Tichys Einblick
Nicht anders, nur schlimmer

Frauen an der Macht. Und warum das selten gut geht.

In der Politik zählt noch immer Hierarchie mehr als Können, blinde Gefolgschaft mehr als Überzeugungskraft, Filz mehr als intelligentes Zusammenspiel.

Heute mach ich mal was Neues. Mich unbeliebt. Das geht ganz einfach: Reden wir über Frauen in der Politik.

I.

Nach der Tyrannei des mörderischen Männerordens, der in Frauen überwiegend Reproduktionsorgane sah, hätte den Deutschen ein Hauch Matriarchat gut getan. Aber geeignete Frauen standen nach 45 nicht zur Verfügung und wären wohl auch nicht gewählt worden. Selbst von Frauen nicht.

II.

Heute werden sie gewählt. Nur die, die gewählt werden, sind noch immer nicht besser geeignet. Die drei wichtigsten Positionen auf Partei-, Bundes- und EU-Ebene werden von Frauen besetzt. Sagen wir es, wie es ist: Dieses Frauentriumvirat, beziehungsweise Triumfeminat ist eine Katastrophe: ADM, AKK, UvL. Es spricht nichts dafür, noch mehr Frauen dieser Art in Spitzenämter zu wählen.

III.

Jetzt mal ehrlich. Wer von den vielen Frauen in der deutschen Politik seit Gründung der Bundesrepublik hat wirklich Profil, Klasse, Kompetenz besessen. Welche Frau ist nachhaltig in Erinnerung geblieben als herausragender politischer Charakter? Die folgende Liste ist verdammt kurz, gewiss auch nicht vollständig und man kann darüber streiten. Bevor Sie über mich herfallen: Es geht hier nicht um politische Positionen, nicht um Ämter, sondern um andere Qualitäten:

Rita Süssmuth, CDU,
Hildegard Hamm-Brücher, FDP,
Jutta Limbach, SPD,
Petra Kelly, Die Grünen

Nur eine von ihnen saß in der Bundesregierung, keine von Ihnen war Ministerpräsidentin. Die, die mehr geworden sind, sind nicht nachhaltig in Erinnerung geblieben. Oder sind gerade noch dabei, nachhaltig Unheil anzurichten. Sie waren und sind mehr oder weniger Quotenfrauen. Wo die Quote gilt, ist nichts besser. Beleg: das Gruselkabinett der Grünen von Katrin Göring-Eckardt über Renate Künast bis Claudia Roth.

IV.

Warum das so ist? Ich glaube weder an strukturelle Benachteiligung noch an genetisch bedingte Andersartigkeit – abgesehen von geschlechtsbedingten Interessen, etwa in der Familienpolitik. In Medizin, Wissenschaft, Literatur, Journalismus leisten Frauen längst so viel wie Männer. Aber in der Politik geht es ja leider nicht um messbare Leistungen, sondern um Machtansprüche und Machtausübung. Deshalb bemühe ich an dieser Stelle eine Analogie. Von Elias Canetti („Masse und Macht“) ist der Satz: „Es gibt keinen anschaulicheren Ausdruck für Macht als die Tätigkeit eines Dirigenten.“ Weshalb gab es bis vor Kurzem selten erstklassige Dirigentinnen? Die Antwort ist einfach: Weil es nur wenige erstklassige Orchester gab, die Dirigentinnen akzeptierten. (So lange ist es nicht her, dass die Wiener und Berliner Philharmoniker nicht einmal Frauen mitspielen ließen).

V.

Die Tätigkeit des Dirigenten aber hat sich verändert. Die Zeit der Pultcäsaren ist vorbei. Es ist nicht mehr die Magie der Macht, die die Aura der Musiker ausmacht, die nicht einmal zu hören sind, aber auf die alle sehen. Die notwendige Autorität kommt heute weniger aus dem Status als aus der Energie des Dirigenten, die er dem Ensemble vermittelt. Es kommt auf Führungsqualitäten wie Überzeugungskraft und Kompetenz an. Die haben auch Frauen. Und deshalb ist neuerdings ein Dutzend junger Dirigentinnen auf dem Weg nach ganz oben.

VI.

Jetzt kommt es: In der Politik dagegen zählt noch immer Hierarchie mehr als Können, blinde Gefolgschaft mehr als Überzeugungskraft, Filz mehr als intelligentes Zusammenspiel. Ein Parlament ist leider kein Orchester, ausschließlich besetzt mit Könnern. Deshalb setzten sich auch fast nur Frauen durch, die wie Männer lärmen, sich wie Männer unterwerfen und wie Männer intrigieren. Dagegen hilft keine Quote.

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