Tichys Einblick
WEF-Noten

Die nächste Klatsche für die Energiewende

Die Mär von der Rolle Deutschlands als selbsternannter Vorreiter ist dem eigenen Maßstab nach vollkommen fehl am Platz. Nach einem in der Sache kritischen erst recht.

© LOIC VENANCE/AFP/Getty Images

Teuer, schlecht, erfüllt seine selbst gesteckten Ziele nicht – das ist die Bilanz, die jetzt das Weltwirtschaftsforum (WEF) Deutschlands Energiewende ausstellt. Die Zahlen, die die Ökonomen des WEF vorlegen, lassen selbst aus Sicht der Energiewende nur das Urteil »katastrophal« zu. Deutschland ist danach sogar um einen Punkt weiter nach unten gefallen und liegt jetzt hinter Portugal, Luxemburg, Neuseeland, Singapur, Irland, Uruguay. An der Spitze der Energiewendeländer steht auf Platz 1 Schweden gefolgt von der Schweiz und Norwegen auf Platz 3.

Das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz, das neben seinen bekannten Jahrestreffen in Davos mit Polit-Promis und solchen, die es sein wollen, auch regelmäßig Forschungsberichte veröffentlicht, hat heute, Montag, seinen neuen Report über den Stand der weltweiten Energiewenden veröffentlicht. Das Institut mit dem Anspruch »die Welt besser zu machen« begreift seinen Bericht über als Teil der »Systeminitiative des Weltwirtschaftsforums zur Gestaltung der Zukunft der Energie«.

Das WEF stellt die Pariser Klimabeschlüsse nicht infrage, sondern sagt, dass das heutige Tempo der Energiewende nicht hoch genug sei. Im Gegenteil, so das WEF: »Laut einem Sonderbericht des »Intergovernmental Panel on Climate Change« aus dem Jahr 2018 müssen globale anthropogene Emissionen bis 2050 auf Null netto sinken, um den globalen Temperaturanstieg auf weniger als 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Das Energiesystem trägt zwei Drittel zu den globalen Emissionen bei und ist das Herzstück dieser Herausforderung.«

Gemessen daran laufen den WEF-Experten Schauer über den Rücken, dass die CO2-Emissionen aus Verbrennungsprozessen schneller als früher ansteigen, während in »grüne Energie« weltweit weniger investiert werde. Die Investitionen in fossile Brennstoffe für die Energieversorgung sind 2017 erstmals seit 2014 wieder gestiegen.

Dagegen sei der Anteil der fossilen Brennstoffe an der gesamten Primärenergieversorgung in den letzten drei Jahrzehnten mit 81% stabil geblieben. Diese Trends »werfen einen Schatten auf die Wirksamkeit der Energiewendeanstrengungen und unterstreichen die Notwendigkeit, sie zu beschleunigen.« Das bedeutet, noch mehr gutes Geld einem System hinterher zu werfen, das erkennbar nicht funktioniert. Das passt zu dem, was die deutsche Fachfrau für Energie und ihre Wenden, Claudia Kemfert, fordert: Noch schneller Kohlekraftwerke abschalten. Wohl, damit es noch schneller dunkel wird.

Die WEF-Ökonomen vergleichen über 40 Indikatoren 115 Länder in Sachen aktueller Stand ihrer »Energiesystemleistung« und ihrer Bereitschaft »für den Übergang zu einem sicheren, nachhaltigen, erschwinglichen und integrativen zukünftigen Energiesystem«, wie es so schön schwülstig heißt.

»Der faktenbasierte Rahmen und die faktenbasierten Rankings sollen«, so beschreibt das WEF den Zweck ihrer Arbeiten, »es politischen Entscheidungsträgern und Unternehmen ermöglichen, das Ziel für den Energiewandel zu identifizieren, Imperative zu identifizieren und die Politik und die Marktteilnehmer entsprechend auszurichten.«

Das Ergebnis bestätigt das, was Verbraucher in Deutschland jeden Monat auf ihrer Rechnung sehen können: Sie bezahlen immer mehr und bekommen ausgesprochen wenig dafür. Für eine Kilowattstunde Strom gehen laut WEF 34 Cent drauf. Das bedeutet Platz 87. Dabei sinkt noch nicht einmal der Ausstoß von CO2, einer der Hauptgründe für die komplette Zerstörung einer in langen Jahren gewachsenen Energieversorgung zugunsten eines teuren und unzuverlässigen Energiesystems.

Eine Absurdität wie die »Energiewende« funktioniert nur mit horrenden Subventionen. Etwa 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gehen für Subventionen der Energiewende drauf, wundert sich der WEF. Das reicht gerade noch für Platz 60 in der Weltrangliste.

 

Der WEF stellt in seinem Report weiterhin fest, dass der »weltweite Übergang zu sicherer, erschwinglicher und nachhaltiger Energie stagniert.« Hier drückt sich aus, dass die Versorgung von Industrieländern und aufsteigenden Volkswirtschaften ausschließlich mit sogenannten »erneuerbaren Energien« eine Illusion ist. Wesentliche Voraussetzung für einen Wirtschaftsraum ist, dass ausreichende und preisgünstige Energie vorhanden ist. Teure und wacklige Energieversorgung vertreibt Unternehmen.

Fest steht nach diesem Bericht auch: Die Mär von der Rolle Deutschlands als selbsternannter Vorreiter ist dem eigenen Maßstab nach vollkommen fehl am Platz. Nach einem in der Sache kritischen erst recht. Deutschland wirft Milliarden aus dem Fenster raus und erreicht nicht im entferntesten die Ziele, zu denen sich die Energiewendler »selbst verpflichtet« haben. Aber den Industriestandort runiniert es.