Tichys Einblick
Vorwort zum Sonntag

Zwischen Macht und Ohnmacht – Eine Analyse der Montagsspaziergänge

Die staatliche Corona-Impfpflicht ist der Versuch, eine als konflikthaft erlebte Situation mit Gewalt zu lösen. Der Gewaltanwender fühlt sich dabei auf der guten Seite in der moralisch überlegenen Position.

IMAGO/Future Image

Was sich in der Geschichte immer wieder zeigt, bestätigt sich auch dieses Mal: die Gewaltausübung ist nicht mit Schuldgefühlen verbunden. Stattdessen sieht sich der Gewaltanwender auf der guten Seite in der moralisch überlegenen Position: Bei der „Solidaritätsspritze“ gehe es lediglich um einen kleinen „Piks“, mit dem die „Freiheit“ herbei gezwungen und mit dem sogar das ganze Land erlöst werden könne; Freiheit, Solidarität, Gemeinsinn und Erlösung durch Gewalt.

Staatliche Gewalt kommt im Gewande des Lichts und des Guten; oft genug mit dem Segen der Kirche, die damit zum Hüter der „Zivilreligion“ einer politischen Zwangs-Kultur wird.

Die Gewalttätigen werden für ihre Führungsstärke bewundert und gefeiert. Der scheinbar moralisch gute und starke Held kommt darum nur schwer aus seiner Rolle heraus, möchte er nicht zum „Weichei“ oder zum „Maulhelden“ heruntergestuft werden.

Nicht selten halten Gewalttätige darum an ihrer Problemlösungsstrategie Gewalt fest, selbst wenn sich das ursprüngliche Problem mittlerweile verflüchtigt hat. Die Problemlösungsstrategie Impfpflicht hat sich verselbständigt, obwohl das ungefährlichere Omikron neue Wege ermöglichen würde.

Vorwort zum Sonntag
Seelsorge und Selbstfürsorge in turbulenten politischen Zeiten
Ganz anders sieht es für den aus, dem die Impfung mit staatlichen Daumenschrauben angedroht wird. Zum einen muss er mit der Angst der körperlichen Gewaltzufügung leben und mit den Konsequenzen zahlreicher schikanierender Zwangsmaßnahmen. Zum anderen wird er tagtäglich moralisch auf die Seite des Bösen geschoben, damit der Gewalttätige sich weiterhin auf der moralischen Sonnenseite baden kann. Die Opfer staatlicher Gewaltmaßnahmen sind zwangsläufig die Bösen; ansonsten hätte das staatliche Gewaltnarrativ bereits starke Risse bekommen. „Die Bösen“ können sich gegen ihre moralische Abwertung kaum wehren, denn als „Schwurbler“ und „Covidioten“ stehen sie außerhalb des Diskurses. Die Herrschaft der Impf-Gewalt kann durchregieren.

Diese Situation voller Ohnmacht und Abwertung für die Ungeimpften kann leicht zu depressiven Verstimmungen führen. So heiß es in einer Telegram-Nachricht: „Bist du geimpft oder depressiv?“

Um aus dieser Depressionsspirale herauszukommen, braucht es Stimmungsaufheller:

  • Bewegung–Sport–Spazierengehen;
  • zwischenmenschliche Begegnungen und Gespräche;
  • Ausdrucksmöglichkeiten für die eigene Ohnmacht;
  • neue Deutungsmuster und Möglichkeiten in der Krise entdecken;
  • Aufgaben und Ziele, mit denen man wieder in positive Aktivität hineinkommt.

Kommt runter, Obere
Wenn politisch ungehörte Stimmen sich gesellschaftlich vermeintlich unerhört benehmen
Mit diesen klassischen Bewältigungsstrategien kann der Handlungsspielraum trotz staatlicher Repression erweitert werden. Aus dieser Sicht sind die Montagsspaziergänge klassische Antidepressiva. Hier kommt auf erstaunliche Weise zusammen, was der Seele gut tun kann.

Ein halbwegs gesunder Staat könnte sich freuen, dass die Opfer seiner gewalttätigen Politik gesunde Wege der Psychohygiene finden. „Wir sind die rote Linie.“ Körperliche Gewalt kann meist nur durch eindeutige und klare Grenzen eingeschränkt werden. Erst dann hat eine neue gesunde Beziehung wieder eine Chance.

Ein kranker Staat dagegen wird immer kränkere Wege finden, die gesunde Abgrenzung der Bürger gegenüber einer körperlich-übergriffigen Politik zu diffarmieren. Damit vergiftet die Staatsgewalt immer tiefer die Beziehung zu einem Teil ihrer Bürger. Das hat hohe Folgekosten. Körperliche Gewalt gegen Bürger, die sich nichts zuschulden kommen haben lassen und die lediglich eine neuartige, nur bedingt zugelassene Medizin anders bewerten, ist keine erfolgreiche Problemlösungsstategie.

„Meine Zuflucht, Gott,
ist deine Hand.
Sie hält mich in allem
sogar in meiner Ohnmacht.
Sie beruhigt mich in allem
sogar in meiner Angst.
Sie birgt mich in allem
sogar in meinen Notzeiten.
Sie trägt mich in allem
sogar hin zu Dir.
Meine Zuflucht, Gott,
ist deine Hand.“

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