Tichys Einblick
Welt am Sonntag Nr. 13

Wahlsonntag im Saarland – Ruhe vor dem Sturm

Überschriften, deren Anspruch der Text nicht einlöst, sind keine Werbung für ein Blatt oder anderes Medium.

Überschriften, deren Anspruch der Text nicht einlöst, sind keine Werbung für ein Blatt oder anderes Medium. „Was ist DEUTSCH?“ als Ankündigung von „Finanzminister Wolfgang Schäuble und der Publizist Peter Siebenmorgen sprechen über ihre Werte“ findet auf dreieinhalb Seiten, davon zweieinhalb Fotos, keinen Gegenwert.

Wams: „Was ist heute deutsch?“ Schäuble übernimmt von Richard Schröder: „Nichts Besondere, aber etwas Bestimmtes.“
WamS: „Die Union hat lange nicht mehr Wahlkampf mit Schwarz-Rot-Gold gemacht, jetzt tauchen die Nationalfaben wieder auf Plakaten auf. War da nicht eine Leerstelle bei der Union?“
Siebenmorgen: „Nicht nur die Union, alle etablierten Parteien sind um die ganze Begriffsfamilie ‚deutsch‘ herumgeschlichen. Der letzte Wahlkampf, in dem der Begriff ‚deutsch‘ eine signifikante Rolle spielte, war der von 1976. Die SPD warb mit ‚Modell Deutschland‘ und die Union mit ‚Aus Liebe zu Deutschland‘ …“.
WamS: „Was fehlt bei uns? Wo genau eine Schippe Patriotismus drauflegen?“
Siebenmorgen: „Wir sollten falsche Alternativstellungen vermeiden – es geht nicht um die Frage: Deutschland oder Europa.“
Schäuble: „Richtig.“
Wenn dieses Gespräch in der WamS typisch für das Buch ist, müssen wir es nicht lesen.
Das WamS-Interview mit Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen verspricht im Titel wirklich nicht mehr, als es hält: „Wir haben Libyen im Blick“. Auf seine Aussage kurz vor den Anschlägen von Paris angesprochen, „es sei unwahrscheinlich, dass sich Terroristen unter Flüchtlinge mischen“, dass es aber so gekommen sei, sagt Maaßen: „Wir haben überlegt, wie eine Terrororganisation handelt, wenn sie am schnellsten und leichtesten einen Erfolg will. Weniger haben wir im Blick gehabt, dass der IS auch politisch agiert und den Flüchtlingstreck gezielt diskreditieren will. Die beiden Pariser Attentäter etwa, die als Schutzsuchende kamen, waren für diesen Anschlag nicht notwendig.“
Tja, Herr Maaßen, wenn deutsche Sicherheitsbürokraten unterstellen, dass der IS bürokratisch denkt wie sie, hat der Verfassungschutz ein Problem. Und wenn Sie von zwei Attentätern reden, „die als Schutzsuchende kamen“ statt, die sich als Schutzsuchende ausgaben, haben Sie ein zweites Problem.
Der kurze WamS-Bericht über den EU-Feiergipfel in Rom – „Europa feiert ohne Briten“ – hat immerhin eine realistische Unterzeile: „Zwangsoptimismus beim 60. Geburtstag der Römischen Verträge“. Dass die WamS Pro-EU-Demonstrationen nicht hochjubelt, wie es Fernsehen und andere Medien tun, enthebt sie der Informationspflicht, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um PR-Aktionen etablierter Organisationen handelt.
Zur heutigen Wahl im Saarland beschränkt sich die WamS auf Allgemeines. Die kurze Meldung wirkt wie der Politikteil insgesamt als Ruhe vor dem Sturm.