Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 32 – „Authentische, sorgfältig recherchierte Informationen“

Die Journalisten hätten gern mehr Konfetti im Wahlkampf und die Grünen einen neues Superministerium. Die UN ermittelt wegen Polizeigewalt in Berlin, und Wolfgang Bosbach ... ach, lesen Sie selbst ....

Kanzlerkandidat Scholz schleicht, unbemerkt und kaum beachtet, zwischen Kirschkisten auf dem Münchner Viktualienmarkt herum, Kanzlerkandidatin Baerbock steht im Wald, sie weiß nur nicht, in welchem (Barnim? Oderbruch? Hat‘s geregnet? Dann käme auch noch Regenwald in Frage), und Kanzlerkandidat Laschet fängt sich eine Menge (verbale) Backpfeifen im Schlamm der Ahr ein, weil er von der Uckermerkelschen nicht mal gelernt hat, das Wahlvolk – erst recht in Krisenzeiten – nur handverlesen und in kleiner Zahl vorzulassen.

♦ Die Journos hätten gern mehr Konfetti. Wie beim Trump, der den Kollegen in den USA Super-Quoten und -Auflagen bescherte und zudem noch das gute Gefühl, eine große Gefahr von ihrer Demokratie abgewendet zu haben. (Wie hieß gleich die Wahlsoftware, die ebenfalls hilfreich war?) Hauptsächlich sind sie deshalb wütend auf den Armin, der trotz Steilvorlagen (Maaßen, Impfbefehl) partout nicht den Mini-Trump geben will, an dem sie sich dann abarbeiten können. Also werfen sie ihm „Arbeitsverweigerung“ vor (Welt), oder diffamieren ihn gleich als Faulpelz und Tunichtgut, wie der ominöse Spiegel. Laschet lebe „planlos“ „in den Tag hinein“, was der Spiegel von einem „Vertrauten“ weiß – einem Vertrauten vom Laschet, nicht vom Spiegel.

♦ So verblendet zu glauben, wenigstens mit Olaf wäre Staat zu machen, sind sie dann aber doch nicht. „Warum bringt Olaf Scholz der SPD nichts?“, jammert das Relotius-Blatt.

♦ Die Grünen stolpern unterdessen über ihre eigenen Gesetze. Im Saarland wurden sie wegen ungelöster Frauenprobleme gleich ganz von der Bundestagswahl ausgeschlossen, anderswo fielen sie unangenehm auf, weil sie männliche Migrantenkandidaten aus der Wahlwerbung herausschnitten, damit nur noch die Mädchen zu sehen sind. Und Quotenchef Habeck muss sich womöglich vor einem Sprachgericht verantworten, weil er im TV „Indianer“-Ehrenwort gesagt hatte. Kindergarten.

♦ Wer immer die Strippen zieht hinter den Tanzmariechen der Grünen hat wohl eingesehen, dass mit Annalena keine Wahl zu gewinnen ist und kommt daher mit einer neuen Idee um die Ecke. Ein Klima-Schutz-Ministerium soll her, natürlich unter grüner Führung, mit der Befugnis, alle Gesetze zu verhindern, die nicht mit dem parteiamtlichen Klimawahn vereinbar sind. Damit wäre völlig egal, wer oder was Kanzler wird.

♦ Ist es nicht drollig, wie überrascht Reiner Haseloff tut, weil Merkels Verfassungsgericht die Staatsfunk-Zwangsgebühren nun nachträglich erlaubt?
„Das ist ein Demokratie-Problem …“, schimpft er theatralisch, „dass ein Parlament mit frei gewählten Abgeordneten eine andere Entscheidung fällt, als es vorgelegt bekam“. Und er hört gar nicht auf, der Haseloff: „Parlamentarier“, sagt er und setzt die Pointe wie ein gelernter Kabarettist, seien einzig „ihrem Gewissen verpflichtet“. Großartig. Als wäre er ganz neu in Merkelland. Frag nach bei Kemmerich, Reiner …

♦ Die Damen und Herren des Verfassungsgerichts verstehen tagsüber keinen Humor – nur abends beim Wein im Kanzleramt wird laut und herzlich gelacht – und meinen von daher alles wortwörtlich, wenn sie behaupten, das Land brauche den Rotfunk, weil nur der „authentische, sorgfältig recherchierte Informationen“ biete und „Fakten und Meinungen auseinanderhalten“ könne und „unverzerrt darstelle“. Was ein wenig ungerecht gegenüber der anderen, größtenteils kreuzbraven und merkeltragenden Presse ist, wie unser folgendes Beispiel verdeutlicht.

♦ Der Schweizer Nils Melzer ist (ein echter) Völkerrechtler und Sonderberichterstatter beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und normalerweise mit Regimen wie dem in Kasachstan befasst. Derzeit sieht er „Anlass genug für eine offizielle Intervention meinerseits bei der Bundesregierung“. Wegen der Gewaltorgie von Berliner Polizisten gegen Alte, Frauen und Kinder – Bürger, die Jens Spahn oder Markus Söder für nicht besonders kompetente Seuchenbekämpfer halten.

Moment!, darf da der Bonze (SED, jetzt SPD) und verantwortliche Innensenator Geisel im Tagesspiegel dreist behaupten, „Gewalt wäre nicht verhältnismäßig gewesen“, was soviel heißt, es habe keine gegeben. Außer ein ganz klein wenig, hauptsächlich aber von den Alten, Frauen und Kindern. Die Wochenpostille Zeit, eigenständig wie sie nun mal ist, relativiert, „dass die Hundertschaften … härter durchgriffen“ sei sogar „nachvollziehbar“. Die sogenannten Querdenker bettelten doch geradezu um Dresche, denn „sie wollen die Bilder von einem angeblich friedliche Bürger niederknüppelnden Polizeistaat“.
Übrigens, fügt der Spiegel an, ein nach seiner Festnahme „zu Tode Gekommener“ erlitt „nach offiziellen Angaben“ einen Herzinfarkt. George-Floyd-Ermittler, übernehmen Sie …

♦ Wie? Was meinen Sie? Corona? Was sollen wir sagen? Geimpft oder nicht geimpft, ist für Corona nicht die Frage. Wer das eine hat, kriegt das andere trotzdem, wie neue Zahlen aus Israel zeigen. Ansonsten gilt, was Jens, Karl, Lothar und Markus sagen.

P.S.: Corona und Berlin beschreibt der Journalist Robin Alexander auf Twitter: „Gerade am BER gelandet. Crew verteilte zwei Formulare: a) Bundesgesundheitsminister fordert jeden Passagier auf 14 Tage zuhause zu bleiben – Gelächter. b) Kontaktdaten und Sitzplatz angeben für eventuelle Nachverfolgung – wird anschließend von niemandem eingesammelt.“ Ohne weitere Worte.

♦ Wenn einem so viel Kundschaft wird beschert (und dann noch die EU die Verhandlungen führt), das ist doch eine Preiserhöhung wert. Die Corona-Impfstoffhersteller Pfizer und Moderna haben für die Europäische Union die Preise deutlich angehoben.

♦ Die Gastanks sind halb leer, der Winter hebt trotz Klimawandel bestimmt auch dieses Jahr wieder sein kaltes Haupt, da sollte vielleicht vorgesorgt werden. Kein Problem, sagt der Putin, machen wir halt North Stream 2 fertig und schon habt ihrs im Winter lecker warm. Aber da steht nun das EU-Recht im Wege, was wiederum dem Putin egal sein kann. Der Preis hat sich vervierfacht, die Bilanz 2021 lacht den Vlad jetzt schon an, da ist er eher Buchhalter als Jurist.

♦ „Ich mache 49 Jahre Politik und habe mir im angeblichen Land der Dichter und Denker nicht vorstellen können, welches Ausmaß an Hetze es gibt“, sagte Wolfgang Bosbach, der für einen Wahlkampfauftritt den CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen (ehem. Verfassungsschutzpräsident) besuchte.
„Wenn dann noch sogenannte Parteifreunde das Feuer nicht löschen, sondern versuchen, sich einzureihen, dann muss ich sagen: Das ist nicht meine Welt.“
Nein, das ist Merkels Welt.


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