Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 49 – Willkommen in „der neuen Zeit“

Deutschland unter Rotlichtbestrahlung. Kevin, der kleine Robespierre, triumphiert. Heiko abgemahnt. Und eine stramme Genossin entzieht einem Kabarettisten die Spielerlaubnis ...

Die diesjährige sozialdemokratische Leistungsschau – das sagen alle, die schon länger dabei sind – ist gründlich schiefgegangen. Anstatt die prachtvollsten Ochsen zu prämieren, konnten manche froh sein, wenn es im zweiten Wahlgang mit einer Auszeichnung klappte. Stattdessen stolzierten Anfänger und Aufschneider mit frischen Epauletten herum. Nur weil die Schiedsrichter, Delegierte genannt, sich aufs Blut verkracht hatten und die Kandidaten ihre jeweiligen Feinde reihenweise abstürzen ließen.

Für historisch Interessierte: Die Genossin Saskia leitet fortan die SPD „in die neue Zeit“ (Parteitagsmotto), assistiert vom Genossen Norbert. Stellvertreter sind die Genossen Kevin und Hubertus, plus drei Damen. Dazu 34 Vorstände, obwohl der Schatzmeister gewarnt hatte, dass die Partei in Finanznöten stecke. Neuverschuldung, Neuverschuldung, riefen da alle fröhlich. Also alle außer Ralf Stegner und der Berliner OB Müller, die nicht mehr wiedergewählt wurden. Auch Außenheiko verhielt sich lieber still – er brauchte zwei Anläufe, um in den Vorstand zu kommen.

♦ Kevin, der kleine Robespierre der SPD, deutete gemäßigten Sozialdemokraten, etwa solchen, die ihm ihre Stimme als neuer Vize versagen wollten, schon mal an, was „die neue Zeit“ für sie bedeuten könnte. Sie sollten schleunigst „ihr Verhältnis zum rechten Rand“ klären – da ist‘s zum Klassenfeind nicht weit.

♦ Dummerweise hatten die Spezialdemokraten wohl vergessen, dass das ganze Theater auch im TV übertragen wurde, und so waren sie wahrscheinlich überrascht, als frische Umfragen die SPD zügig um weitere Prozentpunkte nach unten korrigierte. Jetzt können sich die Genossen nur daran festhalten, dass ihnen immerhin noch drei Prozent zutrauen, mit den Problemen in Deutschland fertig zu werden.

♦ Wenn schon links, dann richtig, wird sich wohl auch Karola Wille gedacht haben, die, obwohl sie bis in die allerletzten Tage der DDR Propagandatexte gegen die BRD verfasste, heute als Intendantin dem MDR präsidiert. Als solche ließ sie dem über Sachsen hinaus beliebten Kabarettisten Uwe Steimle die Kündigung überbringen. Steimle, selbst eher ein Linker, ist aber in der neuen Zeit noch nicht angekommen. Er hatte sich nicht nur über Erich, den Einzigen, lustig gemacht und die „Gemeinsame Erklärung 2018“ unterschrieben. Das schlimmste Vergehen: Steimle hatte vom „Staatsfunk“ gesprochen, obwohl Karola Wille als ARD-Chefin in alter Genossen-Tradition extra ein verbindliches Neusprechpapier (Framing) in Auftrag gegeben hatte, in dem doch genau geschrieben stand, dass der Staatsfunk mitnichten ein solcher ist, sondern ein Sender mit der „moralischen Notwendigkeit für das gesellschaftliche Miteinander“. So wie eine ganz bestimmte Mauer eben „antifaschistischer Schutzwall“ heißt. 

♦ Der bei Partei und Staat beliebte gelernte Unterhaltungskünstler Jan Böhmermann versprach, künftig die Rolle eines aufmüpfigen Sachsen zu spielen. Natürlich im Rahmen der MDR-Spielerlaubnis.

♦ Auch von den Kirchen wird zu Recht verlangt, ihren Beitrag in der neuen Zeit zu leisten. Wir haben an dieser Stelle schon oft das maritime Engagement des Berufsprotestanten Bedford-Strohm gelobt, aber auch bei den Katholen gibt man sich alle Mühe. So ließ der Pfarrer Christoph Simonsen in einem Gotteshaus in Mönchengladbach mit dem fortschrittlichen Namen „Citykirche“ statt des Heilands ein Lamm kopfüber am Kreuz hängen, gebastelt aus in Lammblut getränkten Mullbinden. Nun sind wir weder in der biblischen Exegese noch im Bereich moderner Kunst bewandert genug, aber die Worte des Pfarrers leuchten auch in diesem Zusammenhang ein: „Man darf nicht nur das Äußere betrachten, ohne sich mit der Botschaft dahinter zu beschäftigen.“

♦ Übrigens, den Helmut Karl Dieser, Bischof der Dioecesis Aquisgranensis, zu der Pfarrer Christoh gehört, müssen Sie wegen des Lammes nicht nerven. Der hat schon mit seinem Weihbischof Bündgens genug zu tun. Bündgens soll nicht nur ein Betbruder, sondern auch ein Klaubruder sein, und eine betagte und demente Dame um viel Geld geprellt haben. Vielleicht für eine gute Sache? Für die Kunst?

♦ Das Wichtigste von der NATO-Tagung in London: Die Queen zeigte sich topfit als Gastgeberin. Damit dürften sich die Hoffnungen von Charles, Prinz Ewig im Wartesaal, auf einen baldigen Königsjob mal wieder zerschlagen haben. Unsere Weltpresse fragte besorgt, warum unsere Queen Angela ohne Heiko und Annegret anreiste, obwohl alle anderen Außen- und Kriegsminister dabei waren. Das ist einfach zu beantworten. Annegret muss erst ihre Englischlektionen lernen und mit Heiko blamiert man sich ja überall.

♦ Frankreichs Räder stehen still, weil der Franzose früh in Rente will. Das gesetzliche Renteneintrittsalter liegt derzeit bei 62 Jahren. „Guckt doch nach Öropp!“, beschwört Macron die Seinen. Les Boches müssen bis 67 arbeiten. Und bald bis 69, und die jammern nicht. „Ils sont fous ces allemands“ (Die spinnen die Deutschen), lachen die Franzosen. 

♦ Ganz so doof sind sie denn doch nicht, die Deutschen, zumindest, wenn sie jung genug und gut ausgebildet sind. Vier Millionen leben inzwischen im Ausland. 70 Prozent der Auswanderer sind Akademiker, die Mehrheit ist zwischen 20 und 40 Jahre alt. Klingt nach mehr Geld, höherem Lebensstandard, mehr Sicherheit. Na gut, wir haben dafür mehr Platz für die neuen Facharbeiter.

♦ Leider wandern viel zu wenig Top-Juristen aus. Der Eritreer, der kaltblütig ein Kind und seine Mutter vor einen Zug stieß (der 8-jährige Leo ist tot) und das gleiche bei einer älteren Dame versuchte, soll gar nicht erst vor Gericht gestellt werden, weil für den Staatsanwalt feststeht, dass einer, der so etwas tut, verrückt sein muss. Jetzt holt er noch ein Gutachten von Professor Ballaballa ein, dann kann er die Akten schließen. Obwohl der Mörder gezielt schwächere Personen – ein Kind, eine Mutter, eine ältere Frau – ausgesucht hatte, was für einen klaren Verstand zur Tatzeit spricht. 

♦ Der Kannibale, der auf den Philippinen eine Frau köpfte und ihr Hirn aß, hätte seine Tat wohl auch besser in Frankfurt verübt. Die philippinische Justiz ist noch nicht so weit. Oder in Hannover, da kommen Totraser frei, weil keine Zelle mehr frei ist.

♦ Die Türkei schickt IS-Terrorweiber nach Deutschland zurück. Das wäre doch ein Fall für den Münchner NSU-Richter Manfred Götzl, der kennt sich doch mit Terrorweibern aus.

♦ Dänemark hat seinen Grenzzaun zu Deutschland fertiggestellt. Wegen der Wildschweine. Sauerei! Seit wann gilt denn „Ingen Grise er ulovlige” (Kein Schwein ist illegal) nicht mehr in der EU!?


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