Tichys Einblick
„Krebsgeschwür“

Elmar Brok dilettiert als politischer Onkologe

Der CDU-Politiker und Bertelsmann-Lobbyist Elmar Brok hat die WerteUnion als "Krebsgeschwür" bezeichnet. Solche Wortwahl erinnert an die finstersten Kapitel der deutschen Geschichte.

Mehmet Kaman/Anadolu Agency/Getty Images

Ein Onkologe ist ein Facharzt für Krebserkrankungen. Der langjährige Abgeordnete im EU-Parlament und Bertelsmann-Lobbyist Elmar Brok (73, CDU) ist kein Onkologe. Er hat überhaupt keinen Berufs- oder Studienabschluss. Über ein angefangenes Studium und ein Rundfunkvolontariat ist er nicht hinausgekommen. Dennoch betätigt er sich verbal als Onkologe und attestiert der WerteUnion, ein Krebsgeschwür zu sein, das man “mit aller Rücksichtslosigkeit” bekämpfen müsse, “damit ein solches Krebsgeschwür nicht in die Partei hineinkriechen kann.”

Hat Brok etwa Hitlers „Mein Kampf“ studiert und nicht verdaut? Dort beschrieb Adolf Hitler 1925/27 „den Juden“ nicht als Menschen, sondern als Krankheitserreger: „Er ist und bleibt der typische Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt. Die Wirkung seines Daseins gleicht ebenfalls der von Schmarotzern: wo er auftritt, stirbt das Wirtsvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.“ Adolf Hitler rief ja als vorrangiges innenpolitisches Ziel auch die „Beseitigung des Krebsschadens der Demokratie aus.“ Propagandaminister Joseph Goebbels notierte am Tag des Angriffs deutscher Truppen auf die Sowjetunion in sein Tagebuch: „Dieses Krebsgeschwür muss ausgebrannt werden.“

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Nein, Brok hätte das 1962 von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind verfasste Buch „Wörterbuch des Unmenschen“ sowie Victor Klemperers „Lingua Tertii Imperii“ (LTI; „Sprache des Dritten Reiches“, 1946) lesen sollen. Dann hätte er – vielleicht – kapiert, wie er sich soeben verbal-gehässig verrannt hat. Denn was Brok hier vom Stapel gelassen hat, ist „hate speech“.

Brok ist jedenfalls kein demokratisches Talent, auch wenn er von 1980 bis 2019 Mitglied des EU-Parlaments (MdEP) war. Vielmehr ist er Spezialist für Lobby-Arbeit. Ab 1992 war er in Brüssel für die Bertelsmann-AG, zunächst als Europa-Beauftragter des Vorstands, später bis 2011 als Senior Vice President Media Development mit einem Jahrssalär von 60.000 Euro tätig. Innerhalb der EU galt er als „Mr. Bertelsmann“. Im Dezember 2011 erklärte der zwischenzeitlich 65-Jährige öffentlich: „Bertelsmann hat meinen Angestelltenvertrag einfach mit dem Erreichen der in Deutschland bisher üblichen Altersgrenze beendet.“

Übrigens soll auch die Integrations-Beauftragte, Staatsministerin im Kanzleramt und Vorsitzende der Frauen-Union Annette Widmann-Mauz (CDU; 53) in der Bundesvorstandssitzung der CDU die WerteUnion als „Krebsgeschwür“ bezeichnet haben, das aus der Partei herausgeschnitten werden müsse. Auch Widmann-Mauz ist keine Onkologin. Auch sie hat keinen Berufs- oder Studienabschluss.

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