Tichys Einblick
Bischöfliche Ergebenheitsadresse an Politik

Der gottgemachte Klimawandel

Deutsche Bischöfe fordern eine Klimawende unter Zwang und wollen uns um jedes Zehntel Grad an Begrenzung der Klimaerwärmung kämpfen lassen. Ein sinnloses Unterfangen, wie die Zahlen zeigen. Erfolgversprechender wäre es, an den Hauptverantwortlichen zu appellieren oder sachgerecht zu informieren.

IMAGO / Heinz Gebhardt

Es ist wieder mal CO2-Party, sprich: Klimakonferenz. In Dubai. Mit 70.000 Teilnehmern. Auch der Papst wollte hin, aber die Gesundheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Vielleicht vertritt ihn ja einer der deutschen Bischöfe. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Bätzing, hat sich dafür schon mal in Position gebracht und eine Erklärung zur Klimakonferenz in Dubai verfasst. So fordert er wie der Papst, „verbindliche Formen der Energiewende zu beschließen, die drei Merkmale aufweisen sollten: dass sie effizient sind, dass sie verpflichtend sind und dass sie leicht überwacht werden können“.

Energiewende (jedenfalls was allgemein darunter verstanden wird) und Effizienz schließen sich zwar so ziemlich aus, aber Zwang und Überwachung gehen immer. Insofern ist in der Kirche Jesus zwar vielleicht nicht tot (wie Nietzsche einmal meinte), aber doch anscheinend ziemlich „out“ und dafür Lenin umso mehr „in“ [Anmerkung: Lenin wird das Bonmot „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ zugeschrieben].

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Die Erklärung der DBK steht in einer Reihe diverser Veröffentlichungen zum Thema Klima. Im Sommer 2023 beispielsweise initiierten einige Bischöfe und diverse Funktionärskatholiken einen Appell mit dem Titel „Wir sind bereit“, der an die Bundesregierung und die Regierungen der Bundesländer und die sie tragenden Parteien gerichtet ist. Schon bei der Überschrift fühlt man sich unwillkürlich an Loyalitätsbekundungen der Pfadfinder oder der DDR-Thälmann-Pioniere („Für Frieden und Sozialismus – seid bereit“) erinnert. Und tatsächlich handelt es sich inhaltlich um eine politische Ergebenheitsadresse an die Politik.

Die Unterzeichner mahnen die Politiker nicht zu irgendwelchen Verhaltensänderungen mit religiösem Bezug an (zum Beispiel mal wieder zu beichten, vorzugsweise die eigenen Umweltsünden), sondern erklären ihre Bereitschaft, Klimaschutz konkret umzusetzen und mit der Regierung gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Und sie appellieren an die Politik, dafür zu sorgen, dass die vorliegenden Gesetzesinitiativen insbesondere zur Gebäudesanierung unverzüglich umgesetzt werden [Anmerkung: was zwischenzeitlich bekanntlich auch geschehen ist]. Denn – so der Appell – die Klimakatastrophe drohe nicht nur, nein sie habe schon längst begonnen.

Gott – der unterschätzte Akteur

Wörtlich heißt es im Appell weiter: „Wir schaffen es nicht mehr, die 1,5-Grad Grenze einzuhalten. Lassen Sie uns umso entschiedener um jedes Zehntel Grad an Begrenzung kämpfen.“

Bevor „wir“ kämpfen, lassen Sie uns aber erst einmal kurz nachdenken. Angeblich ist der Mensch für etwa 3 Prozent des CO2-Gehalts in der Luft verantwortlich. Diese 3 Prozent sollen dem Narrativ nach für die Klimaerwärmung hauptursächlich sein. Die restlichen 97 Prozent sind – wenn man etwaigen außerirdischen Input mal beiseite lässt – natürlichen Ursprungs – und damit jedenfalls für Christen/Juden/Moslems göttlichen Ursprungs. Sollten somit zwar gläubige, aber doch apokalypse-ängstliche Menschen wie unsere Bischöfe nicht zuallererst an den einen Hauptverantwortlichen appellieren? [Anmerkung: Appell heißt in religiös übersetzt übrigens Gebet oder Fürbitte.] Jedoch hat man von derartigen Gebetsappellen der Bischöfe und Funktionärskatholiken bisher noch nichts gehört. Auch nicht von solchen seitens anderer Religionsgemeinschaften.

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Ein derartiger „Appell“ an Gott wäre irgendwie auch ein Gebot der Gerechtigkeit. Denn es ist nicht sonderlich fair, von 80 Millionen Deutschen oder gar 8 Milliarden Menschen etwas zu erwarten, was Gott viel einfacher leisten kann. Dass er es kann – nämlich den CO2-Gehalt reduzieren –, das hat er in der Erdgeschichte schon bewiesen. Bekanntlich waren die CO2-Konzentrationen zu früheren Zeiten (ohne Menschen) zum Teil weit niedriger. Ist zwar schon eine Weile her, aber verlernt haben wird er es wohl nicht.

Das Postulat, sich zunächst einmal an den Hauptverantwortlichen zu halten, gilt übrigens auch, wenn man das Narrativ zugrunde legt, dass der natürliche/göttliche 97-Prozent-Anteil nicht die Klimaerwärmung verursacht, sondern nur der hinzutretende menschengemachte 3-Prozent-Anteil. Denn man sieht es dem CO2 nicht an, wer es verursacht hat. Oder um es an einem dem Thema angepassten Beispiel zu verdeutlichen: Wenn ein großes Unternehmen 97 Elektroautos besitzt und auflädt und das Stromnetz das schafft, später tausende Anwohner sich zusammentun und zusammen gerade einmal 3 Elektroautos anschaffen (Stichwort Carsharing) und aufladen und sodann das (nicht ausbaufähige) Stromnetz zusammenbricht – sollte man dann nicht erst einmal an das Unternehmen appellieren, zumal wenn dieses über unbegrenzte Mittel und Fähigkeiten verfügt?

Bleibt die zwar etwas flapsige, aber durchaus ernsthafte Frage an die Bischöfe und Funktionärskatholiken: Haltet Ihr Gott wirklich für so starrsinnig, dass er auf seinem 97-Prozent-Anteil beharrt und nicht bereit ist, ihn ein klein wenig zu reduzieren, selbst wenn Ihr ihn darum bittet? Nehmt Ihr wirklich an, dass er die Menschen mit seinem 97-Prozent-CO2-Anteil in eine Klimahitzekatastrophe laufen lässt, nur weil die Menschen noch poplige 3 Prozent dazutun, um etwas besser leben zu können? Anmerkung: Übrigens gut möglich, dass der liebe Gott schon ganz von selbst reagiert hat: Das Arktis-Eis ist wieder da in alter Frische (siehe hier).

Es wird ein wahrhaft historisches Unterfangen: 275 Jahre Kampf gegen ein Zehntel Grad

Nun mag es nicht jedermanns Sache sein, an Gott zu appellieren. Bevor „wir“ uns aber endgültig mit den Bischöfen und Funktionärskatholiken in den Kampf um irgendwelche Zehntel Grad stürzen, sollten wir noch ein wenig rechnen. Denn es wird ein Kampf von wahrhaft historischer Dimension werden. 275 Jahre Kampf stehen uns Deutschen bevor (falls es uns dann noch gibt), bis wir das abgestrebte Zehntel Grad geschafft haben. So „schnell“ geht es allerdings auch nur, wenn die CO2-Emissionen in Deutschland auf Null reduziert werden. Sonst können es auch leicht ein paar Dutzend oder Hundert Jahre mehr werden.

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Laut diesem Artikel aus 10/2021 hat die gesamte Welt 2.500 Milliarden Tonnen CO2 seit 1850 emittiert; noch 500 Milliarden bleiben angeblich, um einen Temperaturanstieg mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit unter 1,5 Grad zu halten. Also nehmen wir an, dass 50 Prozent von den fehlenden 500 Milliarden genügen (= 250 Milliarden), um die 1,5 Grad zu erreichen. Das heißt dann: 2.750 Milliarden Tonnen CO2 sind für 1,5 Grad Erwärmung verantwortlich.

Ein Zehntel Grad Erwärmung wird auf dieser Zahlengrundlage somit verursacht von 183 Milliarden Tonnen CO2 (= 2.750 Milliarden Tonnen geteilt durch 1,5 Grad geteilt durch 10). Um ein Zehntel Grad Erwärmung künftig zu verhindern, muss Deutschland folglich 183 Milliarden Tonnen CO2 einsparen.

Laut dieser Tabelle der EU-Kommission beliefen sich Deutschlands CO2-Emissionen im Jahre 2021 auf 666 Millionen Tonnen CO2. Das sind 0,666 Milliarden Tonnen. Um 183 Milliarden Tonnen CO2 einzusparen (und damit ein Zehntel Grad Erwärmung zu verhindern), muss Deutschland 275 Jahre lang seine CO2-Emisssionen auf Null reduzieren (= 183 Milliarden geteilt durch 0,666 Milliarden = 275).

Anmerkung: Deutschlands Anteil an der bisherigen Erwärmung beträgt mit 88 Milliarden Tonnen CO2 seit 1850 weniger als 0,05 Grad. So viel zur historischen „Schuld“ der Deutschen an der Erwärmung.

Wir Deutschen können also kämpfen, so viel wir wollen. Wir werden das Zehntel Grad an Begrenzung nicht schaffen. Wir emittieren einfach zu wenig, als dass wir genug einsparen können. Da kann die Regierung noch so viele Heizungsgesetze machen. Es reicht nicht. Selbst dann nicht, wenn sie Deutschland dem Erdboden plattmacht.

Folgt Jesus nach, nicht Marx, auch nicht Kardinal Marx

Die frohe Botschaft für alle gläubigen Angsthasen also lautet: Fürchtet Euch nicht! Gott hat den Menschen nach der Sintflut sein Wort gegeben, nicht an ihrer Vernichtung (mit)schuldig zu werden (siehe Genesis 8, 21 f.). Bei einem Verhältnis von 97 Prozent CO2 göttlich zu 3 Prozent menschlich ist nicht anzunehmen, dass es ausgerechnet wegen zu viel CO2 zu einer schrecklichen Klimakatastrophe kommt. Atheisten haben leider Pech gehabt und dürfen sich weiter fürchten – oder können sich bei den Qualitätsmedien wie TE und Achgut informieren (sofern noch nicht geschehen). Den Bischöfen und Funktionärskatholiken aber sei angeraten: Betet, predigt vom Evangelium, tut Buße – aber verschont uns mit Polit-Ideologien aller Art und macht Euch nicht weiter zu Handlangern fremder Polit- und Wirtschaftsinteressen! Folgt Jesus nach, nicht Marx, auch nicht Kardinal Marx!

P.S. Aufschluss über die Motivation der Bischöfe und Funktionärskatholiken bei dieser Ergebenheitsadresse an die Politik könnte folgender Satz aus dem Appell geben: „Der Gebäudebestand muss deutlich zügiger saniert werden, auskömmliche Förderprogramme für Wohn- und Nicht-Wohngebäude sind unabdingbar.“ Heißt im Klartext: Kirchengebäude sollen auf Steuerzahlerkosten saniert werden.


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