Tichys Einblick
Demokraten-Joker Michelle Obama?

Ron DeSantis unterstützt nun Donald Trump

Zwei Tage vor der Vorwahl in New Hampshire gab Ron DeSantis am Sonntagnachmittag bekannt, dass er seine Kandidatur für 2024 zurückzieht. Was bedeutet das für Nikki Haley und Donald Trump, die beiden verbliebenen Kandidaten im Rennen?

IMAGO / USA TODAY Network
Plötzlich ging dann alles doch ganz schnell. Nach den ersten Abstimmungen in Iowa, bei denen vergangene Woche Donald Trump haushoch gewann, zog Vivek Ramaswamy sofort zurück und kündigte seine Unterstützung für Donald Trump an. DeSantis und Haley dagegen wollten weiter kandidieren. Heute nun, nur zwei Tage vor den Vorwahlen in New Hampshire, verkündete auch Floridas Governor Ron DeSantis, dass er aus dem Rennen aussteigt und fortan Donald Trump unterstützt.

„Erfolg ist nicht endgültig, Misserfolg ist nicht tödlich: Es ist der Mut weiterzumachen, der zählt“, leitete er mit einem Winston-Churchill-Zitat das aufgezeichnete Video auf X ein, in dem er seinen Rücktritt von der Kandidatur erklärt. Innerhalb von nur einer Stunde wurde es 7.4 Millionen mal gesehen. „Niemand hat härter gearbeitet und wir haben alles versucht“, sagte DeSantis über seine Präsidentschaftskampagne. „Ich kann aber unsere Unterstützer nicht bitten, ihre Zeit für Freiwilligenarbeit zur Verfügung zu stellen und Geld zu spenden, wenn wir keinen klaren Weg zum Sieg haben“, kapitulierte er auf X.

Was bedeutet das nun für die verbliebenen Kandidaten Donald Trump und Nikki Haley? Eines ist klar: Sollte Nikki Haley am Dienstag in New Hampshire, dem Bundesstaat, in dem ihr die meisten Chancen eingeräumt werden, nicht liefern, wird auch sie das Rennen schnell verlassen. Amerikanische Wahlkämpfe sind nämlich ausgesprochen teuer. Werbung, Auftritte, Social Media, Radio und TV-Spots, Kampagnen, Leute, die von Haus zu Haus ziehen, Flüge mit Privatjets von einem Veranstaltungsort zum nächsten – das kostet. Insgesamt gaben die republikanischen Kandidaten 123 Millionen Dollar in Iowa aus.

Haley, die in Iowa nur auf Platz 3 landete, investierte dort am meisten. Insgesamt 36 Millionen Dollar, der Zweitplatzierte DeSantis 34 Millionen Dollar. Trumps MAGA Bewegung „nur“ 18 Millionen Dollar, also rund die Hälfte von dem, was seine Gegner jeweils in Spiel brachten, und gewann trotzdem mit einem überwältigenden Vorsprung. Die anderen Kandidaten gaben zusammen etwa 33 Millionen Dollar aus. Bringt Haley jetzt in New Hampshire ihren Sponsoren nicht die erhofften Ergebnisse, werden die Geldströme versiegen und sie kann sich den Wahlkampf nicht mehr leisten.

Wahlkampfbeobachter gehen davon aus, dass sie in New Hampshire eventuell Chancen hat, Trump wenigstens nahe zu kommen, bei den Vorwahlen in Nevada (8. Februar) und South Carolina (24. Februar) dagegen definitiv unterliegen wird und die Vorwahlen spätestens dann entschieden sind.

Interessant sind auch die Reaktionen der Wettbüros in Las Vegas. Trump ist in den Wettbüros der absolute -714 Favorit, um republikanischer Kandidat zu werden. Eine negative Zahl stellt dar, wie viel man wetten müsste, um 100 Dollar zu gewinnen. In diesem Fall müsste also jemand 714 Dollar setzen, um 100 Dollar zu gewinnen, sollte Trump die Nominierung gewinnen. Nur ein komplett Verrückter würde in Las Vegas also gegen Trumps Nominierung wetten.

Auch bei der eigentlichen Präsidentschaftswahl im November sehen die Wettbüros ihn vorne. Trump ist der -110-Favorit bei Ladbrokes Sportsbook mit Sitz in London, und er ist der Even-Money-Favorit bei BetOnline und SportsBetting.ag.

Ein Blick auf die demokratische Partei ist in diesem Zusammenhang ebenfalls spannend. Michelle Obamas Chancen stiegen von 12-1 auf 9-1 bei BetOnline, nächster Präsident der USA zu werden. Damit liegt sie auf Platz 3, hinter Trump und Biden. Nicht wenige Beobachter rechnen also anscheinend damit, dass sie den mühsamen Wahlkampf einfach auslässt und im August beim Parteitag der Demokraten auftaucht, sich zur Wahl stellt und gewinnt. Damit hätte sie große Chancen, einen Medienhype auszulösen und auf einer Begeisterungswelle bis zum 4. November, dem Wahltag, getragen zu werden. Ganz ohne die Ochsentour, die ein gewöhnlicher Kandidat absolvieren muss. Auslöser war ein Interview mit Jay Shetty in dessen Podcast „On Purpose“.

Auf die Frage, was sie nachts wach hielte, antwortete die ehemalige First Lady: „Ich habe Angst vor dem, was möglicherweise passieren könnte, weil unsere Führer wichtig sind“ und erläuterte, dass sie alle Abläufe im Weißen Haus kennt und immer über alles informiert wurde. Es scheint, als ob sie nicht mehr ausschließt, ins Weiße Haus zurückzukehren.

In seinem Podcast „The Verdict“ erläuterte der texanische Senator Ted Cruz, dass Michelle Obama beste Chancen hätte, von den Demokraten nominiert zu werden. Sie wäre die einzige, die bei einer Abdankung des gesundheitlich und mental angeschlagenen Biden die unbeliebte Vizepräsidentin Kamala Harris ersetzen könnte, die dann eigentlich an der Reihe wäre. „Gavin Newsom, der Governor von Kalifornien ist weiß und männlich. Niemals würde die demokratische Partei ihn gegen Kamala Harris einwechseln. Das würde die Partei enorme Stimmen kosten. Michelle dagegen ist eine Frau und schwarz. Sie wäre der Joker, auf den sich alle einigen könnten“.


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