Tichys Einblick
Testergebnisse IQB-Bildungstrend

Leistungen von Grundschülern seit mindestens zehn Jahren im freien Fall

Viertklässler schneiden immer schlechter in Deutsch und Mathematik ab, das ergab eine Studie im Auftrag der Kultusministerkonferenz. Gern wird Corona als Ursache genannt. Tatsächlich ist der Leistungsabfall die Folge von Absenkungen beim Bildungsniveau und hohen Migrationsanteilen in Schulen.

IMAGO / Westend61

Wenn man den verkürzten Berichten der öffentlichen und halböffentlichen Medien glauben möchte, dann ist der jüngste desaströse Befund zur Bildungsnation, in diesem Fall der Grundschüler der 4. Klasse, in erster Linie „Corona“ geschuldet. Klar: Die Pandemie kann nicht spurlos an der Schulbildung vorbeigegangen sein, wenn binnen rund 30 Monaten Pandemie Schüler je nach Jahrgangsstufe zwischen 600 und 900 Stunden Präsenzunterricht nicht erteilt bekamen.

Aber man macht es sich (mal wieder) zu leicht, wenn man nach Ausflüchten sucht und die seit Jahrzehnten wirksamen Faktoren des schulischen Leistungsverfalls ausblendet: erstens die schulpolitisch und pädagogisch gewollte Absenkung der Leistungsanforderungen sowie zweitens den stetig wachsenden Anteil von Schüler mit Migrationshintergrund und zum Teil nur rudimentären Deutschkenntnissen.

IQB-Bildungstrend:
Die Leistungen der Viertklässler werden immer schwächer – nicht nur wegen Corona
Nun hat die Kultusministerkonferenz (KMK) die Details der 2021er Studie zum Leistungsvermögen der Grundschüler der 4. Jahrgangstufe vorgelegt. Erste Vorabergebnisse hatten wir hier Anfang Juli auf TE referiert.

Der Reihe nach: Erstmals 2011 und dann 2016 wurden die Leistungen deutscher Schüler der 4. Klasse in Deutsch und Mathematik getestet. Dies ist im Jahr 2021 zum dritten Mal im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) geschehen. Der angewendete standardisierte Test heißt IQB-Bildungstrend (IQB = Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin). Getestet wurden 26.844 Schülerinnen und Schüler der 4. Jahrgangsstufe in 1.464 Grund- und Förderschulen aus allen 16 deutschen Ländern. (Mecklenburg-Vorpommern schied wegen einer zu geringen Zahl an beteiligten Schulen letztlich für die Gesamtauswertung aus.) Im Fach Deutsch werden die Bereiche „Lesen“, „Zuhören“ und „Orthografie“ geprüft, im Fach Mathematik fünf inhaltsbezogene Bereiche, die sich in einer Globalskala mathematischer Kompetenz zusammenfassen lassen.

Jetzt wissen wir es: Signifikant weniger Viertklässler erreichten 2021 in Deutsch und Mathematik im Vergleich zu den Erhebungen der Jahre 2011 und 2016 die (ohnehin schon niedrig angesetzten!) Bildungsstandards der KMK. Nachfolgend deutschlandweit die Anteile der Viertklässer, die die Regelstandards erreichten:

Amtlich bekommen wir dann für den Zeitraum zwischen 2016 und 2021 zu lesen:

Fällt noch etwas auf? Der Abwärtstrend hat sich nahezu linear, also ungebremst, fortgesetzt. Daran konnte im Zeitraum zwischen 2011 und 2021 nun wahrlich nicht „Corona“ schuld sein.

Unsere These: Die Leistungsabstürze haben zum allergrößten Teil hausgemachte Ursachen.

Erstens: Es wurden Ansprüche heruntergefahren. Noch in den 1990er konnte man erwarten, dass ein Viertklässer einen Grundwortschatz von 1.000 Wörtern hatte. Das sind heute eher nur 700 bis 800. „Vereinfacht“ und der Beliebigkeit preisgegeben wurde die Rechtschreibung – nicht nur durch die verkorkste Rechtschreibreform, sondern bis hin zur abstrusen Methode „Schreiben nach Gehör“ (phonetische Schreibweise).

Zweitens: So manche Leistungsprobleme haben im Gesamtergebnis mit den Migrantenanteilen in den Schulen zu tun. In Berlin oder Frankfurt oder Saarbrücken oder Essen … oder … oder … sind Grundschulklassen mit 80 und mehr Prozent Kindern mit Migrationshintergrund keine Ausnahme. Bei entsprechend defizitärer Beherrschung der deutschen Sprache. Will sagen: Die Zuwanderungspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte hat den Schulen Probleme beschert, die sie gar nicht bewältigen können.

Lassen wir ausgewählte Ergebnisse der verschiedenen deutschen Länder sprechen:

Wir ersparen uns, die Ergebnisse der 15 deutschen Länder (ohne Mecklenburg-Vorpommern wegen geringer Schulbeteiligung) weiter zu analysieren. Nur so viel: Keines der Länder muss sich als großer Sieger fühlen. Dass es innerhalb Deutschlands so große Differenzen gibt und dass es immer die gleichen Länder sind, die oben, und Länder gibt, die unten stehen, zeugt nicht von politischem Weitblick und politischer Verantwortung der jeweiligen Landesregierungen. Wenn man sich zudem vergegenwärtigt, dass hinten und vorne längst Tausende an Lehrern fehlen und dass deshalb Unterricht gekürzt werden muss, verheißt das für die (vormalige) Bildungsnation nichts Gutes.