Tichys Einblick
Philipp in schwerer Stunde

Lahms Philippika

Ist mit Fußball wirklich Schluss? Nicht noch mal überdenken? Löw hat unseren Bundes-Steinmeier in die Kabine geladen, Philipp könnte Schulz zum Training beim FCB empfangen – so werden Wahlen gewonnen.

Philipp Lahm hat sich in schwerer Stunde um Deutschland verdient gemacht. Mit seinen Worten „Es dürfen nicht die Falschen, die Rechten mehr Macht bekommen“ hat er uns alle aufgeweckt. Warum haben wir diese Warnung bisher nicht von Politikern gehört? Auch die Medien haben geschwiegen. Wir Fußball-Fans haben das ja gar nicht mitgekriegt, aber die EM ist in Gefahr. Wegen der „Rechtspopulisten“, die die EM abschaffen wollen. Erst die EU, dann die EM. Die Champions League muss wegen der englischen Alten und Minderleister, die ihre Fish & Chips vor dem TV aus der Pappschachtel zu sich nehmen (vulgo „Rechtspopulisten“) ja schon bald auf die Champions von der Insel verzichten.

Lahms mutige Worte rücken auch seine Entscheidung, nicht der kleine Uli Hoeneß beim FC. Bayern zu werden, in ein ganz anderes Licht. Trainingslager in Katar, wo Goldstücke aus dem Automaten kommen wie bei uns Zigaretten, und wo Sklaven so unsichtbar sind, dass nicht mal Franz sie sieht – nicht mit ihm! Und ehrlich: Wie passen Trainingsspiele in Saudi Arabien zu seinem Engagement gegen Homophobie an einem Ort, wo schnell die Baukräne weggeschafft werden, wenn die Bayern kommen?

Nachdem dieser fleißige wie fehlerlose, unspektakuläre wie brave Arbeitsmann der Volksunterhaltung seinen mutigen Aufruf bei der BamS vom Stapel ließ, wird der Druck auf Helene Fischer mal ein Lied „gegen Rechts“ zu singen ein nahezu unmenschlicher.

Sicher, Bata Ilic und Roberto Blanco waren in der Schlagerbranche schon lange integriert, bevor die No to Racism Plakate unsere Fußball-Stadien zierten. Aber offene Worte, wie von Udo, Peter oder Judith H. sollten vor CD-Pressung Pflicht sein.

Ist mit Fußball jetzt wirklich Schluss? Will er es nicht noch mal überdenken? Löw hat unseren Bundes-Steinmeier in die Kabine eingeladen, Philipp könnte Schulz zum Training beim FCB empfangen – so werden Wahlen gewonnen. Oder glaubt jemand, dass Merkel ohne Kabinenfoto mit unseren Weltmeistern noch Stimmen bekäme?

Halt! Folgt vielleicht die Selbst-Einwechslung in die Politik? The Schulz Train? Auf den angesägten grünen Ast wird der Philipp wohl nicht hopsen, immerhin bezeichnete ihn Pep Guardiola als „intelligentesten Spieler, den ich je trainiert habe.“

Manche „rechts“ von der „Linkspartei“ echauffieren sich über Lahms „Deutschland darf nicht rechts werden“ und vergessen dabei, dass auch sein Vorgänger als Ausputzer der Nation, Berti „the legendary“ Vogts, die Menschen an seinen Erfahrungen in der Welt des Sports teilhaben ließ: „Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht“ war ein richtiger Satz – nur zur falschen Zeit. Nicht, dass Philipp Lahm auch mit den Zeiten durcheinander gekommen ist?