Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 37 – Absurdes Theater im Bundestag

Er war wieder da: Martin aus Würselen! Horst hat Stress beim Italiener, bei Scholz wirkt die Mietpreisbremse, und ein amtsbekannter Gefährder arbeitete als Security am Flughafen ...

Absurdes Theater im Deutschen Bundestag? Warum nicht? Das Stück selbst war nicht der Rede Wert. Denn ob „Warten auf Godot“ oder „Die Mutter aller Probleme“ (das aktuelle Stück) – das Absurde Theater ist eigentlich durch! Und für die „Ansammlung sprachlicher Gemeinplätze“ braucht es längst keine Bühne mehr, dafür haben wir ARD und ZDF. Schließlich verfolgen auch da die Aufführungen „antibürgerliche und propagandistische Intentionen und ähneln teilweise Fabeln“ (Theater-Weisheit).

Dennoch war die Begeisterung von Presse und Parteifreunden im Publikum nach dem Auftritt des Theaterkollektivs Wilde Hilde im Deutschen Bundestag erstaunlich groß. Vielleicht hatten manche schon befürchtet, dass nach dem „… und damit ist alles gesagt“ der Großen Vorsitzenden überhaupt keine Stücke mehr aufgeführt würden. Jedenfalls erhielt der bekannte sozialistische Gerechtigkeits-Darsteller und Träger des Bundesnebenverdienstkreuzes, Martin Schulz aus Würselen, stehende Ovationen für seinen pathetischen Hamlet-Versuch („Nazi oder Nicht-Nazi, das ist nicht die Frage“).

Sehr mit sich zufrieden war auch die grüne Göring-Eckardt, die den kleinen Text-Lapsus („Alles A…löcher, außer wir“) kokett mit ihrer „Leidenschaft und Aufregung“ entschuldigte. Selbst ein SPD-Komparse namens Kahrs hatte seine dollen fünf Minuten (alle AfD-Wähler sind hässlich, aber ich bin hübsch!) und dürfte Ralf Stegner als Publikumsliebling schon bald den Rang ablaufen.

Ein Theaterkritiker notierte aufmerksam in seinen Block: „zunächst erhoben sich Abgeordnete der Linken, dann von Grünen und SPD“. So wächst im Bundestag zusammen, was schon einmal in der Volkskammer zusammengehörte.

♦ Nur der Vollständigkeit halber. Nachdem „Hetzjagd” am Holzweg landete, fahndet die FAS weiter nach Belegen, auch gerne nicht am 27./28. August, sondern drumherum. Zu den bekannten Rücktrittsforderern von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen müssen jetzt noch ein gewisser Pistorius, Nebendarsteller beim Traumpaar Boris & Doris (Schröders Ex), und der über Spielzeug gestolperte und gestürzte Wulff (genau, der von Bettina) gezählt werden. Bitte ergänzen Sie Ihre Liste!

♦ Angeblich weiß Salvini nichts von einem Seehofer’schen Rücknahmeabkommen für „Flüchtling“ mit Italien. Frechheit, FAZ! Der Horst weiß doch, was er beim Italiener bestellt hat!

♦ Kleiner Hinweis, falls Sie Olaf Scholz einen persönlichen Brief nach Hause schicken wollen (wg. Lob, SPD-Beitrittsantrag, etc.). Der Finanzminister ist umgezogen, und wohnt jetzt bei einem Lobbyisten zur Miete. Natürlich leicht unter Marktpreis. Na, wenigstens bei ihm funktioniert die Mietpreisbremse …

♦ Wieder ein Toter, wieder ein Trauermarsch. Kaum Polizei (150 Mann).
Chemnitz? Köthen? Nein, Clan-Gangster-Beerdigung in Berlin mit 2.000 Mitgliedern der Ehrenwerten Parallel-Gesellschaft. Wir haben kaum was gelesen in der Empörungspresse. Hat Frank-Walter seinen Textbausteine-Kasten bemüht? Spielten die Toten Hosen den Trauermarsch? Gehörten die zu #wirsindmehr?

♦ Wir müssen zugeben, auch wir haben den Aufruf von Sawsan Chebli (natürlich SPD) zunächst nicht richtig verstanden. „Wir sind mehr (noch), aber zu still, zu bequem, zu gespalten, zu unorganisiert, zu zaghaft. Wir sind zu wenig radikal.“ Wer ist „Wir“? Die SPD? Die Antifa? Die Clans? Wir alle? Aber ist das Missverständliche ein Grund, Chebli derart zu kritisieren, dass sie unter Tränen das Berliner Abgeordnetenhaus verließ? Jedenfalls hat sie dann erklärt: „Es darf nur eine Gewalt geben, die des Rechtsstaates.“ Auch dumm, jetzt sind bestimmt die Antifa und die Clans sauer.

♦ Apropos. Lediglich ein paar hundert Besucher beim zweiten „Konzert gegen Gewalt und Hetze“ in Chemnitz. Wenn das so weiter geht, wird am Ende aus #wirsindmehr ein #wirwarenmalmehr …

♦ Kleine Anfrage an Merkels Zweit-Besetzung Steffen Seibert: Wenn Terrorverdächtige wie der angebliche Bin-Laden-Leibwächter Sami A. in Deutschland als Sicherheitsmitarbeiter am Flughafen arbeiten – könnten wir die lästigen Airport-Kontrollen nicht gleich ganz einstellen? Oder sind die nur als Integrations-Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gedacht?

♦ Nach dem gigantischen Erfolg der „Operation Olivenzweig“ (türkischer Einmarsch in Syrien; so gut wie keine türkischen Verluste, todsicher keine zivilen Opfer) ruft der
Zwöfaz (Zweitgrößter Feldherr aller Zeiten) Erdogan „die internationale Gemeinschaft“ nun angesichts der erwarteten Offensive der syrischen Armee bei Idlib „zum Handeln“ auf? Was heißt auf türkisch: „Dem geht die Düse“?

♦ Nachdem eine Polizistin bei der Kontrolle einer Shisha-Bar im Homeland NRW in die Klinik geprügelt wurde, hat die Regierung Laschet die Konsequenzen gezogen.
Polizeibeamtinnen und eher auf geistigem Gebiet starke männliche Polizisten sollen in Zukunft nur noch Lokalitäten mit Namen kontrollieren, die sie akzentfrei aussprechen können, wie z.B. „Dicke Berta“, „Bei Angela“, oder „Bratwurst Röttgen“.

♦ Hier nun scheint die richtige Stelle zu sein, den neuen regierungsamtlichen Sprachgebrauch zu lernen. So bezeichnet „Bild“ die Shisha-Schläger (Auszug: „Die Polizistin „fällt auf den Asphalt und versucht, sich aufzurichten. Doch ein anderer Mann tritt ihr mit Wucht in den Unterleib“) zu Recht als „Teenager“. Man hätte auch „Lauser“, Racker“ oder „Jugendliche“ schreiben können. Bei auffälligem Bartwuchs auch „Mann“/“Männer“.

Wenn vermummte Gestalten Polizisten mit Steinen, Fäkalien und Molotowcocktails bewerfen oder mit Zwillen beschießen („Ein Beamter sah sich genötigt, einen Warnschuss abzugeben“), spricht man von „Aktivisten“ „Öko-Revolutionären“ oder auch „Demokratiefreunden“ und „Demonstranten gegen Rechts“. Wo zumeist ältere Bürger aus Protest gegen die Zustände im Land auf die Straße gehen und Schilder mit Aufschriften wie „Wir sind das Volk“ oder „Merkel muss weg“ mit sich führen, gelten weiterhin „brauner Mob“, „Nazis“ oder „Rechtsextreme“ als die korrekten Bezeichnungen. Formulierungsunsicheren Jung-Journalisten hilft hier der Ratgeber „Journalismus für Dummys“ aus dem Hause Maas und Co.

♦ Immer wieder berichten wir über die Denunzianten und Dilettanten aus Crazytown Berlin oder den Townships im Homeland NRW, fast so, als wollten wir München schonen. Mitnichten! Und obwohl etwa die bayerische SPD schon Minderheitenschutz genießt, muss der Hinweis gestattet sein, dass ausgerechnet die Münchner SPD eine „Großdemo gegen den Münchner Mietwahnsinn“ anführt, obwohl sie in der Stadt seit Ewigkeiten regiert (z.Z. OB Reiter!) und auch die Mietpreisbremse erfunden hat. Nach Schwindsucht jetzt auch Schizophrenie?

♦ Im Sweat-Shirt mit dem Aufdruck „Be one with the Ocean“ kommentierte Dieter Bohlen das tragische Verschwinden seines ehemaligen Zöglings Küblböck auf einer Kreuzfahrt. Jetzt rätseln Dieters Fans: Ist das später Monty Python? Früher Böhmermann? Oder hat ihm Carina nur das falsche Shirt rausgelegt?

♦ Der Witz der Woche. Politbarometer: SPD legt spürbar zu ...