Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 15 – Au Weia in China

Annalena (chinesisch: Au Weia) hat in Peking gezeigt, wo der Hammer hängt. Und bei uns? Blackout mit Ansage. Aber sind die Zeiten auch schlecht, schmeckt der Joint erst recht.

Gestern war ein „schwarzer Tag“ (Fritze Merz), denn ab nun könnte es zappenduster werden im Land. Physik-Nobelpreisträger, selbst internationale Klimaforscher hatten noch kurz vor Zwölfe vor dem Abschalten der letzten AKWs gewarnt, die FDP will sogar …, ach, egal, was die FDP will. Schwarzrotgelbgrün haben in größter Eintracht Deutschlands Rückführung ins Mittelalter beschlossen, was man am besten am vergesslichen Söder sehen kann. Dessen letztes Twitter-Wort: „Der Ausstieg aus der Kernkraft ist eine absolute Fehlentscheidung.“ Wir erinnern den Maggus bei der Gelegenheit gerne daran, dass ausgerechnet „die CSU sich als erste Regierungspartei auf einen konkreten Termin für den Atomausstieg festgelegt hat. Sie peilt das Jahr 2022 an“. (Süddeutsche Zeitung, 22. Mai 2011)

♦ Es ist mit eineinhalb Jahren im Amt zwar schon ein bisschen spät für einen Antrittsbesuch, aber manchmal dauert es eben länger, bis man sich für die passende Garderobe entschieden hat. Nun also China. Zuerst Besichtigung einer Windmühlenfabrik und einer Schule in Tianjin, dann bestieg Annalena (chinesisch: Au Weia) Baerbock den vollelektrischen Schnellzug Velaro CN nach Peking, um mit dem chinesischen Außenminister Qin Gang über Menschenrechte und „Klimaschutz” zu reden, wie es sich gehört. Von der Bild-Zeitung hatte Baerbock zudem den Sonderauftrag erhalten, den Krieg um Taiwan zu beenden, der seit Wochen in den hiesigen Gazetten tobt.

♦ Staatsfunk und Grünen-Presse fassen Au Weias Gespräche mit dem chinesischen Konterpart so zusammen: Dem hat sie es aber gezeigt. Erwartungsgemäß zeigte sich der Chinese uneinsichtig, ja geradezu beleidigt: „Was China am wenigsten braucht, ist ein Lehrmeister aus dem Westen.“ Lehrmeisterin, Herr Minister, soviel Zeit muss sein. Aber die hatte Präsident Xi Jingpin für Au Weia danach gar nicht.

♦ Mehr als 60 Jahre ist es her, dass mit einem gewissen Gerhard Schröder ein CDUler Außenminister war, heute haben sie dafür als eine Art Ersatz Norbert Röttgen. Der machte sich, ganz in der Tradition Konrad Adenauers, um die deutsch-französische Freundschaft verdient, indem er den französischen Präsidenten Macron vor einer großen Dummheit bewahren wollte. Macron hatte nach seinem Staatsbesuch in China gefordert, Europa müsse seine Abhängigkeit von den USA verringern, und alles tun, um nicht in eine Konfrontation zwischen China und den USA hineingezogen zu werden. Was nun im Gegensatz zur Meinung deutscher Politiker und nahezu der gesamten Presse steht, die endlich mal in einem Weltkrieg auf Seiten der Sieger stehen wollen.

♦ Große Aufregung um geheime US-Regierungsdokumente, die auf Twitter und bei Telegram auftauchten. Die Brisanz der Papiere erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Dass Selenskyi gar nicht Superman ist, ahnen inzwischen sogar die Bild-Leser, und dass die Amis ihre besten Freunde abhören, wusste schon Dr. Angela Merkel, weshalb sie ja zur Sicherheit nur noch über SMS kommunizierte. Südkorea hingegen fordert, etwas ehrpusselig, von den USA Aufklärung und Maßnahmen, Tel Aviv behauptet, die Israel betreffenden Daten seien gefälscht, und unsere Regierung sagt gar nix. Erstens weiß sie, dass sie abgehört wird, und zweitens macht sie doch, was gewünscht, seit die Pipelines gesprengt wurden, und Schland vom amerikanischem LNG abhängig ist.

♦ Desinformationen über die Ukraine werden allerorten frei Haus geliefert. Was Sie allerdings weder im Staatsfunk noch in von der Regierung unterstützten Medien erfahren, können wir hier gelegentlich nachtragen. Haben Sie etwa irgendwo gehört oder gelesen, dass Selenskyi „von den Russen billigen Diesel kauft“ – Krieg hin, Krieg her? Oder dass die Amerikaner zwei kampfbereite Brigaden in Polen und Rumänien haben antreten lassen?
Das können Sie, wieder einmal, beim Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh nachlesen, der störrisch am alten journalistischen Prinzip festhält, den Mächtigen auf die Finger zu klopfen. Hersh erhält seine Informationen, etwa über die ausgeklügelten Schmiergeld-Transaktionen bei der ukrainischen Waffenbeschaffung, von frustrierten CIA-Agenten. Bei den US-Geheimdiensten sind viele sauer auf Präsident Biden, der „in einer anderen Welt lebt“. Jedenfalls hat Joe wohl Verständnis für seinen Freund Wolodymyr, er selbst soll ja auch ein Händchen für Nebengeschäfte haben.

♦ Nicht dass es etwas bewirken würde, aber die Deutschen haben in einer weiteren Umfrage klargemacht, was ihnen der Staatsfunk wert wäre. Bei einem Heiermann im Monat würde die Mehrheit nicht mehr groß meckern. Das Osterprogramm zeigte mal wieder deutlich, dass selbst fünf Euro noch zu viel wären. Kein Wunder, dass RTL mit Wer wird Millionär nach Tagesschau und Wetter in der Zielgruppe „Kleinkinder und Scheintote herausgerechnet“ ganz oben stand. Überraschend erfolgreich auch Das Leben des Brian bei RTL2. Schon 1979, also vor fast 50 Jahren, hatte die Komikertruppe Monty Python vorhergesehen, was heute schaurige Wirklichkeit geworden ist:

Stan von der Volksfront von Judäa möchte, dass seine Mitverschwörer ihn fürderhin Loretta nennen, weil er Babys haben möchte. Einwand von Chef Reggie: „Es ist vollkommener Blödsinn, für sein Recht, Babys zu bekommen zu kämpfen, wenn er keine Babys bekommen kann.“
Lösung des Komitees: „Es ist symbolisch. Für unser Ringen gegen die Unterdrückung. Und für sein Ringen gegen die Realität.“ Als hätte FDP-Buschmann mitgespielt.

♦ Der Irrsinn hat längst Methode, und so verkündet die abgebrochene Theologin Katrin Göring-Eckardt die frohe Botschaft, dass der Strompreis natürlich günstiger werden wird, „je mehr Erneuerbare wir haben“. Denn „Wind und Sonne, die kriegen wir immer zum Nulltarif. Da brauchen wir (nur noch) die Anlagen und die Netze …“. Selig die Armen im Geist, denn ihnen gehört eine großzügige Parteien-Grundversorgung.

♦ Dank Fortschrittskoalition brechen für die hauptsächlich von zugezogenen Facharbeitern betriebene Cannabis-Vertriebsbranche noch goldenere Zeiten an. Die Konkurrenz in Form von staatlich legitimierten Verkaufsstellen ist erst mal vom Tisch, dafür soll der Besitz von 25 Gramm straffrei sein, was auch ängstlichere Naturen an das Produkt heranführen dürfte. Kostensensiblen Naturen empfehlen Lauterbach und Özdemir übrigens sogenannte „Cannabis-Klubs“ zwecks Eigenanbau.

♦ Elon Musk ist für unseren Staatsfunk und die staatlich subventionierte Presse der Gottseibeiuns des Internets. Das sehen auch die woken Kameraden in USA und Großbritannien so. Der eine schreibt meinungsstark vom anderen ab, und woke Politicos finden stets ein offenes Ohr für Zensurmaßnahmen und Boykottaufrufe. Dumm, wenn dann der Elon kurzfristig zum Gespräch einlädt, und dem Journo – in unserem Fall ein junger Mann von der BBC – außer seinen Vorurteilen keine Fakten und Kenntnisse zur Verfügung stehen. Der Journo konfrontiert Musk damit, dass „Organisationen“ festgestellt hätten, dass seit seiner Twitter-Übernahme Hate Speech und Sexismus zugenommen habe. Ob er denn ein einziges Beispiel anführen könne, will Musk wissen. Konnte er nicht. Und über die Corona-Fake News der BBC wollte er auch nicht reden.

♦ Eine deutliche Bereicherung der deutschen Küche wurde leider an der Grenze bei Aachen verhindert, wo die Polizei gebratene Fledermäuse und ungekühlten Fisch aus dem Verkehr zog. Keine kulturelle Diskriminierung übrigens, aber der Transportfahrer, ein 31-Jähriger von der Elfenbeinküste, hatte keine Papiere dabei und sein Auto keine Zulassung. Na, beim nächsten Mal klappt‘s bestimmt.

Guten Appetit beim Sonntagsbraten!


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