit Blick auf die Wahlen in Bayern und Hessen noch erhöhen, indem sie oder auch nur ihre Themen im Sinne von Stöckers Ausführungen nach vorn gesellt werden. Die Medien fürchten die Hybris nicht, sie leben sie.

Ihr Ziel, auch das von ARD und ZDF, scheint in Bayern darin zu bestehen, Markus Söder und der CSU größtmöglich zu schaden. Man träumt bereits von Schwarz-grün offiziell, inoffiziell vielleicht sogar von Grün-schwarz. Die Umfragen werden uns noch das eine oder andere Prozentpünktchen bei der Sonntagsfrage bieten, was in der Hauptsache an den Umfragen, vor allem aber an der Interpretation der Rohdaten liegen wird.

Im Klimawandel heißer Sommernächte entsteht so manche Grille, so manch verhängnisvoller Traum, so manche Nachtmahr. Was sagte doch Romeo in Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“, nach dem Mercutio eloquent seinen Queen-Mab-Traum dargestellt hatte: „Schweig, schweig Mercutio – Du sprichst von einem Nichts.“