Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 42 – Lächeln und lügen – mit Griesgram gewinnt man keine Wahlen

Die CDU bekommt Binseneintopf von Merkel serviert. Nahles lässt den Restwert der SPD bei wirkaufendeinepartei.de schätzen. Und Griesgram Stegner hat wieder Pech!

Damit keine falsche Stimmung aufkomme beim Parteitag der CDU-Thüringen, hatte Merkel Deutschlandfahnen wohl vorsorglich entfernen lassen. Trotzdem gab‘s am Ende stehende Ovationen, schließlich ist das im Grundgesetz vorgeschrieben. Vielleicht haben die Abgeordneten Merkel aber auch nur falsch verstanden?

Natürlich hat die Kanzlerin Recht, wenn sie sagt: „Es gibt ein paar Grundfragen, die müssen ganz eindeutig beantwortet werden.“ Aber schon wird‘s kompliziert. Es beginne mit dem Gedanken, „dass es viel schöner wäre, alleine zu sein und keine Kompromisse machen zu müssen“. Von wem will sie sich trennen? EU? CSU? Sauer?

Schnell weiter zum wirklich Wichtigen. Was ist mit den Jobs, Frau Merkel, also den Posten und Pfründen, wegen denen wir in die CDU eingetreten sind? Das stand als unsichtbare Frage in den Gesichtern.

„Wenn wir uns für den Rest des Jahrzehnts damit beschäftigen wollen, was 2015 vielleicht so oder so gelaufen ist und damit die ganze Zeit verplempern, dann werden wir den Rang als Volkspartei verlieren!“ Also, Klappe halten, über was anderes reden! Denn „mit Griesgram gewinnt man die Menschen nicht!“ Attraktiv seien für Wähler nur Parteien, die optimistisch in die Zukunft blickten. „Nur dafür werden wir gewählt, für nichts anderes.“

„Die Menschen wollen von uns, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken, ohne uns die Welt schönzumalen.“ Wie das genau gehen soll, das war dann die Hausaufgabe.

Ein paar Tage zuvor, auf dem Landesparteitag im Saarland, gab’s übrigens den gleichen Binseneintopf. Und über der Hausaufgabe grübeln die heute noch. Dabei kann doch eigentlich jeder bei Einstein nachlesen, wie man das nennt, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten …

♦ Ach ja, die Bayernwahl. Alles halb so schlimm. Die Grünen wüten, weil sie nicht mitregieren dürfen, die CSU wiedervereinigt mit den Freien Wählern. Nur Andrea Nahles ist ein wenig bedrückt. Nach dem Totalschaden lässt sie schon mal den Restwert analysieren bei wirkaufendeinepartei.de.

♦ Erinnern Sie sich noch an Friedrich Merz, der sich einst wie ein verschreckter Sparkassenfilialleiter im Problemviertel schnell vom Merkel-Acker machte? Der (immer noch) CDU-Fritz hat angeblich in Brüssel herumgehorcht, was man ebenda von der Merkel noch halte. Schon wird spekuliert, Merz wolle im Dezember als Parteichef kandidieren. Aber gilt nicht weiterhin der alte Lafontaine-Satz „Wer einmal flieht, dem folgt man nicht“?

♦ Rechtspopulist bei „Bauer sucht Frau“? Man kann RTL ja viel vorwerfen – sie verkuppeln zur allgemeinen Gaudi Alkoholiker und mental schwer Herausgeforderte, setzen Behinderte der Belustigung aus, zerstören Existenzen – aber bei Bauern, die in einer Rechtspopulistischen Partei sind, da hört der bunte Spaß jetzt auf!

♦ Da hatte der Heiko in New York extra noch einen so schönen tiefen Diener vor den Saudis gemacht, und dann so was! Journalist verschwunden, angeblich massakriert und zersägt von der Wahhabitischen Inquisition. Joe von Siemens fliegt trotzdem zum Wirtschaftsgipfel in die Wüste, von Religion versteht er nichts.

♦ Gute Nachrichten für alle Fronten: In 13 Jahren (in Worten dreizehn!) hat jeder Soldat endlich eine moderne Kampfuniform. Und Flugzeuge fliegen wieder, Gewehre schießen und die Kitas wachsen, verspricht Truppen-Ursel. Uschi, warum halten wir uns bis dahin nicht mit Kriegsbeteiligungen, Angriffskriegen u.ä. zurück? Dann aber wieder richtig! Versprochen!

♦ Es ist verhext! Da veröffentlicht der Ralf Stegner ein ausführliches Reisetagebuch („Guten Morgen aus Boston“), um sein internationales Profil zu schärfen, und die Partei-Damen nominieren trotzdem Katharina Barley als Spitzenkandidatin für die Europawahl! Nur weil sie aus Trier kommt, von wo „man grenzenlos an einem Tag mit dem Rad durch vier Länder fahren“ kann und sie außerdem einen niederländischen Lover hat, „der in Amsterdam wohnt“. Ja, was soll er denn noch alles machen? Umziehen?

♦ Komisch, noch immer keine empörte Stellungnahme von Renate Künast oder Simone Peter zu den Polizei-Schüssen in Köln, nur weil ein Problem-Syrer (polizeibekannt, nicht abgeschoben, etc.) ein Mädchen anzündete und eine Bombe präparierte.

♦ Schüsse, Bankraub, Polizist schwer verletzt. Von einer „250-köpfigen Bande“ ist die Rede. Aber auch, wenn Du in einer 8-zeiligen Sondermitteilung lang und breit erklärst, warum Du, Süddeutsche Zeitung, die Täter nur ein einziges Mal als „überwiegend junge Niederländer marokkanischer Abstammung“ beschreibst, sonst immer wie vorgeschrieben als „Männer“, damit kommst Du nicht durch! Wehret den Anfängen! wie die Kanzlerin sagt. Überhaupt, war Prantl etwa schon wieder im Urlaub?

♦ Falls Sie sich wundern, warum die „rechten“ Straftaten so zunehmen in der behördlich gefühlten Wahrnehmung – und später dann in der Statistik. Ein Afghane zeigt den Hitlergruß. Frage an die Polizei: Wie wird das eingeordnet? Antwort: „Wird als rechts eingeordnet. Grüße.“ Was heißt das? Gibt es vielleicht überhaupt keine richtigen Nazis?

♦ Oder sind sie überall und nur Grüne können sie sehen? Jedenfalls muss man das nach dem Tweet einer grünen Bundestagsabgeordneten wohl annehmen: „Beim Abendessen im Abgeordnetenrestaurant (nach 13 Stunden im Plenum) setzt sich jetzt @nouripour neben mich. Jetzt bin nicht mehr allein unter Nazis.“ Sind die Sozis und SEDler auch Nazis? Oder essen die nur im Fünf-Sterne-Restaurant, aber nie in der Kantine?

♦ In Buchholz wird ein Pärchen von einem IC erfasst und schwer verletzt. Warum die vor den Zug gelaufen sind? „Nicht ausschließen möchte die Polizei die Möglichkeit, dass eine weitere Personengruppe auf einem anderen Bahngleis involviert war und das Paar provoziert hatte.“ „Eine weitere Personengruppe“ – ist das jetzt die SZ-typische Umschreibung der üblichen Verdächtigen? Was muss man studieren, um heutzutage eine Meldung richtig zu verstehen?

♦ VW-Chef Herbert Diess sieht den Untergang des automobilen Abendlandes kommen, und Wolfsburg als das heruntergekommene Detroit, wenn die Propheten der neuen Zeit nicht gebremst werden. Selbst wenn das Elektroauto sich durchsetze, dann „fahren wir eben anstatt mit Benzin oder Diesel im Prinzip mit Kohle, auch wenn wir elektrisch unterwegs sind, schlimmstenfalls sogar mit Braunkohle“. Wird VW-Chef Herbert Diess der nächste Otto Wels? Der als letzter Mohikaner gegen die damals neue Zeit der (echten) Nazis aufmuckte?

♦ Kleine Anfrage, nachdem Staatsekretärin Sawsan Chebli den Bundesratspräsidenten mit dem Bundestagspräsidenten verwechselte. „Welche Kompetenzen waren es noch gleich, die Frau Chebli in die Position … gebracht haben?“

Und „welche Schulungsmaßnahmen sind geplant…?“ Oh man! Wir hätten so viele schöne Antworten, aber uns fragt ja keiner. Schade, schade.


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