Tichys Einblick
Spaß mit Fake

Aufregung! Schon wieder Meuthen, Hunzinger und diesmal Höcker

Ein Foto auf Facebook und der Chef der hessischen Filmförderung wird gefeuert, weil er mit AfD-Bundessprecher Meuthen zu sehen war. Und jetzt läßt sich der Sprecher der WerteUnion ähnlich ablichten - was ist da los?

© Valentina Kurscheid

Tichys Einblick: Herr Höcker, Sie haben ein Foto zusammen mit Moritz Hunzinger und AfD-Chef Jörg Meuthen veröffentlicht – ein Fake, eine Montage, oder eine Provokation, denn es ist erkennbar dem Hunzinger-Lunch mit Meuthen und Mendig nachgestellt, das zur Abberufung von Mendig als Vorsitzenden der Filmstiftung Hessen geführt hat. Warum?

Ralf Höcker: Klar ist es ein Fake. Ein paar kleine Hinweise für den aufmerksamen Beobachter hatten wir ja ins Bild eingebaut: Wir sitzen in der gleichen Sitzordnung am Tisch wie auf dem Originalbild. Wir nehmen die gleichen Posen ein und ich habe mir mein Hemd so hoch gekrempelt und die obersten Knöpfe so geöffnet, wie Mendig auf dem Originalbild. Unter dem Bild habe ich den gleichen Text gepostet, wie Meuthen auf seinem Originaltweet. Hinten links sieht man noch „unsere“ Biere, die wir leider nicht ausreichend weit aus dem Bild geschoben haben. Und oben rechts sieht man dummerweise auch noch die Lampe, die der Szenerie den Photoshopeffekt verleiht. Die Lampe hält übrigens einer der Herren, die tatsächlich an dem Tisch saßen. Ich bedanke mich bei der Gelegenheit bei all den Personen, die für die Aufnahmen vom Tisch aufstehen mussten und natürlich bei Herrn Meuthen und Herrn Hunzinger, die sich eigens für dieses Bild zusammengesetzt haben. Die saßen eigentlich weit auseinander an unterschiedlichen Tischen. Sie waren aber sofort bereit, mitzumachen.

TE: Woher kennen Sie die beiden?

Höcker: Hunzinger habe ich vor ca. 15 Jahren auf einer Veranstaltung an der Uni Münster kennengelernt, die ich moderiert habe. Mit Meuthen hatte ich zuvor noch nie gesprochen. Trotzdem hat auch er wunderbar mitgespielt!

TE: Sie haben eigens eine Lampe auf den Tisch halten lassen, um einen Photoshopeffekt zu faken?

Höcker: Nein, das war unbeabsichtigt. Aber wir haben uns sehr über diesen Effekt gefreut!

TE: Warum machen Sie das?

Höcker: Zum einen für meinen Mandanten Herrn Mendig. Was ihm passiert ist, ist ein Skandal. Zum anderen aus Spaß. Das Bild ist eine ironische Brechung seines Falls und sie funktioniert. Wieder regen sich viele auf. Nicht die seriösen Journalisten – für die war der Fake-Charakter zu offensichtlich, um auf so etwas einzugehen. Aber natürlich die Social Media-Trolle, all die Polenze dieser Welt, denen auch die offensichtlichste Inszenierung völlig egal ist. Hauptsache, sie können losledern.

TE: Wie werden die auf die Auflösung reagieren?

Höcker: Die simpleren Gemüter unter ihnen werden wahrscheinlich eine verschwörungstheoretische Meta-Ebene einziehen und den Fake zum Fake erklären, um bei ihrer Wahrheit bleiben zu können. Die intelligenteren werden knallhart investigativ nachfragen: Wie kommt es denn überhaupt, dass Sie alle an einem Ort waren? Das kann doch kein Zufall sein? Und sicherlich haben Sie doch zumindest danach noch kurz zusammengesessen und miteinander geredet oder gar gleichzeitig Getränke zu sich genommen, oder etwa nicht?

TE: Wie werden Sie antworten?

Höcker: Wie ein professioneller Politiker: Ich werde nur scheibchenweise mit der Wahrheit herausrücken und immer nur das zugeben, was man mir sowieso beweisen kann!

TE: Mendig hat die Situation, die Sie hier karikieren, den Job gekostet.

Höcker: Ja und das ist doch die Ungerechtigkeit und gleichzeitig der eigentliche Witz. Die Realität ist absurder als ihre Karikatur. Dürfen wir nicht mehr miteinander reden? Diskutieren? Das Selbstverständliche ist heute tabu. Ein Mittagessen, das Gespräch auch mit denen, die anderer Meinung sind als man selbst, ist verboten. Man verliert dafür sogar seinen Job. Und das gilt nicht nur für Filmstiftungsbosse, sondern es kann jeden treffen. Menschen werden ausgegrenzt, weil sie eine andere Meinung haben oder auch nur mit Leuten sprechen, die eine andere Meinung haben. Dabei ist der Dialog eine Notwendigkeit und Diskussion, ist gelebte Demokratie.

TE: Sie sind prominentes Mitglied der Werte-Union. Bedeutet der Umstand, dass Sie mit AfD-Politikern sprechen, dass Sie sich und die WerteUnion der AfD öffnen?

Höcker: Nein, es bedeutet nur, dass wir miteinander sprechen. Die WerteUnion redet mit jedem. Mit Linken genauso wie mit AfD-Mitgliedern. Das bedeutet noch lange nicht, dass wir für Koalitionen mit diesen Parteien offen sind. Wir haben immer wieder gesagt, dass eine Koalition mit der Linken und der AfD für uns derzeit nicht in Betracht kommt. Die Linke hat ihre kommunistischen Spinner und die AfD ihre rechtsextremen Irren. Die Gemäßigten in beiden Parteien wissen selber, dass das ein Problem ist. Vielleicht kriegen sie ihre Läden irgendwann in den Griff.

Ralf Höcker ist Anwalt für Medien- und Markenrecht in Köln. Seit Sommer 2019 spricht er für die Werte-Union, die Arbeitsgemeinschaft konservativer CDU-Miglieder.

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