Tichys Einblick
"Rachen- und Nasensteuer"

Staatliche Übergriffe im Namen von Gerechtigkeit und Solidarität

Die Politik zelebriert mit den kostenpflichtigen Tests für Ungeimpfte eine hohe Kunst: Im Namen der Solidarität steigen wir aus der gesundheitlichen Solidargemeinschaft aus.

IMAGO/Future Image

Im Osmanischen Reich mussten Nichtsmuslime eine besondere „Kopfsteuer“ zahlen. Auch vor Gericht waren Nichtmuslime selbstverständlich benachteiligt. All das hatte offiziell natürlich nichts mit Diskriminierung zu tun. Das alles lief unter dem Namen der „GERECHTIGKEIT“; denn da Nichtmuslime nicht zum Militärdienst durften, wurde die Kopfsteuer als gerechte Ausgleichszahlung propagiert. Ein faires „Schutzgeld“ für den Schutz der Andersgläubigen durch die muslimische Armee. Diese staatliche Propaganda verschwieg natürlich, dass auch das als Diskriminierung angesehen werden konnte, dass Nichtmuslime nicht zum gesellschaftlich wichtigen Militär durften. Bei dieser alternativen Sichtweise wäre aus dem Staatsnarrativ der Gerechtigkeit eine zweifache Ungerechtigkeit geworden – und das geht ja gar nicht. Denn selbst ein offen diskriminierender Staat handelt ja immer nur im Namen der Gerechtigkeit.

Jetzt am Montag, 11.10.2021, bekommen wir auch bei uns eine Kopfsteuer, eine „Rachen- und Nasensteuer“. Eine Covid-Testabgabe, die hin zu noch mehr Impfbereitschaft steuern möchte.

Ähnlich wie bei der osmanischen Kopfsteuer betrifft sie nicht die gesamte Bevölkerung, sondern nur die Impf-Ungläubigen. Wer aus individuellen Abwägungen heraus am großen langjährigen Feldexperiment der Pharmaindustrie nicht teilnehmen möchte, der soll zumindest finanziell bestraft werden, sofern er noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchte. Diese Bestrafung läuft natürlich kuschelweich im Namen der „SOLIDARITÄT“. „Keine Solidarität mehr mit denen, die nicht impfsolidarisch sind.“

Das ist schon hohe Kunst: Im Namen der Solidarität aus der gesundheitlichen Solidargemeinschaft aussteigen und das Eigenverantwortungsprinzip und die Selbstzahlung einführen! Aber warum eigentlich nur an dieser Stelle? Die meisten Rückenleiden, Herzleiden, Suchtleiden und Zuckerkrankheiten gehen zumindest teilweise auf eigenverantwortliches Fehlverhalten zurück; da ist beim Ausstieg aus der Solidargemeinschaft noch viel Luft nach unten.

Die neue staatliche „Solidarität“ trifft zuallererst die sozial schwachen Menschen, denn die Hartz-IV-Erhöhung um drei Euro bei 4% Inflation wird nicht ausreichen, um die neue „Kopfsteuer“ bezahlen zu können. Das ist sowieso die allerbeste „Solidarität“, die die sozial Schwachen mit Füßen tritt.

Die neue „Solidarität“ tritt darüber hinaus alle Nichtgeimpften, die bisher schon aus Solidarität meilenweit bis zum Testzentrum gefahren sind. Und wenn sie dort negativ getestet werden, sind sie wahrscheinlich weniger Covid-ansteckend als ein vor 3-5 Monaten mit Johnson-Geimpfter. Aber so viel Differenzierung und Evidenzbasierung ist im neuen staatssolidarischen Denken nicht erwünscht.

Nichts Neues unter der Sonne:
Ein übergriffiger osmanischer Staat zerstörte mit seiner „Kopfsteuer“ im Namen der Gerechtigkeit die Gerechtigkeit.
Ein übergriffiger bundesdeutscher Staat zerstört mit seiner „Rachen- und Nasensteuer“ im Namen der Solidarität die Solidarität.

Man braucht nur gut geölte „Solidaritätsmedien“ und gutgläubige Untertanen. Dann läuft auch am Montag die Zerstörung der Solidarität wie geschmiert. „Die Solidarität ist tot – lang lebe die Solidarität!“

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