Tichys Einblick
Ein Gegenwartsmuster

Sawsan Chebli und die Alten Weißen Männer

Bei der sich anbahnenden, großkoalitionären Katastrophe ist Chebli als Nachfolgerin von Özoguz im Gespräch: von der Traufe in den Regen ist auch ein Fortschritt.

© Sean Gallup/Getty Images

Sawsan Chebli, die 1978 in Berlin geborene Tochter orthodox-muslimischer Eltern, die ihrerseits 1970 aus dem ehemals britischen Mandatsgebiet Palästina nach Deutschland als vorgebliche Flüchtlinge kamen, will nicht „schön“ sein. Als der Theologe Hans-Joachim Kiderlen, seinerseits Vorsitzender der Deutsch-Indischen Gesellschaft, sie anlässlich einer Diskussionsrunde im Oktober 2017 mit den Worten begrüßte, er habe keine so junge Frau erwartet – „und dann sind Sie auch noch schön!“, setzte sie sich erbost auf den Sexismus-Zug und lies via Facebook wissen: Sie sei „geschockt“! Ihr Äußeres tue überhaupt nichts zur Sache! Das sei Privatsache! Alles also übler Sexismus alter, weißer Männer. Böser, sexistischer Kiderlen!

Die Blitzkarriere in der SPD

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Chebli weiß sehr genau, wie sie auf Männer wirkt. Vor allem auf jene, die ihre Sturm- und Drangzeit schon hinter sich haben. Wäre es nicht so, gäbe es keine Erklärung für ihre erstaunliche Karriere. Denn eine Vita, wie sie die Dame mit den Wurzeln im früheren Mandatsgebiet vor ihrer sozialdemokratischen Blitzkarriere vorzuweisen hat, gibt es zigtausendfach. Obwohl – anders als deutsche Frauen, die gerade auf ihr vierzigstes Lebensjahr zusteuern, ist Chebli doch etwas Besonderes. Lange Jahre galt sie als staatenlos, bis die Bundesrepublik ihr in einem Akt der Gnade 1993 mit 14 Lebensjahren die deutsche Staatsbürgerschaft schenkte. Seitdem macht die junge Frau eine bemerkenswerte Karriere.

2001 trat der Sproß einer zwölfköpfigen Familie nahöstlicher Wirtschaftsmigranten der SPD bei. Eine kluge Entscheidung. Damals studierte sie noch Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin. Es schien, als habe die SPD nur auf sie gewartet. Ähnlich wie die eingedeutschte Türkin Aydan Özoguz erfüllte sie die in den derzeitigen Bundestagsparteien beliebte Multiquote. Scheinbar integriertes „Migrantenkind“ muslimischer Ausrichtung, und dann auch noch weiblich und sozialdemokratisch. Ihr exotisch wirkendes Äußeres tat das seine, um die Aufmerksamkeit der Partei-Oberen aus alten, weißen Männern schnell auf sie zu lenken.

Mit 25 Jahren wurde sie 2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Brigitte Wimmer. Als diese im gleichen Jahr aus dem Deutschen Bundestag ausschied, ging sie zu ihrem Vorgänger Johannes Jung, der Wimmer im Bundestag abgelöst hatte. 2009 durfte sie als politisches Küken an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen. Das war der Zeitpunkt, als der damalige alte weiße Mann und SPD-Innensenator in der Bundeshauptstadt Berlin, Ehrhardt Körting, auf sie aufmerksam wurde. 2010 – Jung hatte sich durch Abwahl in seinem Wahlkreis Karlsruhe-Stadt aus dem Bundestag verabschieden müssen und bereitete seinen Einstieg bei der Unternehmensberatung Roland Berger vor – wurde für sie in Körtings Senatsverwaltung das Amt der „Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten“ geschaffen. Die Dame, die sich als bekennende Muslima bezeichnet und eigentlich gern mit Kopftuch auftreten würde, weil es für sie „eine religiöse Pflicht“ sei, stünde es nicht ihrer Karriere bei den Kufar im Wege, hatte den sozialdemokratischen Durchbruch geschafft.

2014 berief sie der alte, weiße Mann Frank-Walter Steinmeier als stellvertretende Sprecherin in sein Auswärtiges Amt. Chebli war nun ganz oben angekommen. Als multlikulturelles Gesicht des Außenministers verkündete die Palästinenserin die Positionen der Republik der Deutschen das, was die Republik ins Sachen Internationales mitzuteilen hatte.

Als Steinmeier von Sigmar Gabriel auf das Amt des Bundespräsidenten weggelobt wurde, stand der alte weiße Mann Michael Müller bereit. Er machte Chebli im Dezember 2016 zur Bevollmächtigten des Landes Berlin beim Bund und erhob sie in den Rang der Staatssekretärin in der Senatskanzlei. Um diesen weiteren Karriereschub zu untermauern, ist sie nun im Dienste der Bundeshauptstadt für „Bürgerliches Engagement und Internationales“ zuständig. In dieser Funktion lud Kiderlen sie ein – und patzte unerträglich, als er sie nicht nur „so jung“, sondern auch noch „hübsch“ nannte.

Ab in Özoguz‘ Migrantenrepublik

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Chebli , die „palästinensische“ Muslima aus Überzeugung, ist seitdem ein gefragtes Gesicht. In den Sprechschauen des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist sie nun gern gesehener Gast. Dort darf sie – Alexander Wallasch pointierte dieses perfekt bei TE – den importierten Anti-Judaismus ihrer muslimischen Brüder und Schwestern im Angesicht von Holocaustopfern schönreden, ihre vorgeblich liberale Gesinnung präsentieren. Sie passt perfekt in eine SPD, die ihren Antisemitismus als Antizionismus kaschiert und – wie Sigmar Gabriel, der für sie offenbar keine Verwendung mehr im Auswärtigen Amt hatte – dem elegant verpackten Anti-Israelismus frönen.

Welche fachlichen Qualifikationen die ehemalige Politikstudentin hat? Gute Frage. Informationen darüber sind nicht zu finden. Ein Abschluss wie zahllose andere. Besondere Fähigkeiten und Qualifikationen hat die Dame zu keinen Zeitpunkt unter Beweis stellen müssen. Aber sie bedient nun einmal perfekt die Träume der alten weißen Männer der SPD. Und sie ist der lebende Beweis der traditionsreichen Sozialdemokratie für Multikulti, Emanzipation und Einwandererkultur.

Kein Wunder also, dass sie gegenwärtig bei der sich anbahnenden, großkoalitionären Katastrophe als Nachfolgerin von Özoguz im Gespräch ist. Als Bundesbeauftragte für Integration wird sie deren Ziele, die nur noch restdeutsche Bundesrepublik in eine „Einwanderer-Republik“ umzuwandeln, ohne jeden Vorbehalt fortführen. Insofern eine gute Wahl für jene, die die Republik der alten, weißen Männer, die Chebli erst haben groß werden lassen, abwickeln wollen. Chebli wird es richten – und die letzte Hoffnung jener, die diesen weiteren Super-Gau für eine deutsche Restrepublik noch abzuwenden hoffen, liegt nun auf den Jungsozialisten und ihren Anti-Groko-Aktivitäten.

Mit Chebli, die fest in ihren anti-israelisch-nahöstlichen und radikalislamischen Traditionen verwurzelt ist, würde nach Özoguz der nächste Bock zum Gärtner des Irrtums namens Integration gemacht. Dem Genderismus beim Wort Bock nachzukommen, würde vom Regen in die Traufe führen.