Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 15 – Auf schlimmer und ewig, Staffel 4, Folge 15

Armin denkt nach, Söder will getragen werden, und Annalena packt schon mal das Köfferchen für Berlin. Ob mit oder ohne Merkel – die Sitcom wird wohl weitergehen.

Was bisher geschah: Ein lästiges Virus bot unserer politischen Verantwortungsgemeinschaft endlich die Gelegenheit zu beweisen, was in ihr steckt. Außenminister Heiko schenkte den Chinesen Masken und Ausrüstung, die diese später zu hohen Preisen an Gesundheitsminister Jens verkauften. Kassenwart Olaf gab der ins Exil geschickten Ursula dreistellige Milliardenbeträge mit, um sich neue Freunde in Europa zu suchen. Chefin Merkel hockte derweil mit ihrem Klüngel in Berlin zusammen und erfand ständig neue Kurven und Modelle, die das baldige Ende der Deutschen voraussagten.

Die 16 Ministerpräsidenten machten unterdessen Geschäfte auf, oder Geschäfte zu – um ihre Tatkraft zu beweisen und um den Kollegen eins auszuwischen. Damit nicht vergessen wird, wer der Chef ist, rief Merkel regelmäßig zur Online-Konferenz.

♦ In der heutigen Folge von „Auf schlimmer und ewig“: Weil die Ministerpräsidenten ihre digitalen Gruppensitzungen immer als Schlafkopfrunde missbrauchen oder Candy Crush spielen, hat Dr. Angela Merkel die nächste Veranstaltung kurzfristig abgesagt und gleich das Infektionsschutzgesetz umgeschrieben.
Nur der rote Bodo aus Thüringen, mit Hubschrauber und Dienstwagen gleichzeitig im Einsatz, das Virus einzudämmen oder sein Häuschen aufzuräumen, ist fassungslos über diese Majestätsbeleidigung. Vor allem aber, weil er Merkels Ankündigungen aus der Presse erfahre wie Hinz und Kunz. Da fühlt er sich als „Staffage für ein Schauspiel“ benutzt.

♦ Ja, das „Große Schauspiel“. Armin Laschet, bislang einziger Kanzlerkandidat der Union, inspiriert zwar noch nicht die Massen, wohl aber bereits Wort- und Bildkünstler, die ihm unter dem Titel „Armin denkt nach“ (#armindenktnach) schon manches Twitter-Denkmal setzten. Zudem feierte er in seinem Homeland NRW das erste Impf-Drive-In, wo er im Kopf vorrechnete, das Impf-Tempo schreite exponentiell voran.

♦ Der andere Gockel im Hahnenkampf, Söder, der bislang noch nicht den Mut aufbrachte, wirklich zu kandidieren, war vom Gespreize seines Gegners überrascht, glaubte er sich doch bereits von Merkel sowie ARD & ZDF als Nachfolger auserkoren. Also lässt er nun impfen auf Teufel-komm-raus, als sei jeder Geimpfte eine Wählerstimme.

♦ Trotz seiner (von ihm selbst) gefühlten Erfolge als Inzidenzen-Prediger wird Söder jedoch nicht auf dem Schild zu Wahl getragen. Der alte CSU-Huber, Teil des Ministerpräsidenten-Pärchens Huber-Beckstein, mahnt, die Bayern seien „nicht immer so beliebt, wie wir selber sein wollen“ und Fritze Merz sieht Söders Kandidatur nicht einmal „im Interesse der CSU“.

♦ Tja, wenn der Söder ein Mädchen wäre … Noch ist kein süßer Rauch aufgestiegen, da legt sich die „Welt“ trotzdem schon mal fest: „Nach Lage der Dinge“ „scheint hinter den Kulissen“ die Entscheidung gefallen zu sein. Bei den Grünen „läuft es auf eine Kanzlerkandidatin hinaus“. Kanzlerin Baerbocks wissenschaftsbasiertes Denken – Strom wird im Netz gespeichert und in Batterien ackern Kobolde – schließt zudem nahtlos an Merkelsche Weisheiten an, „Wir versuchen jetzt, die Brücken zu bauen, aber wir wissen auch nicht, wohin wir die genau bauen. Also, das Ufer sehen wir ja auch nicht“. Da müssen sich Presse und Volk intellektuell nicht groß umstellen. Leopoldina und Wirtschaftsinstitute werden sich in Zukunft eben wieder etwas zusammenreißen müssen.

♦ Geopolitisch äußerst unsensibel „würde sich eine Mehrheit der Deutschen mit Sputnik impfen lassen“, und Populist Söder stellte sofort eine größere Bestellung für Bayern in Aussicht. Was auf der Atlantik-Brücke Verärgerung verursachte wie North Stream 2. Der ukrainische Außenminister sagte „Pfui!“ und der Gesundheitsminister der Slowakei behauptet, die ihm gelieferten Dosen schmeckten ganz anders als das versprochene Original. Eher wie die Marlboros vom Polenmarkt.

♦ Karl Lauterbach hat sich jedenfalls Astra spritzen lassen, seit in der „Zeit“, dem Postillon für Akademiker und Singles mit Niveau, ein Arzt zitiert wurde: „Mit AstraZeneca impfe ich fast nur noch Akademiker.“

♦ Was ist der Unterschied zwischen einem Geimpften und dem, der bereits Corona hatte und damit doch auch immun sein müsste? Den Jens können wir nicht fragen, der weiß es auch nicht. Warum wir fragen? Nun, der Ratefuchs Günther Jauch ist gerade als befallen gemeldet worden, antwortet aber (honorarfrei) in einer Millionenkampagne demnächst auf die 5-Euro-Frage: „Lasse ich mich impfen? A) Ja B) Ja C) Ja D) Ja“.

♦ Wir begleiten ja immer wieder kritisch diesen Erdogan, aber diesmal trifft ihn keine Schuld. Also: Ursula von der Leyen hatte sich aufgemacht, um mit Erdolf, dem Prächtigen, Herrscher von Idlib, (Teilen von) Libyen und der Türkei, „eine lange und sehr offene Diskussion über Frauenrechte“ zu führen, hatte aber dummerweise diesen Charles Michel (belgische Kinderstube) im Gepäck. Bei Erdolfs gab es aber nur zwei Stühle. Und bevor Ursel ihr strenges „Eeehm“, mit dem sie sonst ihrem EU-Personal Beine macht, sagen konnte, hatte sich Michel bereits auf den Stuhl neben Erdofs Platz geflätzt, so dass für Ursel nur das Sofa am Katzentisch blieb.

♦ Was bei der Rückreise mit „Röschen“ (Euphemismus!) im Flugzeug passiert ist, wissen wir leider nicht. Seitdem verfolgen den belgischen Stoffel Michel jedenfalls Albträume, wenn er denn überhaupt schlafen kann.

♦ So! Das hamse jetzt davon: „Angesichts der extrem ungleichen Verteilung des Impfstoffs“ wird Greta Thunberg von Schölefrö, dem digitalen UN-Klimagipfel in Glasgow fernbleiben.

♦ Mit Prinz Philip, 99, starb wieder ein Stück Cancel-Culture-Resilienz. Wer traut sich heute noch zu sagen: „Wenn Sie einen Mann sehen, der einer Frau die Autotür aufhält, gibt es zwei mögliche Gründe. Entweder ist es eine neue Frau oder ein neues Auto“.


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