Tichys Einblick
Vorwort zum Sonntag

Eine gleichnishafte Würdigung des Grünen Meisterwerks von Annalena Baerbock

Als die am Feldrand ihre Bedenken und Argumente vorbringen wollten, da hielten sich die grünen Pflanzenzieher die Ohren zu. "Bitte keine Diskussionsorgien! Habt ihr die Zeichen der Zeit nicht erkannt? Morgen ist der Kipppunkt."

IMAGO/Arnulf Hettrich

Eines Frühlings ging „Bauer Technik“ aufs Feld und säte die gute Saat der erneuerbaren Energien aus. Schon nach einer Woche kamen kräftige Keimlinge der Photovoltaik und der Windenergie und der Speichertechnologien ans Tageslicht. „Bauer Technik“ rieb sich erfreut die Hände: „Das könnte im Herbst eine gute Ernte geben.“

Doch da kamen die Grünen, die mit breiter Brust betonten, dass nur sie die Meister der wahren Technik, der Natur und der Zukunft seien. „Wir können unmöglich bis zum Herbst warten. Das Klima steht vor katastrophalen Kipppunkten. Wir müssen jetzt handeln. Darum lasst uns auf den Acker gehen und täglich an den neuen Pflanzen ziehen, damit sie schneller wachsen können. Und wenn die Welt unsere grün-geniale Pflanzen-Zieh-Technik sieht, dann werden sie uns alle nacheifern. Und dann retten wir gemeinsam die Welt. Hört auf uns! Wir verstehen die Natur, denn wir sind die Grünen.“

Diese Rede kam beim Volk gut an. „Ja, wir wollen schneller ernten. Sonne und Wind schenkt uns der Himmel umsonst. Darum weg mit der dreckigen Kohle bis 2038. Weg mit den schmutzigen Ölheizungen. Weg mit fossilen Autos. Her mit Einspeisevergütungen und Öko-Subventionen aller Art. Jetzt endlich die große Transformation, die unsere tollen Politiker so wunderbar in ihren Politbüros geplant haben.“

Und sie strömten auf die Felder und zogen und zerrten mehr oder weniger behutsam an den Pflanzen.

Als jedoch einige Pflanzen dadurch Schaden nahmen und abstarben, meldeten sich ein Schweinezüchter, eine Völkerrechtlerin und ein bayrischer Wellenreiter zu Wort: „Wenn durch unsere weltweit höchsten Strompreise und durch unsere flatterhafte Stromerzeugung einige alte Pflanzen Schaden nehmen, so ist das überhaupt nicht schlimm. Wir können jetzt noch intensiver an den restlichen Pflanzen ziehen und ruckeln. Dann schaffen wir den Kohleausstieg sogar bis 2030.“

Die Qual*itätsmedien waren begeistert: „Sogar die CDU ist jetzt vernünftig geworden.“

Nur einige standen abseits am Feldrand und machten bei der wilden Pflanzen-Zieh-Apokalyptik nicht mit. Die Klimaselbstgerechten waren erschüttert: „Ihr Umweltsäue, ihr Klimaleugner, ihr Schlechtmenschen! Wenn ihr uns nicht unterstützt, dann seid ihr Schuld am Weltuntergang. Die Pflanzen schnell groß zu ziehen, das ist jetzt für jeden Menschen absolute Bürgerpflicht, das ist christliche Nächstenliebe, das ist gelebte Solidarität mit den zukünftigen Generationen.“

Als die am Feldrand dagegen ihre Bedenken und Argumente vorbringen wollten, da hielten sich die Pflanzenzieher die Ohren zu. „Bitte keine Diskussionsorgien! Habt ihr die Zeichen der Zeit nicht erkannt? Morgen ist der Kipppunkt. Wir haben keine Zeit mehr für Scheinargumente. Entweder ihr macht jetzt mit uns mit oder ihr habt euch selber aus der Gesellschaft ausgeschlossen; ein Drittes gibt es nicht.“

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