Tichys Einblick
Sprache spiegelt Denken

Blackbox KW 48 – Derbes und Herbes aus Politik und Zeitgeschehen

Unsere Medien entdecken die Messerangriffe. Merkel rettet Afrika, Seehofer geht es an den Kragen, Gabriel dreht durch und wir helfen dem Bundespräsidenten.

Prolog. In Hannover ziehen Teilnehmer der Polit-Therapiegruppe „Maas macht mobil (Abk.: Mamobi)“ randalierend durch die Stadt – wg. AfD-Parteitag. Wer hätte gedacht, dass es echten Mutes und NATO-Drahtes bedarf, „80 Jahre danach“ in Deutschland einen ganz normalen Parteitag abzuhalten?

Weil Frank-Walter, der erste Steinmeier, noch nicht so lange im derzeitigen Tätigkeitsbereich wirkt, gebietet es sein hohes Amt, dass auch wir ihn nach besten Kräften beratend unterstützen. Positiv abhaken können wir die Bereiche Garderobe (ok), regelmäßiges Verbreiten von Floskeln (topp!) und öffentliches Ermahnen der anderen politisch Verantwortlichen (passt schon).

Die Bildsprache hingegen geht gar nicht! Wenn der Bundespräsident in seinem doch recht traurig wirkenden Arbeitszimmer mit Angie, Horst, Martin oder Cem beisammen sitzt, kommt beim Betrachter eher Endzeitstimmung als Zuversicht auf. Irgendwann scheint es der sensible Präsident wohl selber gemerkt zu haben, deshalb verschickte er die Bilder vom Treffen mit Alice W. und Alexander G. gar nicht erst an die Presse. Gut, aber trotzdem: Hausfotograf feuern! Inneneinrichter beauftragen! Und dann kannst du „die Medien wieder mit Fotos beballern“, wie deine Sprecherin sagt. (Wo hast du diese Schätzeleins nur immer her, Eff Dubbleyu?)

Wo wir schon dabei sind: Der tiefe Bückling bei der Queen war eindeutig too much! Obwohl wir verstehen, dass es gerade für einen Sozialdemokraten etwas Besonderes ist, mal jemanden zu treffen, der von Gottes und nicht Merkels Gnaden eingesetzt wurde.

♦ Nach den täglichen Messerangriffen in den letzten Monaten (10 pro Tag) nimmt sich endlich auch der polit-mediale Komplex des Themas an. Ausführlich wurde über einen Vorfall in einer Döner-Bude im Sauerland berichtet. Retter Ahmet und Demir benannt. Die letzte Bestellung des (Gott sei Dank so gut wie nicht verletzten) Opfers recherchiert (Döner, drei Euro fünfzig das Stück, Sauce nach Wahl). TV-Übertragungswagen belagerten die Kleinstadt. In diesem Fall bekam sogar das Opfer einen Namen und wurde in Talkshows geladen. Der Justizhorst … äh … Heiko mutmaßte einen politischen Hintergrund (AfD). Allerdings ist bisher nur die Parteizugehörigkeit des Opfers (CDU) bekannt. Wenn sich unsere besten Investigativos (Spezialeinheit aus Staatsfunk, Süddeutsche etc.) demnächst der Sache annehmen, werden wir vielleicht erfahren, welcher Partei der Täter wirklich angehörte. SPD? Nicht ausgeschlossen.

♦ Ein Politiker von „Die Linke“ versuchte sich sogleich an die mediale Aufmerksamkeit „dranzuhängen“ und fand Gehör im Spiegel. Er wandere wegen des Rechtsrucks von Sachsen nach Bayern aus. Es ist allerdings unverantwortlich von den Journos, den Mann nicht darauf hinzuweisen, dass in Bayern die AfD auch stark ist.

♦ Dem Jägermagazin entnehmen wir, dass das, was im Augenblick mit Horst in Bayern passiert, laut Landesjagdgesetzen als „Gesellschaftsjagd“ bezeichnet werden muss. Dabei wirken „mindestens drei Personen jagdlich auf eine Art zusammen, die den Jagderfolg steigert“, als Treiber und Jäger. Zu den Treibern zählen im vorliegenden Fall Abgeordnete der CSU-Landtagsfraktion, die am morgigen Montag die Horstfrage stellen wollen. Beim bayerischen Halali geht es erfahrungsgemäß drunter und drüber. So irrt plötzlich der glücklose Joachim Herrmann durch die Reihen als angeblicher Gegenkandidat von Markus Söder. Viele fragen sich: Wäre Herrmann Bock? Oder Jäger?

♦ Mit einem „Ja“ zu Glyphosat in Brüssel bekam auch Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) seine fünf Minuten Ruhm, bevor er in der Vergessenheit versinkt. Oder wollte die Abteilung Merkel, trotz gegenteiliger Behauptungen, mit der Brüsseler CSU-Giftspritze die SPD vor GroKo-Verhandlungen auf die Palme bringen?

♦ Für ein parlamentfreies Weitermerkeln braucht es nun also wieder die Genossen, und die verlieren sich schon in Allmachtsphantasien. Siggi, der Simpel, träumt vom Finanzministerium und davon, „jedes Jahr mehrere hunderttausend junge Afrikaner zur Berufsausbildung nach Europa zu holen – sofern sie Vorkenntnisse haben und nach drei bis vier Jahren freiwillig zurückkehren“. Heiko hetzt wieder in Talkshows, die auch Ralf Stegner mit seiner positiven Art erneut bereichert. Andrea Nahles verbreitet den passenden verbalen Stallgeruch: Alle müssten helfen, „um aus dieser ungeheuerlichen, von anderen angerührten Kacke einen guten Weg nach draußen zu finden“. Erst „in die Fresse” und nun „aus der angerührten Kacke”, was ist los mit dem Umgangston von Frau Andrea?

♦ Bis ihre möglichen Kombattanten zu Hause endlich zu Regierungs-Potte kommen, löst Angela Merkel derweil die Probleme in Afrika. Ein gewisser Mahamadou Issoufou aus Niger rechnet schon mal vor, dass Afrika lediglich schlappe 600 Milliarden Dollar jährlich an Hilfsgeldern brauche. Er habe Merkel so verstanden, dass das auch ein Wunsch von ihr sei. (Wie er das aus ihrem Geschwurbel herausgehört hat – Chapeau! Wir verstehen immer nur Bahnhof.)

♦ Merkels Spendierhosenanzug schätzen auch die Warlords in Libyen. Nachdem ein libysches Patrouillenboot der deutschen Flüchtlingsfischer-Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ rotzfrech auf der Nase herumgetanzt war, entschuldigte sich der Chef der Küstenwache zerknirscht wegen seiner aggressiven und unwissenden Seeleute. Die wüssten halt nicht, dass EU und Germoney regelmäßig Backschisch überweisen. (Ursula dachte schon, die Entschuldigung kam aus Respekt vor ihrer Task Force …)

♦ Apropos Ursula, die Unfassbare, Unsägliche und offensichtlich Unkündbare. Der Haftbefehl gegen Franco A., den Oberleutnant, der sich als geflüchteter Syrer ein paar Euro dazuverdient hatte, wurde vom Bundesgerichtshof aufgehoben. Nix Nazi, nix Terror. Nur „Unstimmigkeiten“ bei den Ermittlungen von der Laien-Truppe.

♦ Wenn man hier so schnell Syrer werden kann, warum dann nicht auch Deutscher, dachte sich wohl der libanesische Boxer Mahmoud Omeirat (Künstlername Manuel) Charr. Er will sich erst den Weltmeistertitel im Schwergewicht und dann den Künstlernamen „Max Schmeling“ holen. Jetzt muss er nur noch den WM-Kampf gewinnen, „ein mögliches Strafverfahren“ abwarten und seinen Pass abholen (das mit dem Kampf wird wohl schwieriger).

♦ Wissen unsere türkischen Mitbürger eigentlich, dass die Grünen und die Sozialisten in der EU den Döner verbieten wollen?

Epilog. Immer noch herrscht Verwirrung über die zum Teil hübsch verpackten Merkel-Steine auf Weihnachtsmärkten. Ein DEKRA-Test zeigte, die Steine seien im Ernstfall eher Geschosse als Hindernisse. Logo: Die Merkel-Steine sind Integrationsleistungsgedenksteine, keine Schutzschilde!