Tichys Einblick
Der Gärtner als Bock

Die Caritas gibt inakzeptablen Botschaften Raum

Ein weiteres Beispiel dafür, wie kirchliche Organisationen Politik und Propaganda einseitigtser Art betreiben, hier pauschal pro "Palästinenser", kontra Israel.

© shutterstock/cineberg

Der Caritasverband für Stadt und Landkreis Hildesheim hat laut eigener Presseerklärung vom 11. Dezember 2017 eine „Beratungsstelle gegen Radikalismus und Demokratiefeindlichkeit“ eingerichtet. „Radius“ heißt das Projekt, es soll laut Caritas ein „Übungsort für Demokratie“ sein. Die Beratungsstelle, so weiter, werde zum Großteil aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben“ für das Niedersächsische Landesdemokratiezentrum (LDZ) im Landespräventionsrat Niedersachsen (LPR) finanziert. Im kommenden Jahr stünden hierfür 65.000 Euro zur Verfügung. Betrieben werde die Beratungsstelle von den Sozialpädagogen Anja Hoppe und Rabih El-Dick: Sie sollen Einrichtungen beraten, Fortbildungen anbieten, pädagogische Präventionsangebote entwickeln und für eine Vernetzung unterschiedlicher Projekte sorgen.

Klingt alles politisch korrekt. Eben bis auf den im Libanon geborenen Rabih El-Dick. Er ist bekannt als radikaler Israelfeind. Auf seiner Facebook-Seite hatte er Plakate gepostet, auf denen der Davidstern mit dem Hakenkreuz in Verbindung gebracht, Israel als „kolonialer Siedlerstaat“ bezeichnet und zum Boykott der „israelischen Apartheid“ aufgerufen wurde.

Die Tageszeitung DIE WELT hat dazu bei der Caritas in Hildesheim nachgefragt. Ergebnis: El-Dick lehnte es ausdrücklich ab, sich von den Postings zu distanzieren. Er meinte, diese Postings dienten „dem Anstoß zu kritischem Denken“. Auch der Vorstand des Caritasverbandes Hildesheim wiegelt ab: Er sieht „die Durchmischung von Symbolen (Confederate flag, gay rights, Davidstern usw.), die auf El-Dicks Facebookseite dargestellt wurden, als misslungene Politsatire und versuchte Dekonstruktion von Symbolen auf studentischem Niveau“, „jedoch nicht als antisemitisch intendierte Äußerungen“. Unter „usw.“ hatte man übrigens das Hakenkreuz vergessen zu nennen. Als die WELT soeben kurz vor Silvester die Caritas um eine zeitnahe Stellungnahme zur Affäre El-Dick bat, antwortete der Pressesprecher des Ortsverbands: „Letztlich drohen Sie uns mit einem termingebundenen Shitstorm. Sollten Sie eine öffentliche rufschädigende Kampagne lostreten, so werden wir uns dagegen auch juristisch verwahren müssen.“

Muslimischer Antisemitismus wird geduldet
Zugewanderter Antisemitismus in Deutschland
Ist es nur Naivität bei der Hildesheimer Caritas? Nein, denn die Sache hat eine Vorgeschichte. Rabih El-Dick war schon früher aufgefallen, und zwar bei der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK). Das ist eine staatliche Fachhochschule in Niedersachsen mit Standorten in Hildesheim, Holzminden und Göttingen mit rund 6.000 Studenten. Es gibt, bzw. gab dort mehr als zehn Jahre lang ein Seminar der Dozentin Ibtissam Köhler, einer aus Palästina stammenden, mit einem Deutschen verheirateten Sprachlehrerin, das den Titel „Soziale Lage der Jugendlichen in Palästina (Gender)“ trug. Durch einen Beitrag in der „Jüdischen Allgemeinen“ vom 21. Juli 2016 wurde unter der Überschrift „Hass an der Hochschule“ öffentlich, was sich hinter diesem Seminartitel verbirgt: ein ausgeprägtes antisemitisches, zumindest anti-israelisches Stereotyp. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums nannte die HAWK gar eine „Hass-Fabrik“. Und auch der Zentralrat der Juden in Deutschland erhob Einspruch; sein Präsident Josef Schuster bat die niedersächsische Wissenschaftsministerin, Gabriele Heinen-Kljajic, in einem Schreiben darum, dass „ein derartiges Seminar nicht mehr in Ihrem Zuständigkeitsbereich angeboten wird“. Die Hochschule selbst wollte die Kritik nicht nachvollziehen und fühlte sich „angeschwärzt“. Ihre Präsidentin Christiane Dienel blieb gleichwohl bei ihrer Auffassung, dass „der Vorwurf des Antisemitismus in höchstem Maße ungerechtfertigt“ ist. Sie sei „traurig und betroffen, in welchem falschen Licht unsere Hochschule öffentlich dargestellt wird“. Dienel berief sich auf „Meinungspluralität“ und die „Freiheit der Lehre“ und beteuerte: „Die kritisierten Quellen dienen im Seminar als Material zur kritischen Auseinandersetzung, sie sind selbstverständlich nicht Auffassung der Dozentin oder der Hochschule.“

Alles Ablenkungsmanöver! Denn schon in dem von Ibtissam Köhler verfassten Seminarplan hieß es beispielsweise: Palästinenser würden „wie Abfall behandelt“ und von Israel „mit Demütigung, Repressalien, Kollektivstrafen, Willkür, Verachtung“ überzogen. Israel sei eine „entmenschlichte Gesellschaft“. Kein Wort davon, was das Ziel von Hamas ist und Israel im Nahen Osten weit und breit der einzige demokratische Staat ist!

Wie auch immer: Das Seminar von Ibtissam Köhler wird nicht mehr stattfinden. Neuer Dozent sollte ab da – der später wieder abberufene – Rabih El-Dick sein. Als Thema hatte er angeboten: „PLO und Hamas – vom nationalen zum religiösen Widerstand“. Hamas und „religiöser Widerstand“ – ein starkes Stück! Es scheint vergessen, dass sich die Hamas in ihrer Charta die Vernichtung Israels und der Juden zum Ziel gesetzt hat.

Und der Caritasverband Hildesheim will von all dem nichts gewusst haben? Nein, es ist dies ein weiteres Beispiel dafür, wie kirchliche Organisationen Politik und Propaganda betreiben. Auf Kosten des Steuerzahlers! Denn als die größten privaten Arbeitgeber mit rund einer Million Beschäftigten sind Caritas und das evangelische Pendant Diakonie Teil des gigantischen deutschen Wohlfahrtskartells. Sie haben zusammen ein jährliches Finanzvolumen von annähernd 40 Milliarden Euro, davon weniger als eine Milliarde aus kirchlichen Mitteln. Das heißt: Rund 97 Prozent ihres Finanzvolumens beziehen sie über Leistungsentgelte öffentlicher Kassen. Wie groß die Beträge sind, die Caritas und Diakonie im Zuge eines boomenden Geschäfts mit der Flüchtlingskrise abbekommen haben, lässt sich im Moment nur erahnen. Da muss man ja schön brav auf politisch korrekte Zivilgesellschaft machen!