Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 44 – Die Merkel-Demokratie

Erst debattieren, dann entscheiden? Nicht mit Angela Merkel! Brachten Bedford-Strohm und Rackete den Nizza-Mörder zur Arbeit? Beruhigung für Corona-Ängstliche: „Falsch-positiv ist das neue negativ“.

Dieses Mal ließ sich die Kanzlerin vom Großen Schlager-Lexikon inspirieren, und irgendwo zwischen Xavier Naidoos „Dieser Weg wird kein leichter sein …“ und Zarah Leanders „Davon geht die Welt nicht unter“ fand Dr. Angela Merkel die Worte „Der Winter wird schwer, aber er wird enden“. Und wie immer hatte sie recht. Auch die Meteorologen bestätigen nahezu einstimmig, dass am 21. Dezember eine kalte Jahreszeit beginnen könnte, auf die dann wieder der Frühling folgt.

♦ Allerdings meinte die auch in Klimafragen Alternativlose den Winter nur im allegorischen Sinne, denn ihr geht es um die Corona-Kurve, die ein gewisser Michael Meyer-Hermann für sie gemalt hat. Meyer-Hermann ist der Zarin neuer Rasputin: Physiker, Mathematiker und Philosoph – man könnte auch sagen Geistheiler, denn Mediziner oder Epidemiologe ist er nicht.

♦ „Die Kurve muss wieder abflachen“, forderte Merkel unnachgiebig, und sie war sogar bereit ihr Deutschlandfähnchen wieder hervorzuholen. Denn jetzt, so befand ausgerechnet die Kanzlerin des Globalen und der Internationalen, sei eine „nationale Kraftanstrengung“ erforderlich.

♦ Dr. Angela Merkel nahm sich sogar die Zeit, mal wieder im Bundestag vorbeizuschauen, denn „es ist richtig, es ist wichtig, dass die Maßnahmen öffentlich kritisiert und diskutiert werden. Das begreife ich als Zeichen unserer Gesellschaft. Die kritische Debatte stärkt unsere Demokratie.“ Was sie allerdings schnell wieder bereute, denn der Frechdachs von der FDP, Lindner, rief ihr doch tatsächlich zu: „Frau Bundeskanzlerin, Sie sagen, Debatte stärke die Demokratie. Dafür muss die Debatte hier vor der Entscheidung stattfinden.“
Debatte vor einer Entscheidung? Also da, wo die Frau Bundeskanzlerin herkommt, war das immer andersherum. Entsprechend bekam der freche Lindner auch nur Beifall von den eigenen Leuten im Bundestag – und von der AfD, wie der brave Tagesspiegel entrüstet notiert.

♦ Wenn wir es richtig verstanden haben, sind Gastronomie, Freizeiteinrichtungen und Schönheitsinstitute ab Morgen dicht. Nur auf die wichtigsten gesellschaftlichen Gruppen wurde bei den Verordnungen Rücksicht genommen. Linke Demos bleiben erlaubt und „Kirchen“ geöffnet, womit allerdings wohl hauptsächlich Moscheen gemeint sein dürften, denn die Kirchen sind außer zu Weihnachten auch ohne Lockdown leer.

♦ Der „Wellenbrecher-Lockdown” (Erfinder Rasputin?) weckt bei den einen das Beste im Manne. Etwa bei der CDU Baden-Württemberg (Chef Thomas Strobl), die Hilfspolizisten in 84 Stunden an der Waffe ausbilden lassen will. Strobls Volkssturm soll dann die Straßen auf Abstand und Maske kontrollieren.

♦ Andere zeigen, dass ihnen der Charakter für das Große und Ganze gänzlich fehlt. Nachdem bei Anne Will die Kameras – vermeintlich – abgeschaltet waren, gingen der leichtsinnige Liberale Baum, 91, und der sowieso schon unsichere Corona-Kantonist Laschet, 59, und andere Gäste abstandslos auf Tuchfühlung.

♦ Kleiner Einschub für die Leser, die sich vor lauter Corona-Panik kaum mehr aus dem Bett trauen. Beruhigen Sie sich! Viele Tests taugen nichts, was selbst den systemrelevanten Spiegel zur Überschrift verleitete „Falsch-positiv ist das neue negativ“.
Und nun haben sie in Bayern erforscht, dass bei getesteten Kindern sechsmal mehr Corona-Spuren gefunden wurden als angenommen. Was lernen wir daraus? Nichts. Bilden Sie sich besser ihre eigene Meinung mit dem täglichen Blick auf die Intensivbettenbelegung.

♦ So langsam wird es Zeit, sich wieder von Friedrich Merz zu verabschieden. Der Bundesparteitag der CDU – aka Friedrich-Merz-Show – auf unbestimmte Zeit verschoben, Mitgliederbefragung schon beim letzten Parteitag abgelehnt, da wurde dem Fritz so langsam klar, dass „alle drei Kandidaten zerschlissen und ermüdet werden sollen, um dann möglicherweise in letzter Sekunde einen Überraschungskandidaten zu präsentieren“. Wann ist Jens wieder da?

♦ Mittlerweile allerdings sollen sich Parteidelegierte und Kandidaten zum Parteitag Mitte Januar treffen. Das ist gut für uns Alle. Eine Pause von Merkels Lockdown ist damit so gut wie sicher.

♦ Der Islamist und Mörder von Nizza soll über Lampedusa in die EU eingereist sein. Lampedusa? Lieferten dort nicht auch Carola Rackete und Bedford-Strohm ihre Seelen an?

♦ Erdolf, der Schreckliche, Muslimbruder und Erfinder der bewaffneten Drohnen (Flügbümms) und großer Geschichte-Erzähler des Osmanischen Reiches, sieht nach den Mordanschlägen von Paris und Nizza nicht die hingeschlachteten Christen, sondern Muslime als Opfer einer „Lynchkampagne, die mit der Verfolgung der Juden vor dem Zweiten Weltkrieg vergleichbar sei“. Außerdem solle sich dieser Macron mal auf seinen „Geisteszustand untersuchen“ lassen. Die EU-Regierungen stellten sich sofort geschlossen hinter Macron. Sie gingen sogar so weit, unter Umständen, also möglicherweise, beziehungsweise vielleicht, die Milliardenzahlungen an die Türkei gegebenenfalls nochmal zu überdenken …

♦ Also an den US-Spezialdemokraten und ihrem Pressetross liegt es nicht, wenn Donald Trump übermorgen erneut zum Präsidenten gewählt wird. Sie haben ihren Kandidaten so weit fitgespritzt, dass der wenigstens wusste, wo er jeweils war. Haben ihn sanft korrigiert, als Joe glaubte, er würde für den Senat kandidieren. Sie haben längst Verstorbenen zigtausende Briefwahlunterlagen zukommen lassen, was bei der Auszählung ungemein hilfreich ist, und sie haben alle Fakten über den Herausforderer totgeschwiegen. Mehr geht nicht.

♦ Die ganze Welt gratuliert Berlin zur Eröffnung des „Willy Brandt“-Flughafens. Prosit!

♦ Wenigstens Peter Altmaier bereitet uns schon mal auf die Zukunft vor. Die ehrliche Haut hat ja auf seine Art schon oft vorhergesagt („Kein Arbeitsplatz muss wegen Corona verloren gehen“), was kommt. Natürlich muss kein Arbeitsplatz verloren gehen, kann aber. Jetzt sagte Peter glasklar: „Ich habe als Wirtschaftsminister immer klar gesagt, dass ich Steuererhöhungen für Gift halte für die Wirtschaft.“


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