Tichys Einblick
Millionäre beim Fotoshooting mit Erdogan

Bundesregierung am 9. Oktober 2010: „Vorbild Özil“

Es ist wie mit Kindern: Hat man sie lange genug überschätzt und gehätschelt, dann büchsen sie irgendwann aus.

Picture released by the German government press service shows German Chancellor Angela Merkel congratulating Germany's midfielder Mesut Ozil in the dressing rooms after the Euro 2012 qualifying football match at the Olympic stadium in Berlin, October 8, 2010

© Guido Bergmann/AFP/Getty Images

Ob Kanzlerin Merkel mitgekriegte, was sich soeben in London abspielte: dass sich „National“-Fußballsöldner Mesut Özil und Kollege Ilkay Gündogan mit dem wahlkämpfenden türkischen Despoten Erdogan zum Fotoshooting getroffen haben? Sicher hat sie es mitgekriegt, aber ihr „gar nicht hilfreich“ hat sie unterlassen. Zumindest bislang.

Peinlich genug ist es trotzdem nicht nur für den DFB, sondern auch für Merkel. Wörtlich hatte sie am 9. Oktober 2010 regierungsamtlich verkünden lassen: „Besonders das Beispiel Özils steht für gelungene Integration. Und für eine moderne und offene Gesellschaft, in der jeder, unabhängig von der Herkunft, seine Chancen nutzen kann.“

Wäre es nur das einzige Mal gewesen, dass Merkel sich Özil anbiederte. Im Juni 2010 sagte sie über Özil und Co. in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“: Diese Mannschaft „ist ein Beispiel dafür, dass daraus Vorbilder entstehen können. Vorbilder für unser ganzes Land. Für die, die deutschstämmig sind genauso wie für die, die sich integrieren wollen.“ Der Prozentsatz sei beim Fußball sicherlich etwas höher, aber das seien dann „gemeinsame Idole“.

Vergessen sei auch nicht Merkels Besuch vom 8. Oktober 2010 in der Umkleidekabine der „Mannschaft“ nach dem Länderspiel gegen die Türkei, das sie an der Seite Erdogan mit dem 3:0 der sogenannten „deutschen“ Nationalmannschaft genossen hatte. Zusammen mit Bundespräsident Christian Wulff, dessen Tochter Annalena und Regierungssprecher Steffen Seibert war sie in die Kabine geeilt. Das Bundespresseamt hatte im Bild festgehalten, wie Merkel dem halbnackten Özil die Hand schüttelte.

Unabhängig von der Herkunft Chancen nutzen? Nun hat ebendieser Herr Özil samt Gündogan den Kotau vor Erdogan getan. Sehr zur Freude von Erdogans AKP hat Özil „seinem“ Präsidenten ein Trikot gewidmet: „mit Respekt für meinen Präsidenten.“

Und der DFB: Er will ein ernstes (!) Gespräch mit den beiden führen. Dass man keinen Lachkrampf kriegt, hier die einzig richtige Antwort auf dieses erbärmliche Verhalten der beiden Millionäre, die im übrigen beim Deutschlandlied die Lippen keinen Millimeter auseinanderkriegen: Raus aus dem Kader, und zwar sofort! Sonst interessieren sich wahrscheinlich einige hunderttausend Fußballfans nicht mehr für die anstehende WM. Wetten, dass? Mir geht es so!