Tichys Einblick
Medien lieben Trump-Bashing

Donald Trump, Feindbild Nr.1

Für Medien und Politik ist Donald Trump ein Gottesgeschenk. Hast Du einen probaten Feind, geht’s dir gut. Bitte keine Neuauflage der Jahrzehnte währenden Anti-George W. Bush-Hysterie!

@ Spencer Platt/Getty Images

Der verkrampfte Kampf des Establishments in Amerika und lustigerweise auch in Deutschland gegen Donald Trump ist gerade von US-Präsident Obama bei einem „Promi-Dinner“, sprich dem jährlichen Gala-Dinner der White House Correspondents‘ Association, etwas aufgelockert worden.

Zwar sprach auch Obama, der gerade von einer lame duck in das Fach des Oberkomödianten seines Landes wechselt und sich ein angenehmes letztes Halbjahr im Weißen Haus vorgenommen zu haben scheint, von der außenpolitischen Unerfahrenheit Trump. Aber gerade das kam doppelt komisch rüber und nicht sehr scharf. Der außenpolitisch unbeleckte Neuling Barack Obama, der vor acht Jahren in die mondiale Politik eintrat und sehr viel Unheil angerichtet hat, wirkt naturgemäß selber komisch, wenn er gerade auf diesem Feld seinen politischen Gegner Trump attackiert.

Die deutschen Qualitätsmedien wählen den US-Präsidenten bekanntlich nicht. Sie haben selbstredend kein Stimmrecht, woher auch. Das hindert sie nicht daran, sich in dümmlicher und höchst infantiler Weise journalistisch genauso zu gerieren, als seien sie permanent von hysterischen Zweifeln und Selbstzweifeln besessen, wie sie ihren Lieblingsfeind Donald Trump, der die Welt in den Abgrund reißen würde, als Präsidentschaftskandidat der Republikaner oder gar als Präsidenten der Vereinigten Staaten verhindern könnten. Sie raufen sich in der schizophrenen Pose süffisanter Überheblichkeit die Haare, dass es ihnen bisher nicht ausreichend gelingt, die dummen, eigentlich exemplarisch dummen amerikanischen Wähler (dumm, soweit sie Trump wählen) auf ihre eigene vorbildliche Trump-Bekämpfungslinie einschwören zu können.

Trumps öffentliche Äußerungen, zuletzt seine erste der Außenpolitik gewidmete Rede, erzeugen bei den Rezipienten im Lager der politischen Korrektis wahre psychische Verrenkungen. Zwei eher zufällig herausgesuchte Texte aus der Süddeutschen und aus der Zeit, die vor hemmungslosen inneren Widersprüchen und Unsinnigkeiten strotzen, sollen hier exemplarisch für den heldenhaften Anti-Trump-Kampf oder Ungeist, herangezogen werden.

Sie, ebenso wie viele Medien in den USA, sehen Aussagen, die in Trumps Äußerungen objektiv nicht enthalten sind und übersehen die Realitäten von Trumps Aussagen. Gewiss ist Trump jemand, der als politischer Quereinsteiger schaumschlägt, klappert und auch klappern muss. Trump ist als milliardenschwerer Quereinsteiger mit auch für die Klatschpresse interessanten Geschichten und seiner typischen Mischung aus Freigeist, finanzieller Unabhängigkeit und einem gewissen Spielertum für viele, die sich einen US-Präsidenten womöglich anders vorstellen, höchst gewöhnungsbedürftig.

Doch die Argumente, die im Moment weltweit nachgeplappert werden, dass Trump sich in seiner ersten außenpolitischen Rede in Widersprüche verwickelt hätte, sind selbstentlarvend. Ein Widerspruch, den die Trumpgegner benennen, soll so gehen: Einerseits will Trump die Partner der USA nicht im Stich lassen und andererseits verlangt er von den Europäern, dass sie sich an den Kosten des letzten Endes US-amerikanisch dominierten Militärschutzes des Westens angemessen beteiligen sollen. Wenn das die Messlatte für einen Widerspruch ist, der offenkundig keiner ist, dann fragt man sich, wo die Suche nach inneren Widersprüche in den Aussagen der konkurrierenden Präsidentschaftsbewerber und überhaupt aller Politiker dieser Welt bleibt.

Letzte Woche fragte ein kleiner Facebook-Mitarbeiter ehrfürchtig seinen Halbgott Marc Zuckerberg, mit welchen Facebook technisch zur Verfügung stehenden Mitteln man Trump verhindern, sprich, aus dem Rennen hinausmanipulieren könnte und/oder müsste.

Die Trumphasser in den deutschen Medien finden das im Prinzip sympathisch und phantasieren darüber, wie sie die Wähler in den fernen USA umdrehen und von den ohnehin verhassten Republikanern ablenken könnten. Donald Trump hat offenbar das Talent, außer Wählerstimmen zu generieren, selbstredend bei den Doofis, etablierte Hasser gegen seine Person zu aktivieren. Allerdings: Das Trump-Bashing von ganz oben macht verfassungsethisch keinen sonderlich guten Eindruck. Pluralismus, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und auch journalistische Fairness sind in Sachen Trump zu minderwertigen Kategorien geworden.

In jedem Fall: In Amerika wird im November ein neuer Präsident gewählt. Über die Neubesetzung des Präsidentenamtes wird positiv entschieden werden, egal ob die deutschen Edelmedien zur Wahl gehen oder nicht, egal, ob Bundesaußenminister Steinmeier seine Beurteilung der außenpolitischen Qualitäten Trumps abgibt oder nicht, egal ob sich von Madelaine Albright bis zur New York Times alle im linken Takt ihrer Besserwisserei schütteln, egal ob irgendein wahlberechtigter Amerikaner wählt oder nicht.

Für die Politisch Korrekten ist die Kandidatur von Trump ein kosmisches Leckerli

Eine negative Wahl, sprich einen Kandidaten XY abzuwählen, gibt es naturgemäß nicht. Bestenfalls lässt sich denken, dass ein Wähler Trump verhindern will, in dem er einen anderen Kandidaten, Kandidatin, die er eigentlich auch nicht will, allein zum Zwecke der Trumpverhinderung wählt. So ungefähr geht das verschwurbelte und verschrobene Gedankenspiel vieler deutscher Medien, die sich einfach selbst gefallen in dem Gedanken, dass die wichtigste Wichtigkeit der Weltpolitik sich nicht mit den realen politischen Fragen zu beschäftigen braucht, sondern dass es ausreichte, sich auf die Verhinderung der Wahl Trumps zu kaprizieren.

Wer Trump verhindern will, muss dieses selbstgefällige Momentum grenzenloser Hysterie erst einmal los werden und tief durchatmen. Danach fällt es dann leichter, sich Gedanken zu machen, was in Amerika eigentlich Sache ist und was für die nächste Präsidentschaftsperiode wünschenswert sein könnte. Donald Trump als US-Präsident verhindern wollen ist für gestandene Politiker, ist als politisches Engagement für die Großmedien oder als Volkssport in Deutschland ein bisschen arg dürftig.

Trump gibt nach allem, was man in der Kürze der Zeit über ihn in Erfahrung bringen konnte, keinen Anlass für die Annahme, dass er ein linker oder rechter Geiferer ist. Da müssen sich die Trump-Hasser wohl schon eher an die eigene Nase fassen, was das Momentum der Verblendung anbelangt.

Hillary aus dem Clinton-Clan ist eine in die Jahre gekommene Lady, eine bewundernswerte Kampfmaschine, aber ihre politischen Rezepte und ihre Emotionen stammen aus der Vergangenheit ihrer eigenen Glorie in Little Rock und als First Lady in Washington. Und sie war eine vorlaute First Lady, die in gewissem Sinne ihr Präsidentschaftsrecht nach der US-Verfassung, einmal acht Jahre max. schon wahrgenommen hat. Eine Präsidentin Clinton könnte nur schwer erträglich zur Selbstüberschätzung neigen.

Hillary Clinton war Außenministerin und sie ist Vertreterin des weißen Establishments in der demokratischen Parteizentrale und sie ist nicht die Alternative, die jemanden vom Hocker reisst. Da hätte das mächtige Volk der USA mit fast 400 Millionen Einwohnern sicher noch ein paar mehr geeignete Präsidenten zu bieten. Derzeit sieht sicher alles danach aus, dass Clinton 2 die nächste US-Präsidentin sein wird. Bei den jüngeren Frauen kommt sie sicher nicht so gut an, für die schickt sie ihre Tochter Chelsea ins Rennen, aber bei den älteren Damen der Baby-Boomer-Generation hat sie gewiss einen großen Stein im Brett. In jedem Fall bleibt: Hillary Clinton, die wahrscheinliche nächste Präsidentin, ist eine ziemlich abgedroschene Nummer, ohne große Visionen. Alles dagewesen.

Nun ja, Wahlkampf heißt legitimer Weise natürlich auch, dass man einen bestimmten US-Präsidenten nicht haben möchte. Nur die hysterische Verve, mit der der deutsch-korrekte Mann oder die deutsch-korrekte Frau sich jetzt öffentlich gegen Trump positioniert, hat etwas Tragisch-Komisches, etwas unendlich Ödes und Einfallsloses und zeugt von einem erschütternden geistigen Stillstand.

Für die Politisch Korrekten ist die Kandidatur von Trump ein kosmisches Leckerli: Da ist er wieder. Der böse Mann, auch ein bisschen der böse alte weiße Mann, auf den man mit dem üblichen intellektualistischen Gelaber eindreschen kann. Endlich hat man wieder etwas zu tun! Man weiß ganz sicher, dass man sich in der Rotte der Anti-Trump-Fighter herrlich auf seiner etablierten journalistischen Chaiselonge zurück lehnen kann und sich gegenseitig mit seinen journalistischen und politischen Miteiferern wärmt und viel Zustimmung und Sympathie von ihnen empfängt: Dieser Immobilienmilliardär, dieser Dummkopf, dieser brandgefährliche Nichtswisser, dieser Held von seichten schönheitsoperierten Frauen, dieser bizarre, den Weltfrieden gefährdende anti-muslimische, anti-mexikanische Bösian, diese inkompetente Teleprompter-Lachnummer, der unerhörte Merkel-Kritiker, der die Welt holzschnittartig sieht und sich nichts von den milliardenschweren Politikkäufern und Weiterverhökerern, von den heiligen Sorosens und Buffets sagen lässt. Dieser grässliche Mensch mit den blond gefärbten Haaren, der Milliarden ganz ohne Hirn gemacht hat. Liest man deutsche oder amerikanische Medien, stellt man fest, dass manche gar nicht genug Wörter finden können, um ihrer Fassungslosigkeit, dass den irgendeiner wählt, wieder Herr zu werden.

Acht Jahre George W. Bush waren acht gemütliche Jahre der kollektiven Hasses von deutschen Leitmedien auf den ungeliebten George W., der alles falsch gemacht hat oder hätte, vom ersten bis zum letzten Tag seiner Regierung. Klar, ein US-Präsident ist vom ersten bis zum letzten Tag seiner Amtszeit für das, was er tut oder unterlässt, verantwortlich, auch wenn ebenso klar ist, dass er nicht bei Null anfängt, sondern die reale Geschichte bis zur eigenen Amtsübernahme als Erbe übernimmt.

Das mächtige Lager der Bush-Hasser, die jetzt die sich neu formierenden Trump-Hasser sind, hat vor acht Jahren den heiligsten aller Messiasse, Obama, an die Macht gebracht, der die nach Erlösung suchenden Emotionen vieler Menschen perfekt bediente und trotz seiner vielen Fehlschläge immer ein bisschen noch bedient.

Obamas ist ein „Schnacker“ und kein Macher

Die große Zahl der politischen Fehlschläge Obamas und die unendliche Liste seiner nicht eingelösten Versprechen haben diese Anhängerschaft geradezu fanatisch über volle acht Jahre damit erklärt und entschuldigt, dass Obama die USA nicht so übernommen hätte, wie sie gewesen wäre, wenn er selber sie als Über-Messias schon immer gelenkt hätte. Obama musste das Erbe des Totalversagers Bush richten und dann auch damit leben, dass es in der Demokratie namens USA tatsächlich auch noch eine republikanische Opposition gab, die nicht alles gefressen hat, was Obama ihr vorsetzte. Den Mund, was er alles für Amerika und die Menschheit in kürzester Zeit Wundersames bewirken könnte, hat Obama stets sehr voll genommen.

Nun ja, Obama hat so viel Heiligkeit und geradezu außerirdische Leistungsfähigkeit und so viel absoluten Durchblick versprochen, dass er es tatsächlich nicht leicht hatte, auf der von Vorschusslorbeeren angeheizten Welle schier übermenschlicher Erwartungen an den neuen Heiland eine gute Figur zu machen. Obamas Bilanz ist trotzdem erbärmlich, insbesondere bemessen an eben den Sympathie-Wellen, die ihm entgegengebracht wurden und die ihn trugen und die es ihm tatsächlich vergleichsweise leicht gemacht hätten, Dinge zu bewirken und anzuschieben.
Obama ist ein sehr guter Redner und sehr gut ist sicher noch untertrieben und deswegen ist er auch ein so perfekter Ankündiger und Großversprecher. Nur ist er eben nicht der Einlöser der Versprechen. Immerhin, das Kranken- und das Rentenversicherungssystem der USA sind in seiner Zeit deutlich sozialer und, man könnte sagen, europäischer geworden. Ansonsten ist die Bilanz Obamas, der auf der beschriebenen hysterischen Sympathiewelle surfend gleich vorab schon mal den Friedensnobelpreis aufgezwungen bekam, ziemlich negativ und das gilt insbesondere für seine außenpolitische Bilanz.

Wer soviel faktisch-politische Verursachung/Mitverantwortung für das Ingangsetzen der heute in aller Munde befindlichen Völkerwanderungsströme trägt wie Obama und seine immerhin mittuende zeitweilige Außenministerin Clinton, verspielt am Ende seiner Amtszeit auch noch sein großes Kapital in Gestalt der großen Sympathien, die er immer wieder neu zu erwecken vermag.

Er lobte jüngst zum Wohlgefallen der Deutschen deren Kanzlerin über den grünen Klee, wohl damit diese Kanzlerin ja nicht auf den Gedanken kommt, zu sagen, Barack, du bist jetzt dran mal 500.000 plus X Einwanderer über den großen Teich zu Dir in die schönen USA zu holen.

Merkel loben, um Merkel nicht auf dumme, oder besser gesagt, auf die richtigen Gedanken zu bringen, nämlich zu sagen, dass ein wesentlicher Mitverursacher jetzt auch wesentliche Konsequenzen tragen und ziemlich solidarisch die Einwanderer, die auch viele politische Korrektis inzwischen in Wahrheit nicht mehr so gern haben wollen, aufnehmen muss, ist kein großer politischer Trick. Dass Merkel darauf hereinfällt, zeigt wie klein die Dame entgegen landläufiger Einschätzung ist.
Ohne Obamas Sprüchlein, „Yes we can“ und seinen Slogan „Change“ und ohne den mächtigsten Militärapparat und die mächtigste Volkswirtschaft im Hintergrund, hätte es kein westliches Anstacheln des zum Verblühen verurteilten, frenetisch bejubelten arabischen Frühlings gegeben. Es hätte keinen Libyenkrieg gegeben, es hätte den jetzt zu beklagenden Syrienkonflikt nicht gegeben und es hätte die für so viele Menschen tödlich oder qualvoll verlaufenden staatlichen Auflösungserscheinungen im gesamten nordafrikanischen Bereich und im Nahen und im Mittleren Osten nicht gegeben.

Im Iran hat Obama mit seinem fröhlichen Aufbruchsgerede 2009 eine kleine, von jungen aufgeklärten Menschen getragene Revolution ausgelöst. Die mutigen und euphorisierten jungen Menschen haben auf Obama und seine Muskeln vertraut. Letzterer hat sie eiskalt links liegen lassen, als das sogenannte iranische Mullahsystem die Revolution auf seine Weise rüde beendet hat. Obama hat einen wesentlichen Anteil daran, dass die Verhältnisse sich in der Region so entwickeln konnten, wie sie sich tatsächlich vorhersehbar fehlentwickelt haben.

Die politischen Korrektis in den Medien und im Establishment gehören einer eisenharten Rechthabersekte an. Und weil das so ist, ist die Welt für die politischen Korrektis so in Ordnung, wie sie sie gern hätten. Obama war eben perfekt, sagen wir mal mindestens beinahe und auch seine Außenministerin Hillary gehörte zu diesem Perfektheitssystem. Obama hat richtig gemacht, was er nur richtig machen konnte, und alles, was Mist ist, hat notfalls eben George W. Bush oder ein böses Schicksal oder eben schon heute Donald Trump, falls er denn der nächste Präsident werden sollte, zu vertreten.

Wie gehabt, das Showbiz, stellt sich mehrheitlich selbstredend, mutig und aufrichtig, hinter Hillary und gegen Trump. Die wichtigsten Medien ohnehin. Das ist in Amerika so und das wird eben auch in Deutschland von den sich berufen fühlenden Journalisten 1 zu 1 kopiert.

Obama ist, wie man in Hamburg sagt, ein Schnacker und kein Macher. Clinton ist Berufspolitikerin und Trump ist Milliardenmacher. Man muss keinen von ihnen lieben, nur die überhebliche Trump-Hasserei ist eine sehr unangenehme Attitüde.