Tichys Einblick
Bloß nicht Denkfasten

Das ABC von Energiewende- und Grünsprech 57: Klimafasten

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Da müssen auch mal die Christen auf dem flachen Land leiden, wenn Bischöfe fest an den Ausstieg glauben.

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Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden oder durch sie erst entstanden sind. Wir greifen auch Bezeichnungen auf, die in der allgemeinen Vergrünung in den Alltagsgebrauch überzugehen drohen – in nichtalphabetischer Reihenfolge.

K wie

Klimafasten, das

Fastenperioden gelten als Bußzeiten für Sünder, dienen der inneren Einkehr und sollen beitragen, Abstand vom Alltag zu gewinnen und nachzudenken. Wer fastet, wertet die Segnungen des Alltags anders als jemand, der im immerwährenden Gleichmaß Nahrung und Konsum genießt. Fasten ist zumeist religiös motiviert und gibt Gelegenheit, seine Ernährung und seinen Lebensstil zu hinterfragen. Abgesehen vom Gesundheits-Fasten, was der inneren Reinigung dient und eventuell zur Gewichtsabnahme führt, schließt religiöses Fasten auch anderen Konsum ein, den von Genussmitteln, aber auch den von Handy, PC oder TV.

Das Fastenbrechen wiederum führt, gemeinsam mit Gleichgesinnten begangen, zum Essen als Kulturereignis, zum Austausch und ist wichtiger Teil religiöser Kultur. Gepflegtes Essen und Plaudern statt Schnellfood vorm Trash-TV (der Begriff Fast-Food könnte hier missverständlich sein).

Fasten heißt auch, den stetigen Termindruck zu hinterfragen, sagt man. Ich hoffe, all die Rettungssanitäter, Polizisten und Feuerwehrleute nehmen den Termindruck weiterhin an, ebenso wie die Notärzte, Professoren an den Universitäten und auch die Handwerker und alle, die das Land am Laufen halten. Der Fastenaufruf sollte sich vor allem an die Wohlstands-Teens richten, die vor lauter sozialen Medien bei jedem direktmenschlichen Konflikt in eine Psychose verfallen.

Pharisäer
Kirchenaustritt und Christen
Nun also „Klimafasten“. Wie immer bei Begriffen, die mit „Klima“ kombiniert werden, ist die wörtliche Deutung wenig sinnhaft. Was soll Fasten für eine Wetterstatistik bringen? Ist konstantes Wetter das Ziel? Nein, das von einigen evangelischen Landeskirchen angeregte Klimafasten von Aschermittwoch bis Ostermontag soll am Ende neben den bekannten Folgen vor allem den CO2-Ausstoß senken helfen, wobei es einen Plan für jede einzelne Woche gibt. Weniger Kochen, weniger kaufen, weniger Energie verbrauchen sind unter anderem die Ziele. Eine Woche „Autofasten“ ist auch dabei. Einige wirklich nicht neue Energiespartipps, die in jedem Flyer der Verbraucherschützer zu finden sind, ergänzen den Plan: Kühle Wohnräume sparen Energie, man soll prüfen, ob die Heizung regelmäßig gewartet wird und so weiter. Man solle weniger kaufen und verbrauchen, so die Aufforderung, die ich persönlich nicht verstehe. Ich kaufe nur Sachen, die ich brauche und der Rabatt für Unnützes kann noch so hoch sein – ich kaufe es trotzdem nicht. Ein „Klimakochbuch“ ist zu finden, eine weitere Steigerung sinnloser Wortakrobatik. Man kann sich Wetter oder Klima nicht kochen. Zudem soll man Wäsche mit 30 anstelle 40 Grad waschen und den Kuchenteig von Hand statt mit dem Mixer rühren. Der Effekt, die als Großverbraucher berüchtigten Mixer nicht zu benutzen, dürfte eine enorme Auswirkung auf Stromverbrauch, CO2-Ausstoß und Globaltemperatur haben.
Auf dem Weg zur Staats- und Klimakirche

Es bleibt ein guter Ansatz, die Fastenzeremonie für niedrigeren Energieverbrauch im Alltag einzusetzen. „Fasten für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit“ heißt es, wobei zweites Ziel per se sinnlos ist, denn alle Menschen leben in einem, wenn auch sehr verschiedenen Klima. Besser wäre ein Fasten für den Umweltschutz, was die Bewahrung der Schöpfung einschließen würde. Dann käme der Klerus allerdings in Konflikte, denn er tut nichts gegen die Umweltzerstörung durch regenerative Energieanlagen. „Klimaschutz“ und Umweltschutz haben schon seit längerem nicht mehr viel miteinander zu tun. Kircheneigene Flächen sind an Windkraftbetreiber verpachtet, teils betreibt man selbst Anlagen, die Gefährdung ganzer Populationen an Greifvögeln nimmt man ganz unchristlich in Kauf. Kein Widerstand der Kirchen auch, wenn Windkraftanlagen in Wälder gestellt werden. Über 500 Stück sind es schon, für jede musste etwa ein Hektar Wald weichen. Diese Flächen hätten sonst pro Jahr etwa 5.000 Tonnen CO2 aufgenommen. Da die Anlagen theoretisch unbefristet laufen sollen, sind diese Flächen – im Gegensatz zu Tagebauflächen – dauerhaft der Natur entzogen. Sehr viele Mixer müsste man abschalten, um dieses CO2-Äquivalent zu erreichen. Und die darauf gebauten Windkraftanlagen tragen eben nicht zur CO2-Reduktion bei, wie aus den Statistiken der letzten Jahre zu sehen und vor dem Hintergrund des europaweiten Emissionshandels zu vermuten war.

Kippt unser Klima?
Bei Maischberger die Klimareligion
In trauter Einheit mit dem BUND, grünen Politikern und der Windbranche versucht die EKBO (evangelische Kirche Berlin/Brandenburg/schlesische Oberlausitz) Windkraftanlagen auf Kirchenland auch gegen den Widerstand der Bürger vor Ort und der dortigen Kirchgemeinden durchzusetzen. Geld stinkt nicht, der Glaube an den gleichzeitigen Ausstieg aus Atom und Kohle ist fest und das Wissen dünn. Man glaubt an menschengemachtes Klima, nimmt aber gesundheitliche Beeinträchtigungen eigener Gemeindemitglieder nicht ernst. Wo gehobelt wird, fallen eben Späne. Die Politik einer Amtskirche entsprach noch nie zwangsläufig christlichem Handeln. Immer öfter wird gehandelt im Sinne einer regierungsnahen Kirche.

Bischof Dröge von der EKBO äußert sich oft gegen Rechts und die AfD. Er verurteilt die Ausschreitungen beim G-20-Gipfel, nachdem Kirchen ihr Gelände für die Übernachtung der teils gewalttätigen Demonstranten zur Verfügung gestellt hatten. 123 verletzte Polizisten in der Berliner Rigaer Straße sind kein Anlass für ihn zur Stellungnahme, aber das Aktionsbündnis gegen Rechts erfährt seinen Zuspruch.

Die Verbrennung israelischer Fahnen am Brandenburger Tor ist ihm keine Pressemitteilung wert, er unterstützt den Marsch der Imame zum Breitscheidplatz.

Mit dem Klimafasten folgt die Kirche CO2-zentrierter Staatspolitik. Ob ihre Antworten auf die wirklichen und heutigen Fragen ausreichend sind, müssen die Kirchenmitglieder bewerten.

Wir alle sollten fasten, um die Ressourcen zu schonen. Beim Essen wie bei der Mobilität, beim Konsum wie medial. Keinesfalls beim Bilden einer eigenen Meinung angesichts der Politik von Staat und Kirche.


Frank Hennig ist Diplomingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung mit langjähriger praktischer Erfahrung. Wie die Energiewende unser Land zu ruinieren droht, erfährt man in seinem Buch Dunkelflaute oder Warum Energie sich nicht wenden lässt. Erhältlich in unserem Shop:www.tichyseinblick.shop