Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 49 – Der SPD-Kongress tanzt, und alle Märchen werden wahr

„Du darfst“, sprachen die Genossen zu 81%-Schulz. Heißluft-Horst arbeitet bald Teilzeit. Mannheim leistet den Integrationsoffenbarungseid. Und wir verleihen wieder den Heiko der Woche.

Weil der Martin eine Heidenangst vor ergebnisoffenen Gesprächen hat, holte er sich vorab die Erlaubnis seiner Genossen für eine neue Mesalliance mit Merkel. So kam allerlei buntes Volk mit Privilegiertenpass in Berlin zusammen, um das erwartete Placet zu geben. Forsche Kevins und aufgeregte Jusos teilten das Rednerpult mit in Ämtern und Floskeln gereiften Genossinnen und Genossen. Neben der roten Rasselbande sah man sogar ein paar vernünftige Sozialdemokraten, deren angestammter Platz in der Partei allerdings seit Jahren der verlorene Posten ist.

Phantasten bestimmten den Ton auf dem Konvent, der die Vereinigten Staaten von Europa, Umverteilungen und Massenimmigration beschwor. Andrea Nahles fasste das mit Worten zusammen, für die der Franzose Ernest-Charles Lasègue schon 1864 den Begriff „Infantilismus“ erfunden hatte: „Bätschi, sage ich dazu nur.“

♦ „Das ist unser Weg. Modern und gerecht“ lautete richtungsweisend das Motto der Veranstaltung, aber manchem Genossen ist schon nach acht Wochen Wanderung auf Martins Weg der Überzeugungen („Nein.“ „Doppel-Nein.“ „Jein.“) übel geworden. Beim Gratulanten-Defilee für nun 81%-Schulz vermissten wir übrigens seinen besten Parteifreund Siggi („Ich habe Schulz überschätzt.“), und übersehen kann man den doch eigentlich nicht.

♦ Noch herrscht Unklarheit, was genau unter „Modern und gerecht“ zu verstehen ist. Ein sächsischer SPD-Landtagsabgeordneter ließ „kurz vor Nikolaus seine 73-jährige Mutter bei Eiseskälte zwangsräumen“. Fällt das nun unter „modern“ oder „gerecht“?

♦ Mit von den Parteigremien erzwungener Demut räumt Heißluft-Horst im Januar den CSU-Ministerpräsidentenplatz für Markus Söder. Der muss sich jetzt nur wegen der 100%-Zustimmung Sorgen machen.

♦ Die wichtigste Frage bei Fraktionssitzungen deutscher Bundesparlamentarier: Was gibt’s zu essen? Die Neulinge der AfD dachten zunächst an à la Carte und aufs Haus. Gestrichen! Jetzt muss festgelegt werden, was noch „for free“ durchgeht – „Mineralwasser mit Kohlensäure, Medium und ohne“ (Union), „Kaffee, Softdrinks und Wasser“ (FDP) oder ein Apfel (klar, oder?). Sozialdemokraten und Linke versorgen sich an den mobilen Ständen vom Edel-Feinkost Käfer (Spesengestaltung individuell!).

♦ „Russland als Nation von Olympia ausgeschlossen“ meldet die Süddeutsche. Wegen Doping. Und sie beschreibt hämisch, dass russische Sportler als „olympische Athleten aus Russland“ auflaufen können. Weil die Alpen-Prawda wie stets die andere Seite der Wahrheit vergisst, seien zwei Meldungen der letzten Jahre nachgereicht: „Olympia. USA musste die meisten olympischen Medaillen zurückgeben.“ Und „Chinesische Whistleblowerin beantragt Asyl in Deutschland“. Warum also jetzt nur die Russen? Vielleicht passt da diese Suchanfrage bei Google: „IOC“ & „korrupt“ mit 71.300 Ergebnissen in 0,54 Sekunden.

♦ Merkels Peter, unser geschäftsführender Finanzminister, will Trumps Steuerreform „genau prüfen“. Steuersenkungen für mittlere Einkommen ab 50.000 Dollar? Hexenwerk! Zudem soll ausgerechnet Schonklod Juncker (EU-Kommission) aus der Steueroase Luxemburg klären, ob es „Grund zur Besorgnis“ gebe, weil US-Firmen womöglich nur noch 20% Steuern zahlen müssten.

♦ Was den arabischen Clans Recht, ist den Linksradikalen billig: die Behördeninfiltration. Vor einer Razzia wg. G20 wurden letztere rechtzeitig gewarnt, die Heiko-„Bestseller“ („Strategie gegen Rechts“) mit Widmung verschwinden zu lassen. Warum überhaupt diese Beschäftigungstherapie für die Polizisten? Haben die nicht auf den Weihnachtsmärkten genug zu tun?

♦ Immer wieder werden Gute und Gerechte, die Bürgschaften für syrische Flüchtlinge abgaben, nun zur Kasse gebeten. Auch das Argument, dass Merkel doch alle eingeladen habe, also quasi eine vorrangige Bürgschaft gegeben habe, wollen einige störrische Juristen (noch?) nicht akzeptieren.

♦ Im Rahmen der SPD-Formel „Unser Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden“ planen erste Altstadtwirte in Düsseldorf, Silvester zu schließen. Andere „beobachten mit Sorge“, dass „pöbelnde Männergruppen“ das abendliche Straßenbild bestimmen. SPD-OB Geisel sucht noch nach einem „Allheilmittel“.

♦ Der Mannheimer OB Kurz (auch SPD) glaubt hingegen, ein solches gefunden zu haben. Er forderte BW-Innenminister Strobl (Schäubles Schwiegersohn und Merkels Verehrer) auf, „kurzfristig Voraussetzungen zu schaffen, um eine geschlossene Unterbringung für die beschriebene Klientel realisieren zu können“. Die „beschriebene Klientel“ darf man als bekannt voraussetzen. Die letzte von Kurz bekannte emotionale Rede hatte noch das Thema „Mannheim sagt JA!“ zu allem, was da kommen möge.

♦ In Hamburg läuft hingegen alles bestens! Das „Work and Integration for Refugees“-Programm, liebevoll „WIR“ genannt, brachte 20 Flüchtlinge (von 1.067) in ein Ausbildungsverhältnis. Zudem darf nicht vergessen werden, dass unzählige Betreuerjobs geschaffen wurden.

♦ Es lebe der Sport! Rund 20 „Personen“ stürmten eine Sporthalle in Verden/Aller mit Schlag- und Stichwaffen anlässlich eines Fußballturniers zur Integration von Flüchtlingen. Hoffentlich gab’s genügend Rote Karten.

♦ Man kann ja über die Amis sagen, was man will, aber vor deren Justiz ist anscheinend jeder gleich. So wurde ein Topmanager (Chef der VW-Umweltabteilung) zu sieben Jahren verurteilt. Wann macht Winterkorn wieder mal Urlaub in Florida?

♦ Bei uns hingegen haben Richter mit Menschenverstand derart Seltenheitswert, dass wir den Ausnahmen den Titel „Richter der Woche“ verehren wollen. Diesmal: Richter Stephan Zantke. Der schickte einen libyschen Verbrecher, der Frauen und Kinder attackierte und bereits die Berufsbezeichnung „Intensivtäter“ trug, für zweieinhalb Jahre hinter Gitter. Dort kann er jetzt über eine Antwort auf die Frage des Richters nachdenken: „Wenn es bei uns so scheiße ist, warum sind sie dann hier?“  Vielleicht weiß der therapiebedürftige Staatsanwalt (forderte wieder einmal Bewährung) ja die Antwort?

♦ Manchmal ist das Leben wie ein schlechter Roman. Beispiel: Die Geschichte von Hans-Gerd, der in einem kleinen Kaff im Norden lebt, und fortan Gundula sein möchte. So weit, so in Deutschland normal. Dann will Gundula in den Damenschießclub am Ort, weil sie ja jetzt eine solche ist. Die Damen nehmen Gundula als Gast auf Probe, verweigern aber dann die volle Mitgliedschaft. Da steigt der NDR-Staatsfunk ein.

♦ Jetzt wurde bekannt: Ein muslimischer Prinz soll „Salvator Mundi“, den angeblich Da Vinci gemalt hat, für eine halbe Milliarde Dollar ersteigert haben. Also für uns sieht das Bild eher nach einem echten Beltracchi aus …

Der Heiko der Woche (Denuntio Ergo Sum)

„Was tun, wenn andere Eltern AfD-Positionen vertreten?“ fragt die SZ. Dem Blockwart melden? Dem ortszuständigen Kommissariat? Warum nicht gleich der Süddeutschen Zeitung? Die hilft gern mit Rat. Dafür wieder mal den „Heiko“.