Tichys Einblick
vier Bundesländer gehen voran

Mit dem Ende der Isolationspflicht beginnt die Rückkehr in die Corona-Rationalität

Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein wollen die Isolationspflicht für Corona-Positive abschaffen. Das ist nicht nur ein Verwaltungsakt, sondern bedeutet hoffentlich den Anfang vom Ende der Herrschaft der Corona-Irrationalität. Um Karl Lauterbach wird es bald einsam werden.

IMAGO / NurPhoto

So endet also der Spuk: Die Gesundheitsminister von vier Bundesländern – Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein – haben angekündigt, die bislang noch geltende Isolationspflicht für Corona-Infizierte rasch aufzuheben. Was die Länderregierungen in einer gemeinsamen Presseerklärung als „neue Phase im Umgang mit der Pandemie“ und „Übergang zu einer Endemie“ bezeichnen, ist nicht nur ein Verwaltungsakt, sondern ein leicht verklausuliertes und verspätetes Eingeständnis der Unangemessenheit der bisherigen Corona-Politik. Sie behandelte Corona-Infizierte durch diese Quarantänepflicht so wie seinerzeit Pestkranke: als potentielle Lebensgefährder für ihre Mitmenschen, die daher von diesen getrennt werden müssen notfalls mit staatlichem Zwang.

Nichts schadet dem Verhältnis zwischen den Bürgern und dem Staat (beziehungsweise regierenden Politikern) mehr als unsinnige Gesetze und Maßnahmen. Im dritten Jahr der sogenannten Pandemie ist längst jedem rational handelnden Menschen aus eigener Erfahrung oder jener von Mitmenschen das Ausmaß der Bedrohlichkeit des Virus klar. Corona ist nicht die Pest. Coronainfizierte sind für die allermeisten ihrer Mitmenschen keine Lebensgefahr – und Ungeimpfte auch nicht. Millionen Menschen in Deutschland, der Autor eingeschlossen, haben es durchgemacht. Wer von seiner Infektion weiß, hält sich auch ohne staatliche Anweisung von anderen fern und wer akut unter Covid leidet, hat ohnehin weder Kraft noch Lust, sich unter Menschen zu bewegen. Der sehr kleine Teil der vulnerablen Menschen kann durch unpolitische Maßnahmen im Gesundheitswesen geschützt werden, wie die Gesundheitsminister der vier Länder richtig feststellen.

Längst haftet der Corona-Politik nicht nur etwas Irrationales, sondern auch Irreales an. Die ihr zugrundeliegende Angst, die der durch sie ins Medienrampenlicht und ins Bundeskabinett gekommene Karl Lauterbach weiter wie zwanghaft schürt, erscheint immer mehr Menschen wie ein entlarvter Spuk. Die vier Landesregierungen haben das erkannt.

Sie haben jetzt einen wichtigen, längst überfälligen Schritt getan, um zu einem rationalen Umgang mit einer Krankheit zurückzukehren. Das bedeutet vor allem, Corona zu einer Krankheit wie andere auch zu entpolitisieren. Corona soll und wird  allein zu einer Angelegenheit der Betroffenen und zu einer von Ärzten und anderen Gesundheitsprofis werden. Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha nennt das gönnerhaft: „den Menschen wieder mehr Eigenverantwortung zu übertragen“. Wurde auch Zeit!

Nur wenn eine Krankheit die Gesellschaft existenziell bedroht, muss der Staat sie mit politischen Maßnahmen schützen, notfalls auch mit Eingriffen in die Grundrechte. Diese Gefahr schien zu Anfang von „Corona“ 2020 durchaus real. Das hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Es starben viele Menschen an Corona, aber nur solche, die spezifische Vorerkrankungen hatten oder schon sehr alt waren. Doch der Staat handelte und vor allem sprach so, als sei die Gesellschaft durch Corona existentiell bedroht und erklärte eine Art von Kriegszustand – nicht nur der deutsche, aber der besonders eifrig.

Der traurige Höhepunkt dieses politisch-medialen Wahns, dessen Schlachtruf „ZeroCovid“ mit wachsendem Zeitabstand immer bizarrer erscheint, war die Kampagne, um nicht zu sagen Hetzjagd, gegen all jene, die sich nicht impfen lassen wollten. Dass die Impfstoffe allenfalls den Verlauf mildern, aber keine Übertragung verhindern können, ist nun angesichts von Millionen geimpfter Menschen mit Corona-Infektion (der Autor gehört dazu) und dem Eingeständnis der Impfstoffhersteller nicht mehr zu leugnen. Die rational unbegründete, repressive Überreaktion des Staates und einer hysterischen Öffentlichkeit ist nun selbst für jene immer immer weniger kaschierbar, die daran aktiv eifrig mitgewirkt haben.

An einem kollektiven Wahn teilgenommen zu haben, gesteht sich aber niemand so leicht ein. Schon gar nicht, wenn er im Besitz der Meinungsmacht ist. Auf eine wirklich unvoreingenommene Aufarbeitung dieser Politik wird man also wohl lange warten. Zunächst wird es nur vernebelte Rückzugsbewegungen wie die heutige Ankündigung der vier Landesregierungen geben. Aber immerhin finden diese nun endlich statt.

Es sind vier Bundesländer, die nicht nur zusammen mehr als zwei Fünftel der Gesamtbevölkerung umfassen, sondern die auch von Union und Grünen regiert werden, also quer zur bundespolitischen Machtkonstellation. Das sollte die Hemmungen in anderen Landesregierung senken, ihnen bald zu folgen. Bis es dann irgendwann sehr einsam um Karl Lauterbach werden wird.