Tichys Einblick
Stephans Spitzen: 

Attentate gegen Israel und Unfälle in der deutschen Medienlandschaft

Während in Israel ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag palästinensiche Terroristen morden, verharmlost die Presse in Deutschland diese Gewalttaten – und ruft zur Mäßigung auf. Israel, nicht die Palästinenser.

Israelische Soldaten patrouillieren in den Straßen von Jerusalem, 30.01.2023

IMAGO / ZUMA Wire
Ausgerechnet am Holocaustgedenktag wurden in Ost-Jerusalem sieben Israelis, die nach dem Schabbat-Gebet gerade eine Synagoge verlassen, erschossen – von einem „Palästinenser“. Terrorangriffe auf israelische Bürger, die hierzulande schon mal als „tödliche Vorfälle“ verniedlicht werden. Das übliche erbärmliche Spiel.

Die Hamas nennt den Anschlag „Vergeltung“. Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland reagierten mit Freudenfeiern auf den Terroranschlag. Und in Deutschland gedenkt man ausgerechnet am Holocaustgedenktag vor allem der unter dem Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Ob „Transpersonen“ wirklich in großer Zahl unter den Opfern der Nazis waren, ist zwar ungewiss, aber immerhin war der Mannheimer Queer-Aktivist Klaus Schirdewahn unter den Rednern im Bundestag. Das ist alles richtig und wichtig, gewiss – nur vielleicht nicht an ausgerechnet diesem Tag.

Doch es ist wie immer: Geradezu reflexhaft gerät weniger die Aktion als die Reaktion in den Fokus. Zur „Besonnenheit“ werden nicht etwa die Unterstützer und Betreiber der Terroranschläge gemahnt, sondern der Staat Israel, der etwas tut, was man in Deutschland bei den Medien oder auf Regierungsseite offenbar völlig unverständlich findet: nämlich für die Sicherheit seiner Bürger Sorge zu tragen. „Israel braucht kühle Köpfe“, tönt es prompt – nicht etwa die von der Hamas bestellten Terroristen. . Kurz: die Israelis sollen mal schön die Füße still halten – angesichts ihrer üblen Regierung.

Denn Benjamin Netanjahus Regierung sei durch „radikal jüdische Motive“ motiviert, wie der Korrespondent für den BR-Hörfunk in Tel Aviv, Jan-Christoph Kitzler, moniert, eine Regierung, „in der rechtsextreme und ultrareligiöse Pyromanen (…) für schrille Töne“ sorgten. „Ihr Mittel der Wahl: freie Fahrt für alles, was jüdisch ist.“  

Darf der das überhaupt, so ein jüdischer Staat? „Freie Fahrt“? Nur für Juden? Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung? Was hat dem guten Mann denn da die Feder geführt?

Denn auch dem Korrespondenten dürfte bekannt sein, dass es nichtjüdischen Israelis weit besser geht als den Bewohnern des Westjordanlandes und des Gazastreifens, die von ihren „rechtsextremen“ (und womöglich ebenfalls religiös motivierten) Führern, die bestens von auch deutschen Hilfsgeldern leben, regelmäßig in Geiselhaft genommen werden. 

Man muss Israel nicht lieben, man sollte allerdings seine berechtigten Interessen anerkennen. Man muss auch Netanjahu nicht lieben, aber man sollte ihn weder dämonisieren noch unterschätzen. Michael Wolffsohn erinnert daran, dass schon, als Netanjahu 2009 erneut Premier wurde, in Deutschland prompt ein „Flächenbrand“ vorhergesagt wurde. „Stattdessen gab es eine Annäherung an Oman, Saudi-Arabien, Marokko, Sudan und 2020 die Abraham Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrein.

Vielleicht sollte man auch in Deutschland begreifen, dass es nicht verwerflich ist, „deutsche Interessen“ zu verfolgen – und dass die freundlich-nachgiebige Haltung gegenüber eingewanderten Messerschwingern keine Dankbarkeit erzeugt, sondern Verachtung. 

Netanjahu versteht womöglich mehr vom mentalen Zuschnitt der Gegner Israels.