Tichys Einblick
Empathie nach politischer Einordnung

Dem Opfer zuwenden, nicht den Täter entschuldigen

Ich gebe es zu, dieser Artikel ist nicht analytisch, er ist aus einer Haltung heraus geschrieben, aus der man nicht schreiben sollte, aus Betroffenheit.

© Getty Images

Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in Köln und erhalten einen Anruf aus dem Krankenhaus. Sie werden informiert, dass Ihre vierzehnjährige Tochter, eingeliefert worden ist. Mehr sagt man Ihnen am Telefon nicht. Sofort machen Sie sich sorgenvoll auf den Weg in die Klinik. Mit halbem Ohr hören Sie etwas von einer Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof. Unterwegs hören Sie, dass ein Mädchen im Alter Ihrer Tochter vom Hauptbahnhof mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden ist. Beim Betreten des Gebäudes wundern Sie sich darüber, dass „leichte Verletzungen“ nicht vor Ort behandelt werden. Ihr Blutdruck steigt, als sie zur Intensivstation gebracht werden. Dort erfahren Sie, dass Ihre Tochter an den Füßen operiert wird, weil sie schwere Verbrennungen erlitten hat und dass sie es war, die am Hauptbahnhof McDonald’s aufgesucht hatte und von dem Geiselnehmer in der Apotheke in Brand gesteckt worden war. Sorge, Angst, Wut, vieles geht Ihnen durch den Kopf, auch, dass die Medien wie zum Hohn von „leichten Verletzungen“ sprechen.

„Leicht”

Erst allmählich wird das Adjektiv „leicht” verschwinden und auch erst nach und nach erscheint das Attribut schwer vor dem Wort Verletzungen. Da hatten aber schon Augenzeugen beschrieben, dass ein Mädchen mit brennenden Schuhen aus dem Hauptbahnhof in Panik gerannt wäre, und Passanten sie mit Gewalt zu Boden gerissen hatten, um sie zu löschen. Obwohl dieses Geschehen von Anfang an bekannt war, hatten die Medien die Ereignisse bis an die Grenze zur Desinformation kleingeredet. Und sie tun es immer noch. Die FAZ schreibt: „Das Video macht deutlich, dass die Kunden in der Filiale überwiegend großes Glück gehabt hätten, sagte Becker. Lediglich ein 14 Jahre altes Mädchen erlitt schwere Verbrennungen.“ Dieses „lediglich“ macht mich wütend. Was ist das Glück eines Menschen, was seine körperliche Unversehrtheit wert? Nur ein „lediglich”? Es insinuiert, dass eigentlich nichts oder nicht viel passiert wäre.

Ein Syrer, der Asylstatus hat, der bereits 13 mal straffällig geworden war, betritt mit einem Koffer und einer Aktentasche mit Gaskartuschen und Brandbeschleuniger ein Schnellrestaurant und verteilt große Mengen Benzin über den Boden, das kurz darauf explodiert. Das Benzin sollte die Gaskartuschen, die mit Stahlkugeln präpariert waren, zur Explosion bringen. Glücklicherweise reichte die Temperatur nicht zur Entzündung aus, sonst wäre es zu einer großen Katastrophe gekommen. Daraufhin flüchtete der Täter in die Apotheke, nahm die Angestellte als Geisel und übergoss sie mit Benzin. Das Eingreifen der Spezialkräfte verhinderte Schlimmeres. In der Unterkunft des Syrers fand man arabische Schriftzeichen. Doch schon liest man, dass der Syrer in seinem Heimatland gefoltert wurde und deshalb psychische Schäden davon getragen hat. Was hat das vierzehnjährige Mädchen damit zu tun, das nur zu McDonald’s gehen wollte, um etwas zu essen, zu trinken? Am Ende war das, was sich in Köln ereignet hatte, kein Terroranschlag, sondern die Tat eines psychisch Kranken, der keine Strafe, sondern ärztliche Behandlung verdient?

Und es hat alles nichts mit Merkels „Flüchtlingspolitik” zu tun. Deshalb wurde auch schon gegen „Rassismus“ demonstriert. Bald werden wir wieder hören, dass man die Tat nicht für politische Propaganda missbrauchen darf. Richtig. Aber was in Köln geschehen ist, was landauf, landab an Straftaten, die von „Flüchtlingen” begangen werden, verübt wird, findet seine Ursache in der Politik der Groko, die von den Grünen unterstützt wird. Die Bundeskanzlerin hat geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, Schaden von dem Mädchen in Köln hat sie nicht abgewendet.

Ich gebe es zu, dieser Artikel ist nicht analytisch, er ist aus einer Haltung heraus geschrieben, aus der man nicht schreiben sollte, aus Betroffenheit. Seit dem ich von den Vorkommnissen im Kölner Hauptbahnhof erfahren und gelesen hatte, dass ein junger Mensch, der sein ganzes Leben noch vor sich hat, mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, ging es mir nicht mehr aus dem Kopf, denn meine Intuition sagte mir, das leichte Verletzungen und Klinik nicht zusammenpassen, irgendwas stimmte nicht.

„Lediglich”

Wer Kinder hat, möchte nicht in der Haut der Eltern stecken. Hier wurde keine große Katastrophe vermieden, bei der „lediglich” ein Mensch Schaden nahm, für das junge Mädchen, für die Eltern hat sich eine Katastrophe ereignet. Ein „Einzelfall”, aber die Folgen einer falschen Politik treffen immer den einzelnen. Das Gerede von den Einzelfällen ist eine Tautologie. Viele Einzelfälle jedoch ergeben ein Bild der Lage, ein Bild Deutschlands im Jahr 2018, das Bild eines Landes, in dem unter erheblichen Aufwand Linke, Grüne, Gewerkschaften Seit an Seit mit der Antifa, mit Antisemiten, mit Islamisten, mit Extremisten marschieren für eine Politik, deren Folgen gerade eben in Köln sich zeigte, gestern an einem anderen Ort, morgen vielleicht in Berlin oder Frankfurt.

Meine Gedanken sind bei dem Mädchen. Was in Köln geschehen ist, macht mich betroffen. Wir erfahren viel über die Täter, vor allem viel Entlastendes, doch kaum etwas über die Opfer, die allein zurückbleiben.